Team jameda
Harnwegsinfektionen sind lästig und müssen richtig behandelt werden. Lesen Sie hier, welche Arten es gibt, wie sie sich äußern, zu welchem Arzt Sie gehen sollten und wie Sie Ihre Behandlung am besten selbst unterstützen können.
Harnwegsinfektionen sind Entzündungen der Nieren, der Harnleiter, der Harnblase oder der Harnröhre. Eine Harnröhreninfektion wird auch Urethritis genannt, eine Harnblaseninfektion nennt man dagegen Zystitis.
Niereninfektionen betreffen entweder die Nierenkörperchen („Glomerulonephritis“), das Stützgewebe der Nierensubstanz („interstitielle Nephritis“) oder aber das Nierenbecken („Pyelonephritis“).
Die Harnwegsinfektion ist die häufigste bakteriell verursachte Entzündung. Frauen erkranken viermal häufiger als Männer. Jede zweite Frau leidet einmal in ihrem Leben an einer Zystitis. Häufig betroffen sind auch Säuglinge und Kleinkinder.
Mit zunehmendem Alter steigt die Erkrankungsquote der Harnwegsinfektionen bei beiden Geschlechtern. Bei Frauen hängt das mit hormonbedingten Schleimhautveränderungen zusammen, bei Männern sind immer häufiger vorkommende gutartige Prostatavergrößerungen dafür verantwortlich.
Die meisten Harnwegsinfektionen werden durch Darmbakterien verursacht, die in die äußere Harnröhre gelangen und in die Blase, die Harnleiter und die Nieren aufsteigen. Sie sind ansteckend und können durch ungeschütztem Geschlechts- und Oralverkehr an den Partner übertragen werden. Seltene Erreger sind Parasiten oder Pilze.
Frauen erkranken häufiger an einer Harnwegsinfektion, weil sie eine kürzere Harnröhre haben, über die die Keime leichter in die Harnblase aufsteigen.
Folgende Faktoren begünstigen die Erkrankung:
Eine Harnwegsinfektion kann kompliziert oder symptomlos sein. Ohne Beschwerden oder Anzeichen wird sie zufällig durch eine routinemäßige Urinuntersuchung entdeckt und ,asymptomatische Bakteriurie‘‘ genannt.
Kompliziert ist eine Harnwegsinfektion, wenn bestimmte Ursachen oder Erkrankungen dahinterstecken, wie zum Beispiel:
Eine Harnweginfektion bei einer Schwangeren muss besonders vorsichtig behandelt werden und gilt deswegen meistens als kompliziert.
Blasenentzündungen verursachen Brennen und krampfartige Schmerzen beim Wasserlassen, häufigen Harndrang mit Entleerung kleiner Urinmengen, einen abgeschwächten Harnstrahl, Ausfluss aus der Harnröhre, Juckreiz im Intimbereich, unkontrollierten Urinverlust und Schmerzen über dem Schambein.
Bei Männern mit einem Dauerkatheter und einer Harnwegsinfektion steckt oft auch eine zusätzliche Nebenhodenentzündung dahinter, die sich mit einem geschwollen Hodensack bemerkbar macht.
Eine Nierenbeckenentzündung äußert sich mit Flanken- und Rückenschmerzen, Fieber und Schüttelfrost, Erbrechen und Bauch- und Kopfschmerzen. Möglich ist auch eine Erhöhung des Blutdrucks, weil die Nieren unter anderem auch zu seiner Regulierung beitragen.
Die wichtigste Untersuchung zur Feststellung einer Harnwegsinfektion ist die Urinprobe. Bei einer Harnwegsinfektion enthält der Urin viele weiße Blutkörperchen, was sonst nicht der Fall ist. Auch rote Blutkörperchen lassen sich oft feststellen.
Darüber hinaus kann der Erreger mit einem Antibiogram identifiziert werden, wobei die Empfindlichkeit der Keime im Urin gegenüber Antibiotika getestet wird.
Der Spezialist für die Behandlung einer Harnweginfektion ist der Urologe, der je nach Fall weitere Untersuchungen anordnet, wie zum Beispiel:
Die wichtigste Maßnahme zur Behandlung einer bakteriellen Harnwegsinfektion ist die Antibiotikatherapie. Bei unkomplizierten Fällen führt sie meistens schnell zur Heilung. Bei komplizierten Erkrankungen dauert es länger, bis die Genesung eintritt. Gegen die Schmerzen verschreibt der Arzt zusätzlich Medikamente.
