Diffuse Bauchbeschwerden, einhergehend mit Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten und Verstopfung sind ein nicht seltenes Beschwerdebild. Wenn die Untersuchungen, z.B. Darmspiegelung, Ultraschall oder Röntgenaufnahmen des Bauches unauffällig sind, ist die Diagnose Reizdarm schnell im Raum.
Dabei wird verkannt, dass bei der Verstopfung doch häufig strukturelle Ursachen vorliegen. Die chronische Darmverstopfung, im englischen Sprachraum als Slow Transit Constipation bezeichnet, ist eine echte Krankheit, die es zu erkennen gilt. Weit mehr als 10 % der Bevölkerung leidet unter Verstopfung. Dieses verstärkt sich im zunehmenden Alter. Stadienabhängig können Ernährungsumstellung, Medikamente oder aber eine Operation Linderung schaffen.
Bei der Verdauung gelangen nicht verwertete Nahrungsbestandteile, z.B. Ballaststoffe in den Dickdarm, die als Stuhl ausgeschieden werden. Verweilt der Stuhl ungewöhnlich lange im Darm, können Vergärungen zur Darmgasbildung (Meteorismus - Blähungen) führen und zu einem Völlegefühl. Während bei Gesunden der Stuhl maximal 70 Stunden im Darm verbleibt, kann dieses bei chronisch Verstopften erheblich länger sein.
Eine mögliche Diagnostik ist hier der Hinton-Test. Über 6 Tage werden Kapseln mit röntgendichten Kügelchen eingenommen und am 7 Tag ein Röntgenbild des Bauches angefertigt. Anzahl und Verteilung der Kügelchen im Dickdarm erlauben die Transitzeit zu errechnen. Daraus ergibt sich der Verdacht auf eine echte Transportstörung des Dickdarmes als Erklärung einer chronischen Verstopfung.
Ursachen können Engen des Dickdarmes, z.B. eine Divertikelkrankheit oder aber Verwachsungen sein. Es kann aber auch das „Darmhirn“ betroffen sein. Schwinden nämlich die Nervenzellen des Darmes, die für eine Kontraktur der Darmmuskulatur erforderlich sind, ist die Peristaltik und somit die Fortbewegung der Stuhlsäule eingeschränkt. Der Darm erschlafft wie ein ausgeleiertes Gummiband.
Als weitere Ursachen einer chronischen Verstopfung sind Störungen des muskulären Beckenbodens zu erkennen. Der Dickdarm kann dabei durch das jahrelange Pressen beim Stuhlgang überdehnt werden und zu einer sackähnlichen Ausbuchtung (Cul de Sac) führen, die in den Austritt des Darminhaltes weiter erschweren kann. Dabei sind Frauen wesentlich häufiger als Männern betroffen. Die Erklärung hierfür ist die Anatomie des weiblichen Beckens sowie Veränderungen des Beckenbodens durch Schwangerschaften oder Operationen der Gebärmutter.
Nur eine spezielle Diagnosetechnik, bei der die Stuhlentleerung direkt aufgezeichnet wird (Defäkographie durch konventionelles Röntgen oder MRT) kann solche Befunde aufdecken. Je nach Schweregrad der Entleerungsstörung kann dann durch Optimierung der Ernährung, durch Hinzusetzen von abführenden Maßnahmen oder aber durch eine Operation das Problem der chronischen Verstopfung gelindert werden.
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