Artikel 01/04/2017

Atemnot und Lufthunger: Symptome und Ursachen eines Lungenödems

Team jameda
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Ein Lungenödem ist eine Flüssigkeitsansammlung in der Lunge, umgangssprachlich auch Wasserlunge genannt. Dabei kann sich Flüssigkeit im Lungenzwischengewebe sammeln (interstitielles Lungenödem) oder in den Lungenbläschen (intraalveoläres Lungenödem). Erfahren Sie, welche Ursachen dahinter stecken können, welche Symptome auftreten und wie die Behandlung aussieht.

Kardiales Lungenödem: Wenn die Herzfunktion eingeschränkt ist


Häufig wird Flüssigkeit in der Lunge durch eine eingeschränkte Herzfunktion ausgelöst. Man spricht dann von einem kardialen Lungenödem. Ursache dafür ist oft eine Schwäche der linken Herzhälfte (Linksherzinsuffizienz). Hier wird das von der Lunge kommende sauerstoffreiche Blut nur ungenügend von der linken in die rechte Herzhälfte befördert, so dass sich Blut bis in die Lunge zurückstaut (Stauungslunge). Dadurch erhöht sich der Druck in den Blutgefäßen der Lunge und Flüssigkeit tritt aus dem Blut in das Lungenzwischengewebe über. Ein interstitielles Lungenödem entsteht.

Da das Zwischengewebe nicht viel Flüssigkeit aufnehmen kann, entwickelt sich im Weiteren leicht ein intraalveoläres Lungenödem, bei dem das Wasser in die Lungenbläschen (Alveolen) übertritt. Neben einer Linksherzinsuffizienz können auch Herzklappenfehler, schwere Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern und ein Umbau des Herzens aufgrund von Bluthochdruck ein Lungenödem auslösen.

Nicht-kardiale Ursachen

Alle Lungenödeme, die ohne Beteiligung des Herzens entstehen, werden als nicht-kardial bezeichnet. Dabei kann beispielsweise die feine Trennschicht zwischen den Blutgefäßen und den Lungenbläschen (Blut-Luft-Schranke) verändert sein, so dass Wasser in die Lunge übertritt. Hier führen z. B. giftige Gase wie Rauch- und Chlorgas zu einem toxischen Lungenödem. Zudem können Medikamente, Drogen, aggressive Krankheitererreger und Magensaft in der Lunge Auslöser sein.

Auch das sogenannte sekundäre Ertrinken wird durch ein Lungenödem verursacht. Haben beispielsweise Babys oder Kinder bei einem Badeunfall Wasser eingeatmet, kann diese Reizung der Lunge auch Tage nach der Rettung noch zu einer todbringenden Flüssigkeitsansammlung in der Lunge führen.

Auch ein zu niedriger Druck in den Lungenbläschen führt zu Wassereintritt. Das geschieht bei einem Höhenlungenödem, wenn der Sauerstoffgehalt der Atemluft ab 2500 Meter Höhe stark abnimmt.

Der kolloidosmotische Druck des Blutplasmas hat ebenfalls Einfluss auf die Flüssigkeitsverteilung im Gewebe. Er wird durch die Anzahl gelöster Teilchen im Blut bestimmt und sinkt z. B. durch hohen Eiweißverlust bei Nierenerkrankungen. Dadurch wird Flüssigkeit nicht im Blutplasma gehalten, sondern tritt in Zwischengewebe z. B. der Lunge ein.

Die Stadien und der Verlauf eines Lungenödems

Je nach Schweregrad des Lungenödems ergeben sich vier Stadien: Stadium I beschreibt die Wasseransammlung im Lungenzwischengewebe. Es kann in ein Ödem in den Lungenbläschen übergehen (Stadium II). Im Stadium III sondert die Lunge blutigen Schaum ab und Stadium IV bezeichnet den Erstickungszustand.

Symptome eines Lungenödems

Flüssigkeit im Lungenzwischengewebe drückt auf die feinen Lungenbläschen, so dass sie sich nicht mehr vollständig ausdehnen können. Der Austausch von Sauerstoff gegen Kohlendioxid ist eingeschränkt. Betroffene leiden dann unter Atemnot und unproduktivem Husten. Geht das Wasser in die Lungenbläschen über, nehmen die Beschwerden stark zu. Patienten können die Luft nur mühsam und unter Rasselgeräuschen in die Lungen saugen. Die Haut färbt sich aufgrund der schlechten Sauerstoffversorgung blau (Zyanose).

Betroffene sind kaltschweißig und unruhig, ihr Herz schlägt sehr schnell. Sie haben Angst zu ersticken und bekommen nur noch in aufrechter Sitzhaltung Luft. Der Hustenauswurf ist blutig-schaumig, bei schweren Verläufen quillt er aus dem Mund. Verkrampft sich zusätzlich die Bronchialmuskulatur, spricht man von einem Asthma cardiale (Herzasthma). Unbehandelt kann ein Lungenödem zu Atemstillstand und Tod führen.

So wird ein Lungenödem diagnostiziert

Bei einem interstitiellen Lungenödem leidet der Patient unter Kurzatmigkeit und unproduktivem Husten, der Arzt kann jedoch keine auffälligen Atemnebengeräusche feststellen. Die Diagnose lässt sich nur mit Hilfe eines Röntgenbilds erhärten. Hier sind feine helle Linien (Kerley-Linien) und schmetterlingsförmige Verschattungen im Bereich der Lungenpforten zu erkennen.

Typisch für ein alveoläres Lungenödem sind feuchte, grobblasige Rasselgeräusche beim Atmen. Sie werden von der dünnflüssigen Ödemflüssigkeit hervorgerufen, die in den Bronchialästen größere Blasen wirft. Bei schweren Verläufen ist das Rasseln auch ohne Stethoskop zu hören.

