Artikel 22/10/2024

Warum brechen so viele Menschen ihre Psychotherapie ab?

Dipl.-Psych. Britta Bettendorf Psychologin, Heilpraktikerin für Psychotherapie
Dipl.-Psych. Britta Bettendorf
Psychologin, Heilpraktikerin für Psychotherapie

Therapien sind oft der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden und psychischer Gesundheit – aber wussten Sie, dass zwischen 20 % und 50 % aller Menschen, die eine Psychotherapie beginnen, diese vorzeitig abbrechen? Das bedeutet, dass fast die Hälfte der Patienten nie die vollen Vorteile ihrer Therapie erlebt. Doch warum ist das so? Eine aktuelle Studie hat genau das untersucht und spannende neue Erkenntnisse gewonnen.

In der Untersuchung, die in der Fachzeitschrift “Counselling and Psychotherapy Research” veröffentlicht wurde, haben Wissenschaftler mehrere Faktoren identifiziert, die das Risiko eines Therapieabbruchs erhöhen. Besonders interessant: Es sind oft nicht die offensichtlichen Gründe, wie die Schwere der psychischen Probleme, sondern äußere Umstände, die Menschen dazu bewegen, eine Therapie vorzeitig zu beenden.

Zu sehen sind 4 Buchstabenwürfel und ein Zeigefinger, der den letzten Buchstaben von “L” zu “P” wechsel. Somit ergibt das Wort anstelle von “HELL” das Wort “HELP”. Eine aktuelle Studie zeigt, dass äußere Umstände wie die Entfernung zur Praxis oder verpasste Sitzungen häufig entscheidender sind als die Schwere der psychischen Probleme.

Was hat die Studie herausgefunden?

Ein überraschendes Ergebnis der Studie war, dass die Entfernung zur Praxis einen großen Einfluss hat. Menschen, die weiter entfernt wohnen, brechen häufiger ihre Therapie ab. Das mag auf den ersten Blick nicht besonders aufregend klingen, doch wenn man bedenkt, wie viele Menschen auf psychotherapeutische Hilfe angewiesen sind, wird klar, dass der Zugang zur Therapie oft ein strukturelles Problem ist. Die Forscher empfehlen deshalb, dass Kliniken vermehrt flexible Therapieansätze wie Teletherapie anbieten sollten, um diesen Menschen zu helfen.

Ein weiteres wichtiges Warnzeichen, das die Studie aufdeckte: Wer in den ersten vier Sitzungen einmal nicht erscheint, hat ein höheres Risiko, die Therapie ganz abzubrechen. Das bedeutet, dass Therapeuten besonders in den ersten Wochen der Behandlung aufmerksam sein sollten und gemeinsam mit den Patienten nach Lösungen suchen müssen, wenn Termine verpasst werden.

Was bedeutet das für Patienten?

Für Sie als Patient bedeutet das vor allem eines: Wenn Sie merken, dass es schwierig wird, regelmäßig zur Therapie zu gehen – sei es wegen der Entfernung, aus Zeitgründen oder wegen fehlender Motivation – ist es wichtig, diese Hindernisse früh anzusprechen. Die Studie zeigt, dass es entscheidend ist, sich frühzeitig mit solchen Barrieren auseinanderzusetzen, um die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie zu erhöhen.

Fazit: Frühzeitige Warnzeichen erkennen

Diese Studie, die von McGovern und Kollegen durchgeführt wurde, ist ein wertvoller Hinweis darauf, dass der Erfolg einer Therapie oft von äußeren Umständen abhängt – und nicht nur von der psychischen Verfassung des Patienten. Therapeuten und Patienten sollten also gemeinsam an Lösungen arbeiten, um Hindernisse wie lange Anfahrtswege oder verpasste Termine zu überwinden. Schließlich hängt der Therapieerfolg nicht nur davon ab, dass man die richtige Behandlung erhält, sondern auch davon, dass man dabei bleibt.

Falls Sie darüber nachdenken, eine Psychotherapie zu beginnen, oder sich in einer Behandlung befinden und Schwierigkeiten haben, regelmäßig teilzunehmen, sprechen Sie mit Ihrem Therapeuten. Vielleicht gibt es flexible Alternativen wie Teletherapie, die Ihnen den Zugang erleichtern können.

Quelle: McGovern, C., Athey, A., Beale, E. E., Overholser, J. C., Gomez, S. H., & Silva, C. (2024). Who will stay and who will go? Identifying risk factors for psychotherapy dropout. Counselling and Psychotherapy Research, 24(4), 1432–1441.

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