Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Anders Rößler interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Zahnarzt.
jameda: Herr Rößler, was hat Sie motiviert, Zahnarzt zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Herr Rößler: Meine ‘Spezialgebiete’ würde ich nicht so nennen, Interessenschwerpunkte passt besser:
Wurzelbehandlungen sind ein eher ungeliebter ‘Klassiker’ der Zahnmedizin. Die Grundsätze wurden vor rund 150 Jahren schon richtig beschrieben. Unser Vorteil heute ist, dass wir durch die moderne Technik endlich in der Lage sind, die schon damals gültigen Ziele für den Patienten komfortabel zu erreichen – und das mit hoher Vorhersagbarkeit.
Digitalisierung: Die Zahnmedizin war immer offen für Weiterentwicklungen, auch hier gilt als Ziel: Die Behandlung muss durch den Einsatz neuer Technik einfacher werden oder besser, oder am besten beides.
Senioren: Immer mehr Patienten im Seniorenalter haben zunehmend viele eigene Zähne. Diese Tatsache muss bei der Prophylaxe, der Behandlung und der Planung von Versorgungen berücksichtigt werden. Eine spannende Herausforderung, der wir uns gerne stellen und hierzu ebenfalls gezielt fortbilden.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?
Herr Rößler: Wurzelbehandlungen sind ungeliebt – aber erfolgreich. Wir haben im Bereich der Zahnerhaltung die Möglichkeit, Zähne, deren Wurzeln von Entzündungen betroffen sind, mittels besonderer technischer Hilfsmittel und entsprechender Ausbildung oft so zu behandeln, dass sie dem Patienten noch lange wertvolle Dienste leisten können. Dies gilt besonders, wenn der erste Versuch einer solchen Behandlung noch nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt hat.
Ein anderer wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist das Thema ‘Digitalisierung’. Hier geht es eher nicht um einen konkreten Behandlungsschritt. Aber das Thema hat schon heute weitreichenden Einfluss auf viele Arbeitsabläufe – sowohl direkt am Patienten als auch in der Praxis. Manchmal macht ein digitales Hilfsmittel eine Behandlung schneller, oder angenehmer oder genauer. Es kommt aber auch vor, dass manche Ziele oder Behandlungsergebnisse erst durch den Einsatz digitaler Unterstützung ermöglicht werden. Es ist also ein weites und spannendes Feld, von dem viele Patienten direkt oder indirekt profitieren.
Auch die Behandlung von Senioien macht viel Freude. Kein Mund ist wie der andere und jede Lebensphase bringt ihre Besonderheiten mit sich, dies gilt auch für das Thema Zähne. Hier sind viele Facetten wichtig, begonnen bei der Frage nach dem Fahrstuhl in die Praxis, über die Prophylaxe, bis hin zu Konzepten für den Zahnersatz. Er sollte nicht nur einen guten Komfort ermöglichen, sondern auch möglichst einfach zu pflegen sein und eine gut ‘Umbaufähigkeit’ haben, damit es kein Drama wird, sollte ein (weiterer) Zahn verloren gehen.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Herr Rößler: Klares Jein! Ich habe nicht das eine berufliche Vorbild, aber es gibt sicher eine Handvoll Personen, die meinen Blick auf die Zahnmedizin und meine Arbeitsweise geprägt haben. Ich habe so eine regelrechte Begeisterung dafür entwickelt, die eigene Arbeitsweise und die Behandlungsschritte zu hinterfragen.
Nach dem Motto: Was mache ich hier, und warum? Wenn es darauf eine klare positive Antwort gibt: weiter so. Falls es keine zufriedenstellende Antwort gibt, muss ich den Aspekt kritisch hinterfragen. Die Behandlung wird für mich so planbarer, sicherer und vorhersagbarer im Ergebnis – lieber Christoph, vielen Dank dafür nach Köln!
Fortbildungen in unterschiedlichen Fachbereichen sind ebenfalls immer eine Bereicherung, ich freue mich auf die nächsten!
jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?
Herr Rößler: Unzählige! Sie liegen allerdings weniger im fachlichen Bereich. Der Verwaltungsaufwand ist hoch und wird höher – die Arbeit mit und am Patienten tritt da immer weiter in den Hintergrund. Hier wäre ein konsequentes Gegensteuern seitens der politisch Verantwortlichen mehr als sinnvoll und wünschenswert!
jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Herr Rößler: Gute Zahnmedizin für Senioren! Der sogenannte demographische Wandel sogt für deutliche Mehrarbeit in den Praxen, die nötigen Konzepte und Strukturen stecken aber oft noch in den ‘Kinderschuhen’. Hier liegt viel Arbeit vor allen Beteiligten, wir sind bereit, die Herausforderung anzunehmen.
Fachlich kann die heutige Zahnmedizin sehr viel leisten. Die Frage, die wir – auch als Gesellschaft – irgendwann ehrlich beantworten müssen, lautet: Wie sieht eine (zahnmedizinische) Versorgung aus, die durch die Allgemeinheit tragbar ist? Diese Antwort zu erarbeiten wird sicher nicht leicht.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Herr Rößler: Oh… Das müssen Sie unsere Patienten fragen.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Herr Rößler: Wir machen unsere Arbeit wirklich mit Begeisterung, da ist es immer schön, wenn man das Gefühl hat, ‘dass der Funke ein Stück weit überspringt’. Uns ist aber auch klar, dass unser Berufsfeld nicht für die meisten Sympathien sorgt, aber wir haben – zusammen – viel Spaß an der Arbeit.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Rößler: Die Gesundheitsvorsorge in ihrer Gesamtheit ist sicher auch in der Zukunft ein entscheidender Aspekt. Neben den großen Themen wie ‘Ernährung’ und ‘Bewegung’ leistet auch die zahnmedizinische Prophylaxe einen wichtigen Beitrag – nicht nur für gesunde Zähne, sondern für den Organismus als Ganzes. Dabei unterstützen wir Sie gerne!
Ach ja: Das Thema private Zusatzversicherung wird in den kommenden Jahren vermutlich wichtiger werden, da die Mittel der Krankenkassen immer weniger ausreichen, um allen das gewohnte Niveau der Versorgung zu ermöglichen.
Schon als Kind habe ich sehr viel gebaut und gebastelt – da war von Zahnarzt allerdings noch keine Rede. Den Weg in die Zahnmedizin habe ich über ein Praktikum gefunden – das war eher ein Zufall. Für den ich sehr dankbar bin, weil die Zahnmedizin ein unheimlich abwechslungsreiches und begeisterndes Arbeitsumfeld bietet.
Ich habe die Praxis im April 2020 übernommen, neue Techniken werden mit Begeisterung entdeckt und etabliert, immer mit dem Ziel, die Behandlung angenehmer und im Ergebnis vorhersagbarer zu gestalten.
Die Anzahl meiner Mitstreiterinnen ist zu Glück auch gestiegen, eines wird man vergebens suchen: Stillstand oder Langweile!
Das Gebäude hat zum Glück einen eigenen Parkplatz und den schon oben erwähnten Fahrstuhl.
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