Eine Röntgenaufnahme zeigt Schatten, die sich von der oberen Mitte der Lunge je nach Schweregrad über die Lunge ausgebreitet haben. Zusätzlich werden Herz- und Nierenwerte untersucht. Auch die Blutgerinnung und der Gehalt von Sauerstoff und Kohlendioxid sowie der pH-Wert und Säuregehalt des Blutes sind Bestandteil der Diagnostik. Ist die gesamte Lunge vom Ödem betroffen, spricht man von einem ARDS (acute respiratory distress syndrome). Diese Schocklunge führt zu massivem Sauerstoffmangel, so dass mehrere Organe versagen und Betroffene ins Koma fallen können. Im Weiteren drohen Lungenentzündung, Blutvergiftung und Tod.

Behandlung eines Lungenödems

Die Behandlung eines akuten Lungenödems lindert die Symptome des Patienten und verhindert ein Fortschreiten der Erkrankung. Betroffene werden in aufrechter halbsitzender Position mit herabhängenden Beinen gelagert (Herzbettlagerung). Zum einen kann sich der Brustkorb so am besten bewegen, zum anderen wird durch die Beinlagerung der Rückfluss des venösen Blutes zur Lunge eingeschränkt. Zusätzlich können die Arme unterstützt liegen, um das Gewicht des Schultergürtels abzumildern. Eventuell ist auch ein zeitweiliges Abbinden von Extremitäten mit Manschetten nötig, um den Druck auf Herz und Lunge zu senken.

Der Patient erhält Sauerstoff, je nach Zustand über eine Maske oder einen Tubus (Hohlsonde). Bei starker Unruhe und Erstickungsangst werden Beruhigungsmittel gegeben. Wurden Reizgase eingeatmet, kommt Kortison als Spray oder Infusion zum Einsatz.

Sofern keine Hypotonie vorliegt, erhält der Betroffene Nitroglycerin, das die venösen Gefäße weitet und so die linke Herzhälfte und die Lunge entlastet. Diuretika, z. B. Furosemid, schwemmen Wasser aus, gegebenenfalls werden Herzrhythmusstörungen und Hypotonie behandelt.

Der Patient braucht Ruhe und muss sorgfältig beobachtet werden. Flüssigkeitszufuhr und -ausscheidung werden über die begrenzte Trinkmenge oder die Sammlung des Urins mittels Katheter überwacht. Grunderkrankungen wie Herzinsuffizienz, Hypertonie, Infektionen, Herzklappenfehler und Nierenerkrankungen müssen behandelt werden, um ein erneutes Lungenödem zu verhindern.

Was bietet die Komplementärmedizin?

Nachdem die lebensrettenden Sofortmaßnahmen abgeschlossen und die Therapie der Grunderkrankung eingerichtet ist, kann der Patient zusätzlich alternativmedizinische Mittel anwenden.

In der Homöopathie können in Bezug auf die Atemwege z. B. Arsenicum album, Ammonium carbonicum und Carbo vegetabilis eingesetzt werden. Kennzeichen von Arsenicum album sind u. a. Unruhe und große Erschöpfung, Todesfurcht und nächtliche Hustenanfälle. Ammonium carbonicum kann bei Kollapszuständen mit Todesangst und kaltem Schweiß sowie Schleimrasseln in den Bronchien angezeigt sein.
Carbo vegetabilis wird bei Erkrankungen nach Sauerstoffverarmung empfohlen, auch blau verfärbte Haut und rasselndes Pfeifen in der Brust sind mögliche Einsatzgebiete. Phosphor kann bei Schwächezuständen nach erschöpfenden Krankheiten helfen.

Nach Dr. Schüssler werden das flüssigkeitsregulierende Salz Natrium chloratum Nr. 8 und Ausscheidungsmittel Natrium sulfuricum Nr. 10 zur Ausschwemmung von Wassereinlagerungen empfohlen. Manchen Patienten helfen Notfalltropfen nach Dr. Bach in Situationen von Angst und seelischer Belastung.

So vermeidet man ein Höhenlungenödem

Ein Lungenödem kann sich im Rahmen einer Höhenkrankheit entwickeln. Ursache für die Höhenkrankheit ist eine mangelnde Anpassung des Menschen an Bedingungen, die in Höhen ab 2500 Metern herrschen. Vor allem der abnehmende Sauerstoffgehalt der Luft bereitet dem Körper Schwierigkeiten. Nur wer sich schrittweise an die Höhe anpasst, kann der Höhenkrankheit mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwäche, nächtlichen Atemaussetzern und Ödemen vorbeugen. Deshalb ist die wichtigste Regel das maßvolle Aufsteigen.

Daneben gilt es u. a. die richtige Schlafhöhe, eine ausreichende Trinkmenge und effektive Atemtechnik zu beachten. Steigt man zu schnell zu weit auf oder überwindet man per Seilbahn oder Hubschrauber zu viele Höhenmeter in kurzer Zeit, setzen Symptome der Höhenkrankheit ein.

Das Gehirn reagiert auf den geringen Sauerstoffpartialdruck mit Gefäßweitung, was im schlimmsten Fall zu Gehirnödem und Tod führt. In der Lunge kommt es durch die veränderten Druckverhältnisse in der Höhe zu einer kurzzeitigen Gefäßverengung, die den Druck in den Gefäßen erhöht. Dadurch tritt Flüssigkeit aus dem Blut in die Lunge über. Ein Lungenödem entsteht. Patienten mit Höhenkrankheit müssen sofort absteigen oder auf tiefere Gebiete transportiert werden.

Links

Deutsche Atemwegsliga
Patientenliga Atemwegserkrankungen
Deutsche Lungenstiftung
Bundesverband der Pneumologen
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin

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