Der Hamburger Chirurg Paul Sudeck hat der Krankheit seinen Namen gegeben, die heute auf englisch meist ‘complex regional pain syndrom (CRPS)’ genannt wird.
Ein CRPS entwickelt sich nach Verletzungen von Extremitäten bei 2-3 % der Patienten, am häufigsten beim Speichenbruch in der Nähe des Handgelenks (z.B. durch einen Sturz auf den ausgestreckten Arm).
Ein spontan auftretendes CRPS ist extrem selten, aber auch Bagatelltraumata können dieses Syndrom auslösen. Typisch sind unpassend starke Ruheschmerzen, ohne dass der Orthopäde oder Unfallchirurg eine andere Ursache findet, wie z.B. eine starke rötliche Schwellung und ein starkes Hitzegefühl. Man könnte diese Symptome als eine ‘überschießende Entzündungsreaktion’ bezeichnen.
Die Diagnose wird mit den sogenannten ‘Budapest-Kriterien’ gestellt - nicht durch Röntgen-Untersuchungen, die allenfalls bei der Abgrenzung zu anderen Krankheiten helfen können.
In den letzten 10 Jahren haben sich Diagnostik und Therapie des CRPS stark verändert, wobei die Verbesserung der Funktionalität jetzt klar im Fokus steht und eine ursächliche Therapie darstellt.
Die symptomatische Schmerzmittelgabe soll insbesondere die aktiven Therapieverfahren begünstigen bzw. erst ermöglichen. Früh diagnostiziert und korrekt therapiert ist die Prognose des CRPS gut. Bei zu später Diagnose und nicht leitliniengerechter Therapie kann das CRPS chronisch werden und schwere funktionelle Behinderungen verursachen.
Bei der interdisziplinären Therapie steht an erster Stelle, die Funktionalität wiederzuerlangen. Im Rahmen eines abgestuften Übungsplans werden zunehmend schwierigere Situationen und Übungen erlernt und selbständig umgesetzt. Dabei ist die aktive Mitarbeit des Patienten unerlässlich.
Anfangs werden oft mittels einer Tablet-Applikation Bilder von rechten und linken Händen gezeigt, die korrekt zugeordnet werden müssen. Hintergrund ist hier die Körperschemastörung der Patienten, bei der eine verzerrte Wahrnehmung des Körpers auftritt. Zusätzlich wird oft mit Fotos gearbeitet, z. B. einer Hand, die ein Feuerzeug anzündet. Also mit Fotos, deren Anblick bei den Patienten Schmerzen auslösen können.
Die wichtigste und effektivste Maßnahme ist jedoch die Spiegeltherapie nach Ramachandran. Das Grundprinzip ist, dass der Spiegel dem Gehirn die gespiegelte gesunde Hand als betroffene Hand anbietet und damit das Gehirn „überlistet“. Man beginnt meist mit Übungen, die das gestörte Empfindungssystem betreffen, z.B. mit einem Igelball, und geht dann zu motorischen Übungen über.
Eine weitere wichtige Methode ist die sogenannte „pain exposure physical therapy“ (PEPT), die gezielt an die Schmerzgrenze bzw. auch darüber hinaus geht. Früher hat man dagegen auf schmerzfreie Bewegung geachtet.
Wichtig ist dabei, dass nicht der Arzt oder Physiotherapeut durch passive Bewegung Schmerzen auslöst, sondern der Patient selbst diese Bewegung trotz Schmerzen auszuführen lernt. So hat PEPT einen eindeutig verhaltensmedizinischen Ansatz, der die Angst vor dem Schmerz und der Bewegung vieler Patienten Stück für Stück abbauen kann.
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