Grundlage für unsere körperliche Beweglichkeit sind die insgesamt 23 Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern der Wirbelsäule. Die moderne Arbeitswelt und eine zunehmend bewegungsarme Lebensweise begünstigen Verschleißprozesse in den Bandscheiben und können zu Bandscheibenvorfällen führen.
Orthopäden stehen heute viele Möglichkeiten einer konservativen oder operativen Behandlung des Bandscheibenvorfalls zur Verfügung. Dabei stellen die exakte Diagnostik und die Abgrenzung zu anderen Erkrankungen des Rückens eine besondere Herausforderung an den behandelnden Arzt.
Die Bandscheiben federn wie eine Art Puffer Stöße ab. Sie verteilen den Druck gleichmäßig und ermöglichen uns eine enorme Elastizität in der Längsachse.
Bandscheiben bestehen aus einem festen Faserring, der einen flüssigen Gallertkern umhüllt.
Durch die knöchernen Wirbel verläuft das Rückenmark, von dem seitlich die Spinalnerven abzweigen. Diese Nerven liegen in unmittelbarer Nähe der Bandscheiben.
Bei einem Bandscheibenvorfall reißt der zähe Knorpelring ein und der flüssige Kern der Bandscheibe tritt nach außen. Wenn der Gallertkern dann auf das Rückenmark oder einen Spinalnerven drückt, kann der Bandscheibenvorfall ernste Folge wie Lähmungen oder dauerhafte Ausfälle haben.
Von einem Bandscheibenvorfall sind Menschen im Alter zwischen 30 und 55 Jahren betroffen. Nur selten ist ein Unfall für einen Bandscheibenvorfall verantwortlich. Meist liegt eine Abnutzung der Bandscheiben vor, die etwa ab dem 20. Lebensjahr beginnt: Die Bandscheiben werden schlechter mit Nährstoffen versorgt, Stoffwechselsäuren werden langsamer abtransportiert und mit der Zeit bilden sich kleine Risse im Faserring. In diese Risse kann der Gallertkern eindringen und den Knorpelring durchbrechen ‒ ein Bandscheibenschaden liegt vor.
Die Gefahr für einen Prolaps erhöht sich durch:
Fast 90 Prozent aller Bandscheibenvorfälle treten im unteren Rücken im Bereich der Lendenwirbelsäule auf. Bei jedem 10. Patienten liegt der Prolaps in der Halswirbelsäule und nur selten ist die Brustwirbelsäule betroffen.
Typische Symptome eines Bandscheibenvorfalls sind:
Einen medizinischen Notfall stellt das Querschnittssyndrom mit einem Kontrollverlust über die Darm- oder Blasenfunktion dar. In diesem Fall muss der Patient sofort einen Arzt oder die Klinik aufsuchen.
Nicht jeder Bandscheibenvorfall ist mit Beschwerden verbunden. Symptome entstehen erst, wenn die Bandscheibe einen Nerv oder das Rückenmark einengt.
Art und Stärke der Beschwerden hängen davon ab,
In der körperlichen Untersuchung testet der Orthopäde Sensibilität und Motorik, um eventuelle Ausfälle zu erkennen. Zusammen mit den Befunden aus bildgebenden Verfahren wie Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) entwickelt der behandelnde Spezialist zusammen mit dem Physiotherapeuten einen Therapieplan, der sich an den Bedürfnissen und Möglichkeiten des Patienten orientiert.
Die konservative Behandlung beseitigt nicht die Ursache des Bandscheibenvorfalls, sondern verhilft dem Patienten während des normalen Heilungsprozesses zu möglichst weitgehender Schmerzfreiheit und Mobilität.
Zu den konservativen Therapiemöglichkeiten gehören zum Beispiel:
Liegen keine akuten Lähmungen vor, schöpft der behandelnde Orthopäde zuerst alle Möglichkeiten einer konservativen Behandlung aus, bevor er einen operativen Eingriff in Betracht zieht.
Eine Operation des Bandscheibenvorfalls wird durchgeführt, wenn entweder ein akuter Notfall vorliegt oder wenn die bisherige Behandlung mit Schmerzmedikation und Physiotherapie über mehrere Wochen erfolglos ist.
Für die Entfernung des ausgetretenen Bandscheibenmaterials kann der Operateur auf endoskopische, mikrochirurgische oder offene Techniken zurückgreifen. Oberstes Ziel ist die Stabilisierung und der Erhalt der Bandscheibenfunktion.
Zu den bandscheibenerhaltenden Eingriffen zählen zum Beispiel:
Nach einer Operation wird der Patient für einige Tage stationär betreut. In der anschließenden Rehabilitationsphase führen Physiotherapeuten eine gezielte Kräftigung und Mobilisation der stützenden Muskulatur durch und schulen die Betroffenen im rückenfreundlichen Liegen, Sitzen und Gestalten des Arbeitsplatzes.
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