Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Rudolphi interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Hautarzt.
jameda: Herr Dr. Rudolphi, was hat Sie motiviert, Hautarzt zu werden?
Dr. Rudolphi: Die Breite des Fachgebietes. Als Hautarzt habe ich mit allergologischen Erkrankungen, Tumorchirurgie, Krampfaderbehandlungen, proktologischen Erkrankungen des Enddarms, Ästhetik, Lasermedizin und vielem mehr zu tun.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Dr. Rudolphi: Die größte Freude ist das Gefühl, den Patienten wirklich helfen zu können und ihnen eine Strategie für die Behandlung mitzugeben. Dadurch erhält man sehr viel Dankbarkeit zurück.
Die größte Herausforderung ist der Spagat zwischen einer guten Beratung, Diagnostik und Therapie einerseits und der begrenzten Zeit, dem Druck des Budgets und der Enttäuschung über die nicht bezahlte Arbeit.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Dr. Rudolphi: Lange Wartezeiten auf Termine und im Wartezimmer, keine Zeit in der Sprechstunde und die Zahlung bestimmter Leistungen, die von den Krankenkassen nicht übernommen werden.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Dr. Rudolphi: Viele chronische Hauterkrankungen sind deshalb unangenehm, da sie die Patienten im Alltag behindern. Sie sind jeden Tag sichtbar und müssen täglich behandelt werden. Heute haben wir aber zunehmend hervorragende Medikamente zur Verfügung, die bei entsprechender Ausprägung der Erkrankung gerne eingesetzt werden. Da es sich oft um sehr teure Medikamente handelt, müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Dr. Rudolphi: Wenn ein Patient meine Beratung wünscht, so wird er darüber informiert, wie seine Erkrankung am besten behandelt werden kann. Aber durchführen muss er diese Therapie selber. Jeder ist für sich selbst verantwortlich.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Dr. Rudolphi: Wir haben in Deutschland im Vergleich zu den meisten anderen Ländern ein sehr gut funktionierendes Gesundheitssystem.
Die Patienten werden ambulant im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern sehr gut behandelt. Viele jammern auf sehr hohem Niveau und seitens der Politik herrscht ein unschlagbarer Aktionismus.
Aber die Budgetierung der ärztlichen Tätigkeit ist eine riesige Belastung. Die Krankenkassen bezahlen notwendige Leistungen oft in Höhe von mehreren zehntausend Euro im Quartal nicht. Über den Ärzten schwebt das Damoklesschwert des Arzneimittelregresses. Das heißt, der Arzt muss nach Jahren für die verschriebenen Medikamente Geld an die Krankenkassen zurückzahlen, oft mehrere zehntausend Euro.
Politik und Krankenkassen möchten soviel Leistung wie möglich, aber dafür keine finanziellen Mittel zur Verfügung stellen. Dann ist eine unverständliche Unterfinanzierung der Ärzte in Nordrhein im Vergleich zu den südlichen Bundesländern zu beobachten. Der Arzt in Nordrhein verdient für die gleiche Tätigkeit deutlich weniger als die Kollegen in Bayern.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Dr. Rudolphi: Wir müssen weiterhin anstreben, die Kommunikation mit dem Patienten zu optimieren. Viel kommt manchmal nicht richtig oder gar nicht an.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Dr. Rudolphi: Das Ziel unserer Praxis ist es, die diagnostischen Verfahren und Therapien auf hohem Niveau und aktuellem wissenschaftlichem Stand anbieten zu können. Hier einige Beispiele:
Mit der computergeführten Videoskopie können Muttermale, die nicht bösartig sind, aber der genauen Beobachtung bedürfen, vergrößert aufgenommen und später verglichen werden.
Dank der Laserbehandlung müssen Krampfadern nicht mehr gezogen werden. Für den Patienten bedeutet das keine Arbeitseinschränkung, keine Schmerzen und keine Narkose. Er ist in der Familie und im Beruf sofort wieder voll einsetzbar.
Außerdem hat sich die Behandlung schwerer Schuppenflechte und jetzt auch der Neurodermitis in den letzten Jahren massiv verbessert. Durch die Wirkung neuer Medikamente kann den Patienten heute sehr gut geholfen werden.
Der Behandlung des fortgeschrittenen schwarzen Hautkrebses ist durch immunologische Eingriffe ein weiter Schritt nach vorne gelungen.
Fettpolster wiederum können heute durch eine bestimmte Form der Kryolipolyse behandelt werden. Dabei wird der Abbau von Fettgewebe in Kombination aus Fetteinschmelzung durch Kälte und Stoßwellen optimiert.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Dr. Rudolphi: Da gibt es sowohl positive als auch negative Erinnerungen. Ein positives Erlebnis ist folgendes: Bei einer 86-jährigen, mitten im Leben stehenden Frau waren nach einer Lasertherapie der Krampfader die als Arthrose vorher behandelten Knieschmerzen weg. Die Lebensqualität war um ein Vielfaches gestiegen.
Negative Erlebnisse bleiben in Erinnerung, wenn Patienten meine Arzthelferinnen oder auch uns Ärzte anpöbeln - aus welchem Grund auch immer. Der Egoismus hat spürbar zugenommen, bestimmte Werte werden nicht mehr mitgeteilt oder reduzieren sich auf das eigene Ich. Wir bedauern das sehr.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Dr. Rudolphi: Das meiste ist Ihnen bekannt. Wichtig erscheint mir: Eine positive Einstellung und lösungsorientiertes Denken und Handeln führen zu Lockerheit und Entspannung.
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