Ängste können unser Leben so bestimmen, dass wir die Lebensfreude verlieren. Zumindest in bestimmten Situationen können uns Ängste derart vereinnahmen, dass wir am liebsten im Boden verschwinden würden. Und tatsächlich lösen Ängste typischerweise einen Fluchtreflex aus, oder bereits im Vorfeld der Situation ein Vermeidungsverhalten, um gar nicht erst mit tiefen Ängsten konfrontiert zu werden.
Das alles ist menschlich und für die meisten Menschen daher auch nachvollziehbar, weil man selbst schon Erfahrung mit solchen Situationen hat.
Das Leben zu meistern bedeutet, wenn es um Ängste geht, sich diesen Ängsten zu stellen – zumindest früher oder später. Denn sich zu überfordern macht wenig Sinn. Das führt im schlimmsten Fall nur zu einer weiteren schlechten Erfahrung. Man muss sich in gewisser Weise bereit fühlen für den Sprung ins kalte Wasser. Und trotzdem braucht es eine Überwindungskraft, den Mut, sich seiner Angst zu stellen. Ohne die nötige Portion Mut wird man den entscheidenden Schritt nicht tun.
Es geht also um eine gute Vorbereitung auf die angstauslösende Situation, die einen dazu ermutigt, sich der Angst zu stellen. Und das ist die Aufgabe einer Psychotherapie, Sie bei diesem Prozess zu begleiten und zu unterstützen. Therapeutisch wird gerne mit einer sogenannten Angsthierarchie gearbeitet, die mehrere Stufen umfasst, bis man sich in der obersten Stufe der Angsthierarchie dem Worst-Case-Szenario, z. B. dem tatsächlichen Konfliktgespräch mit einem schwierigen Menschen, stellen kann. Es ist also eine schrittweise Vorbereitung, die einem sukzessive Mut macht.
Es gibt aber noch viele weitere vorbereitende Maßnahmen, die einem helfen können. Konkret können Erkenntnisse gesammelt, Verständnis geschaffen, Vergebung praktiziert und das Vertrauen gestärkt werden. Diese Elemente sind das Fundament, um den nötigen Mut in sich entwickeln zu können. Je mehr Erkenntnis, Verständnis, Vergebung und Vertrauen in einer Therapie entwickelt werden kann, desto eher fasst man den nötigen Mut.
Eine erste Erkenntnis kann zum Beispiel sein, dass wir die Angst nicht mehr als unseren Gegner betrachten. Denn solange wir Angst so sehen, kämpfen wir gegen sie und bewirken damit genau das, was wir eigentlich verhindern wollen: Wir vergrößern die Angst. Ändern wir diese Haltung und sehen die Angst als eine Quelle, die uns hilft eine neue Lebensqualität zu erlangen, sind eine wesentliche Erkenntnis gewonnen und ein erster wichtiger Schritt getan.
Verbinden wir unsere Angst mit einem bewussten Atmen, sodass wir in die Angst hineinatmen, entsteht aus dieser Verbindung eine neue Energie, die uns in der konkreten angstauslösenden Situation geistige Gegenwärtigkeit und Stabilität gibt.
Achtsamkeit sollte im Rahmen einer Therapie ein wesentlicher Baustein sein, der Sie in diesem Prozess unterstützt. Und Achtsamkeit bedeutet einerseits, geistig präsent zu sein, und andererseits, nicht zu bewerten. Wendet man das Konzept der achtsamkeitsbasierten Psychotherapie auf den oben beschriebenen Umgang mit der Angst an, erkennt man eine Unachtsamkeit als Ursache für die Angstproblematik. Denn die Angst wurde als etwas Schlechtes bewertet und so entstand das, was psychologisch als ‘Angst vor der Angst’ bezeichnet wird.
Damit entsteht ein Teufelskreis, in dem man sich gefangen fühlt. Die Angst selbst ist aber nur die Symptomatik, der unachtsame Umgang mit der Angst ist die eigentliche Ursache, die die Angst dauerhaft aufrecht erhält und sogar verstärkt. Nun kann ganz bewusst auf die Angst reagiert werden. Zum Beispiel in dem man statt einer ängstlichen Reaktion auf die Angst eine bewusste, sich selbst beruhigende gedankliche Reaktion gezielt einübt und die Angstspirale so unterbricht.
Der beschriebene Erkenntnisgewinn macht die Entstehung der Angststörung verständlich. Daneben kann eine achtsamkeitsbasierte Psychotherapie auch weitere Prozesse in Gang setzen. Beispielsweise kann man auf der Gefühlsebene bemerken, dass die Angst besonders in einem bestimmten Körperbereich als Empfindung oder Anspannung zu spüren ist.
Auch hier braucht es dann eine achtsame Hinwendung. Letztlich führt diese achtsamkeitsbasierte Herangehensweise zu einer Reduzierung der Angst und damit zu einem Rückgewinn der Lebensfreude, damit Sie Ihr Leben wieder genießen können.
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