Artikel 05/12/2017

Die Wiederentdeckung der Blutegeltherapie: So wird sie angewendet

Team jameda
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Blutegel enthalten schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkstoffe. Welche Anwendungsgebiete gibt es?

Geschichte der Blutegeltherapie

Die Blutegel-Therapie wurde schon in sehr alten Schriften vor Christus in verschiedenen Kulturen erwähnt. So finden sich Hinweise darauf in Überlieferungen der traditionellen indischen und chinesischen Medizin, der Indianer aus Nord- und Südamerika, der babylonischen Kulturepoche und der Europäer.

Gemäß diesen Überlieferungen wurden die Blutegel zum Zwecke des Aderlasses und der ‘Säftereinigung’, aber auch zur Schmerzlinderung genutzt. Die alten Germanen und Engländer verwendeten für Blutegel und Heiler sogar dasselbe Wort.

Leider kam es in Mitteleuropa im 17. Jahrhundert zu einem regelrechten Blutegelboom. Manche Kranke wurden mit bis zu 100 Blutegel behandelt. Die Folge ist bis heute zu spüren, denn in Mitteleuropa gibt es kaum noch medizinische Blutegel in der freien Natur. Außerdem kam es zu gefährlichen Blutverlusten, die teilweise sogar tödlich verliefen. Der Blutverlust pro Blutegel beträgt 25 bis 50 ml.

Sind alle Egel zur Blutegel-Therapie geeignet?

Nicht alle sind medizinische Blutegel. Lediglich zwei Arten der Egel, Hirudo medicinalis und Hirudo verbana, sind für medizinische Zwecke geeignet.

Das Speichelsekret des medizinisch wirksamen Blutegels enthält verschiedene Stoffe, die bis heute nur zum Teil isoliert und analysiert werden konnten. In der Literatur findet man verschiedene Zahlen: Mache sprechen von 22, andere von 46, ja sogar über 70 Substanzen.

Die wichtigsten und bekanntesten Bestandteile des „Wirkcocktails“ ist das Hirudin, weswegen die lateinische Bezeichnung der beiden Stoffe auch mit ‘Hirudo’ beginnt.

Hirudin wirkt lokal gerinnungs- und entzündungshemmend und aktiviert die Leukozyten-Aktivität. Der Effekt ist auf maximal drei Tage begrenzt.

Weitere wichtige und bereits isolierte Wirkstoffe

  • Egeline: gerinnungs- und entzündungshemmend
  • Bdelline: gerinnungshemmende Wirkung, verlangsamt biologische Reaktionen
  • Calin: gerinnungs- und entzündungshemmend, verantwortlich für das lange Nachbluten
  • Orgelase: lymphstrombeschleunigend und gefäßerweiternd (wenn das Gewebe „aufweicht“, können sich die Substanzen in der Nähe der Bissstellen rasch ausbreiten)
  • Destabilase M: löst Blutgerinnsel auf und regt vermutlich sogar Nervenwachstum an
  • Serotonin: zählt zu den Glückshormonen
  • Prostaglandine
  • Ceramide
  • Glycanase
  • Lipide
  • Hirustasin
  • Yagin

Nicht alle Bestandteile konnten isoliert und erforscht werden. So bleibt die genaue Wirkung weiterhin ein Geheimnis. Die Blutegel-Therapie gehört daher eher zur Erfahrungsmedizin. So wird bei fast allen Schmerzpatienten eine schmerzstillende Wirkung festgestellt. Leider ist aber noch nicht erforscht, worauf dieser Effekt beruht.

Wann ist eine Blutegel-Therapie sinnvoll?

Empfehlenswert kann die Blutegel-Therapie sein bei:

Die Blutegel-Therapie sollte nur von erfahrenen und gut geschulten Therapeuten vorgenommen werden.

Blutegeltherapie in der Tierwelt

Interessant ist auch das von Biologen beobachtete Verhalten. Paarhufer gehen eigentlich ungern ins Wasser und halten sich dort so kurz wie möglich auf. Haben sie aber eine Verletzung, suchen sie Tümpel auf und bleiben solange im Wasser, bis Blutegel ‘angebissen’ haben. Dann verlassen sie das Wasser wieder. Dieses instinktive Verhalten der Tiere lässt darauf schließen, dass auch ihnen die schmerzlindernde und wundheilungsfördernde Wirkung bekannt ist.

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