Die Erfolgschance der Antibiotikatherapie hängt von Ihnen ab. Es ist besonders wichtig, die Medikamente genauso einzunehmen, wie es der Arzt verordnet hat. Oft verschwinden die Beschwerden nach 1 oder 2 Tagen und die Betroffenen nehmen die restlichen Tabletten nicht mehr ein. Das ist ein Fehler, weil der Erreger zwar geschwächt ist, sich nach dem frühzeitigen Absetzten der Medikamente aber wieder erholt.
So kann die Infektion in die Länge gezogen werden, wobei der Erreger Zeit gewinnt und Resistenzen aufbaut. Eine sichere Heilung gibt es nur, wenn der Erreger vollständig beseitig ist, was nur die korrekt durchgeführte Antibiotikatherapie gewährleistet.
Schwangere Frauen sind besonders anfällig für Harnwegsinfektionen, weil die hormonellen Veränderungen im Körper der werdenden Mutter den Aufstieg der Bakterien bis in die Blase begünstigen. Sie werden oft stationär und intravenös mit bestimmten Antibiotika behandelt, die dem ungeborenen Kind nicht schaden.
Kehren Blasenentzündungen immer wieder zurück, führt die wiederholte oder langfristige Einnahme von Antibiotika zur Resistenz der Bakterien. Wird ein neues Antibiotikum verabreicht, kann es eine Zeit lang helfen, aber danach verliert es seine Wirkung wieder. So kommen die Betroffenen in einen Teufelskreis. Eine Alternative zur Vorbeugung von wiederkehrenden Blasenentzündungen ist ein spezieller Impfstoff, der inaktivierte Erreger von 10 Bakterienstämmen enthält. Er wird dreimal in 1- bis 2-wöchigen Abständen intramuskulär in den Oberarm gespritzt und nach einem Jahr aufgefrischt.
Wenn Harnsteine oder eine vergrößerte Prostata der Hintergrund der Harnwegsinfektion sind, dann müssen diese Erkrankungen gezielt mit Medikamenten oder einer OP behandelt werden, sonst wird es immer wieder zu Harnwegsinfektionen kommen. Harnsteine und Prostatavergrößerung führen zu Harnstau oder Restharn in der Blase, wobei auch Bakterien und kleine Harnsteine in der Blase bleiben, sich vermehren oder vergrößern und nicht vollständig ausgespült werden. So erhöht sich das Risiko wiederholter Harnwegsinfektionen.
Eine Prostatavergrößerung kann medikamentös mit Alpha-Blockern oder 5-Alpha-Reduktasehemmern behandelt werden. Alternativ entfernt der Arzt das überflüssige Prostatagewebe. Die Beseitigung der Harnsteine gelingt in bis zu 80 Prozent der Fälle über die ableitenden Harnwege mit Hilfe von Flüssigkeitszunahme sowie krampf- und schmerzlösenden Medikamenten. Kommt es nicht zu einem Spontanabgang, werden die Harnsteine von außen durch fokussierte Energiewellen zertrümmert.
Eine symptomlose Keimbelastung der Harnwege verläuft gutartig, wenn sie unbehandelt bleibt. Nur bei Schwangeren oder Patienten nach Organtransplantationen muss eine asymptomatische Bakteriurie medikamentös behandelt werden.
Sie können Ihre Antibiotikatherapie mit folgenden Hausmitteln unterstützen:
Cantharis, Dulcamara und Causticum werden in der Homöopathie genutzt, um die Symptome zu lindern, die Ursachen werden damit aber nicht bekämpft.
Harnwegsinfektionen sind ansteckend. Die typischen Beschwerden, wie Schmerzen, Probleme beim Wasserlassen und Fieber, sind unverkennbar, obwohl manche Menschen symptomlos bleiben. Der Urologe ist der Facharzt, der sich am besten mit Harnweginfektionen auskennt und die geeignete Antibiotikatherapie für Sie aussuchen kann. Bei komplizierten Harnwegsinfektionen ist aber auch die Behandlung der Ursachen wichtig, wie zum Beispiel die Entfernung eines Harnsteines oder die Behandlung einer vergrößerten Prostata.
www.urologenportal.de - Website des Berufsverbands der Deutschen Urologen und der Deutschen Gesellschaft für Urologie
[Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin
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