Artikel 26/11/2020

Blasentumore erkennen und richtig behandeln: Leuchtende Krebszellen

Dr. med. Ralf Thiel Urologe, Androloge
Dr. med. Ralf Thiel
Urologe, Androloge
blasentumore-erkennen-und-richtig-behandeln-so-gehts

Kleine Gewächse (Tumore) kommen in der Harnblase mit zunehmendem Alter recht häufig vor. Fast alle diese Tumore gehen von der Schleimhaut der Blase aus und sind meist bösartig. Es kommt jedoch sehr darauf an, wie tief der Tumor in die Blase eingewachsen ist und wie bösartig er ist.

Ursache von Blasentumoren ist einerseits eine genetische Komponente, vor allem aber die langjährige Exposition mit karzinogenen Chemikalien einschließlich des Tabakrauchens und anderer Umweltfaktoren. Aus diesen Gründen ist der Blasenkrebs in den hochindustrialisieren Ländern dieser Erde am häufigsten.

Wie entstehen Blasentumore?

Blasentumore entstehen meist aus sehr kleinen blumenkohlartigen Polypen in der Blase, die nur wenige Millimeter groß sein können. Sie machen sich beim Patienten oft durch eine schmerzlose Blutbeimengung im Urin oder Irritationen der Blase bemerkbar. Es gilt der Leitspruch, dass Blut im Urin ohne Schmerzen immer verdächtig auf das Vorliegen eines Tumors ist und entsprechend abgeklärt werden muss.

Andere Ursachen für Blutbeimengungen im Urin wie Steine oder Entzündungen der Harnwege gehen dagegen meistens mit Schmerzen einher. Eine Eigenart von Tumoren, die von der Harnwegschleimhaut (Urothel) ausgehen, ist auch die Tatsache, dass sie sehr zum Wiederauftreten (Rezidiv) neigen. Das kann auch nach Monaten und Jahren der Fall sein.

Diagnosestellung

Die Entdeckung eines Blasentumors geschieht entweder per Ultraschall oder durch eine harmlose, ambulant in örtlicher Betäubung durchgeführte Blasenspiegelung beim Urologen. Manchmal kann auch eine spezielle Mikroskopuntersuchung (Zytologie) des Urins hilfreich sein. Einfache Urintests durch Teststäbchen haben sich aufgrund fehlender Genauigkeit nicht durchsetzen können. An solchen Markern wird aber weiter wissenschaftlich geforscht.

Minimalinvasive endoskopische Therapie

Der nächste Schritt ist dann fast immer die endoskopische Entfernung und Gewebegewinnung des Tumors durch einen kleinen Eingriff durch die Harnröhre in Narkose. Ziel ist erstens eine Gewebeprobe und damit eindeutige Diagnostik der Art, des Stadiums und der Bösartigkeit des Tumors und zweitens die möglichst komplette Entfernung des Tumors sowie die Heilung.

Flureszenzdiagnostik bringt Tumore zum Leuchten

Sehr häufig wird diese Methode heute kombiniert mit einer sogenannten Fluoreszenzdiagnostik. Das bedeutet, dass der Arzt ein Medikament in die Blase gibt, das Tumorzellen zum Leuchten bringt (photodynamische Diagnostik oder PDD). Dies ist insbesondere für schwer erkennbare Tumoren, die flach in der Schleimhaut wachsen, von Bedeutung, da es für die Heilung sehr wichtig ist, alle Tumorzellen komplett zu entfernen.

Endoskopische Chemotherapie und Vorbeugung

In vielen Fällen wird der Arzt nach der Operation zusätzlich noch ein Medikament in die Blase einfüllen, das eventuell noch verbliebene Tumorzellen abtöten soll. Diese Rezidivprophylaxe wird mit Chemotherapeutika (meist Mitomycin) durchgeführt. Sie gelangen nur über einen Katheter in die Blase und nicht in den übrigen Körper. Daher bleiben auch die gefürchteten Nebenwirkungen einer Chemotherapie aus.

Neben dieser Chemotherapie durch Einfüllung in die Blase (Instillation) kann auch eine Immuntherapie mit abgetöteten Tuberkulosebakterien eines bestimmten Stammes (BCG) notwendig werden. Durch diese Behandlung bildet der Körper selbst Abwehrzellen, die auch Tumorzellen abtöten können. In diesen Fällen muss die Behandlung regelmäßig wiederholt werden, damit Blasentumore nicht oder weniger oft wiederkommen (sogenannte Rezidive).

Zum Glück sind die meisten Blasentumore bei rechtzeitiger Entdeckung noch oberflächlich gelegen und können mit relativ kleinen endoskopischen Eingriffen entfernt werden. Danach sind aber aufgrund der Rezidivneigung jahrelange Kontrolluntersuchungen nach festem Schema erforderlich.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.