Artikel 08/02/2015

Blutegel - Kleine Tiere, große Wirkung!

Team jameda
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Blutegel wurden bereits vor Jahrtausenden von Heilern, Medizinmännern oder Medici zu therapeutischen Zwecken verwendet. Durch die maßlose Anwendung in den letzten Jahrhunderten verschwanden die Blutegel und mit ihnen die Methode vorübergehend fast vollständig aus Mitteleuropa. Auch der Beginn der Antibiotikatherapie führte dazu, dass Blutegel aus dem Repertoire der Mediziner fast verschwunden sind.

Heute gewinnt die Methode auch durch neuere Forschungsarbeiten wieder zunehmend an Bedeutung. Trotz umfangreicher Forschung wurde die genaue Wirkstoffzusammensetzung der Gürtelwürmer bis heute nicht vollständig entschlüsselt. Die wichtigste Wirksubstanz bei der Blutegeltherapie ist dabei das Hirudin, welches dem Blutegel auch seinen lateinischen Namen verlieh: Hirudo medicinalis officinalis. Es besitzt u.a. eine gerinnungshemmende Wirkung.

Ungefähr 30 weitere Stoffe hemmen ebenfalls die Blutgerinnung. Zudem enthält das Gemisch eine schmerzstillende Substanz, sodass bei der Anwendung der Blutegeltherapie nur leichte oder keine Bissschmerzen entstehen.

Die Blutegelwirkstoffe blockieren insgesamt die bei Entzündungen oder Traumen aktivierten, oft überschießenden, enzymatischen Vorgänge.

Stichwortartig kann die Wirkung des Blutegels im Ergebnis so zusammengefasst werden:

  • gerinnungshemmend
  • blutreinigend
  • entgiftend
  • entzündungshemmend
  • entstauend
  • krampflösend
  • beruhigend (entspannend)
  • umstimmend
  • schmerzlindernd

Aus den umfangreichen Wirkungen der Blutegel ergeben sich die unzähligen Anwendungsgebiete:

  • Erkrankungen des Bewegungsapparats: schmerzhafte Gelenkarthrosen, rheumatische Erkrankungen

  • Venöse Erkrankungen: akute Thrombophlebitis, Krampfadern (Varikosis)

  • Sonstige Indikationen: akute und chronische Mittelohrentzündung, Hämorrhidalsyndrom und (Peri-)Analthrombose, Wundheilungsstörungen durch postoperativen Lymph- und venösen Rückstau in der Traumatologie (z.B. Handchirurgie) und plastischen Chirurgie - weiterhin:

  • Zerrung / Epicondylitis / Bänderdehnung

  • Furunkel / Karbunkel

  • Abszess

  • Tinnitus

  • Schwindel

  • Hörsturz

  • Wundheilungsstörungen

  • Probleme nach chirurgischen Eingriffen

Wenn Kontraindikationen wie z.B. hämorrhagische Diathesen bzw. Hämophilie (‘Bluterkrankheit’), sowie Blutgerinnungsstörungen durch Medikamente oder verminderte Blutplättchen (Thrombozytopenie) ausgeschlossen werden können, ist die Anwendung von Blutegeln grundsätzlich unproblematisch und verläuft in der Regel ohne schädliche Nebenwirkungen oder Risiken. Ob bei Ihnen eine Blutegeltherapie möglich und sinnvoll ist, entscheidet Ihr Therapeut. Er weiß über alle Kontraindikationen und Nebenwirkungen der Blutegeltherapie Bescheid und informiert Sie genau über das Für und Wider einer Anwendung.

Die heute verwendeten Blutegel werden meist in Zuchtanstalten kultiviert und dürfen aus hygienischen Gründen nur einmal verwendet werden, sodass sie in der Regel keine Krankheitserreger übertragen. Den Würmern wird hierzu sogar ein Gesundheitszeugnis erstellt. Reinlichkeit ist natürlich dennoch während des gesamten Behandlungsprozesses oberstes Gebot.

Bisher ist es niemals tatsächlich vorgekommen, dass durch die Anwendung von Blutegeln Bakterien oder Viren übertragen wurden. Dennoch wird selbst das theoretische Risiko durch spezielle Zucht-, Fütterungs- und Haltungsmethoden auf ein absolutes Minimum reduziert.

Nachdem der Blutegel nach ca. 30-90 Minuten von alleine vom Patienten ablässt, beginnt die Wunde tropfenweise nachzubluten.

Der Blutegel nimmt in der Zeit des Saugens ca. 20 ml Blut und Lymphflüssigkeit auf. Auf die Nachblutungszeit entfallen noch einmal ca. 50 ml pro Blutegel.

Dieses Nachbluten sollte nicht durch zu starkes Verbinden unterbrochen werden, da es mit zu dem komplexen Vorgang der Stauungsauflösung gehört. Darüber hinaus ist die Nachblutung im Grunde ein willkommener, natürlicher Aderlass, der reaktiv zu einer Blutauffrischung und Erneuerung führt.

Normalerweise ist nur eine Blutegelbehandlung erforderlich und die Wirkung hält über einen längeren Zeitraum an. Bei manchen Krankheitsbildern oder auch, wenn es die Konstitution des Patienten erfordert, muss die Behandlung in Abständen wiederholt werden, um ein Maximum an Wirkung zu erzielen. In jedem Fall lohnt sich der Vergleich zwischen der wenig belastenden Blutegelbehandlung von etwa 60-90 Minuten, im Verhältnis zu einer regelmäßigen Zuführung von Medikamenten mit den oft schwer abzuschätzenden und vielfältigen Nebenwirkungen.

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