Artikel 01/03/2018

Was ist ein Hohlfuß? Häufige Behandlungen im Überblick

Dr. med. Thomas Schneider Orthopäde & Unfallchirurg, Akupunkteur, Sportmediziner
Dr. med. Thomas Schneider
Orthopäde & Unfallchirurg, Akupunkteur, Sportmediziner
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Etwa zehn Prozent der Bevölkerung haben einen Hohlfuß. Was ist darunter zu verstehen, welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und wann ist eine OP notwendig?

Was ist ein Hohlfuß?

Man erkennt den Hohlfuß an dem nach oben gewölbten Fußlängsgewölbe. Anders als beim Senkfuß liegt die Fußsohle nicht auf, sondern bleibt in jeder Phase des Schrittzyklus nach oben durchgebogen. Die Gewichtsverteilung liegt also vollständig auf der Ferse und dem Vorfuß.

Der Hohlfuß ist häufig eine Formvariante des Normalfußes. Er kann zu schmerzhaften, behandlungsbedürftigen Veränderungen des Fußes, der Zehen und des Sprunggelenks führen.

Folgen des Hohlfußes für Fuß und Sprunggelenk

Wenn ein Hohlfuß nicht behandelt wird, können sich die Folgen auch auf andere Funktionen auswirken. Denn der Hohlfuß betrifft nicht nur das Fußlängsgewölbe. Er verändert die komplette Biomechanik des Gehens und beeinflusst somit auch sämtliche benachbarte Gelenke am Fuß.

Was sind Krallenzehen und wie entstehen Vorfußschmerzen?

Beim hochgewölbten Hohlfuß ist häufig auch die Fußheber-Funktion beeinträchtigt. Der Körper versucht das auszugleichen, indem er die Zehen-Strecker übermäßig aktiviert. Die Folge ist eine Fehlstellung der Großzehe.

Regelmäßig wird wegen dem steilen Mittelfuß zu viel Gewicht auf den Vorfuß gebracht. Durch die Überlastung entstehen ein Spreizfuß und Mittelfußschmerzen.

Fersenfehlstellung und Arthrose im Sprunggelenk

Durch den Hohlfuß weicht das Fersenbein häufig nach innen. In dem Zuge verkürzt sich auch die Schrittlänge. Dadurch knicken Betroffene häufiger im Knöchel um und beschädigen die Außenbänder. Das Sprungbein steht nicht mehr gerade im Sprunggelenk. In der Folge nutzt sich der Gelenkknorpel im Sprunggelenk ab, wodurch Arthrose entsteht.

Was ist eine Haglundferse und wie entstehen Fußschmerzen mit Hohlfuß?

Das schiefe Fersenbein erhöht auch den Schuhdruck auf den Fersenbereich. Eine schmerzhafte Haglundferse mit starken Druckschmerzen ist ein häufiger Begleiter des Hohlfußes.

Viele erleben den Hohlfuß lediglich als Handicap beim Schuhkauf. Junge Patienten sind meist noch beschwerdefrei. Erst wenn sich die Fußmuskeln im Laufe des Lebens zurückbilden, kommen die Schmerzen. Häufig sind Beschwerden im Vorfuß. Dazu kommt eine Gangunsicherheit. Hohlfußpatienten leiden unter schneller Ermüdbarkeit, Schwäche und Schmerzen beim Gehen.

Konservative Therapie des Hohlfußes

Bei Überlastungsbeschwerden sollte die Belastung mit Hilfe einer Einlegesole verteilt werden. Die besonders beanspruchten Bereiche an der Ferse und am Vorfuß sollen entlastet werden. In vielen Fällen genügt die richtige Schuhversorgung ein Leben lang, ohne dass weitere Therapien notwendig sind.

Wann wird der Hohlfuß operiert?

Über eine Operation des Vorfußes müssen wir nachdenken, wenn er schnell voranschreitet. Wenn die Haut und Weichteilgewebe den Belastungen des Hohlfußes trotz Einlagen und Bettungen nicht mehr gewachsen sind, müssen wir die Fußbelastung operativ verändern. Wenn Gangunsicherheit, Schwäche und Schmerzen mit konservativer Therapie nicht besser werden, kann eine OP helfen.

Sehnenverpflanzung beim Hohlfuß

Je jünger der Patient, umso eher kommt die Verpflanzung und Zugveränderung von Fußsehnen infrage. Diese Eingriffe betreffen z.B. Großzehen, die Großzehenbeuger-Sehne, die Plantarsehne an der Fußsohle oder die Peronealsehnen.

Fersenbeinumstellung bei Hohlfuß

Bei einem kontrakten Hohlfuß älterer Patienten ist häufig einen knöchernen Eingriff vorzunehmen. Das nach innen abweichende Fersenbein gerade zu stellen, gilt als einer der erfolgreichsten knöchernen Eingriffe. Aus der Umstellung ergibt sich ein verbesserter Sehnenzug der Achillessehne. Die sogenannte Fersenbeinumstellung begradigt zudem die Rückfußachse.

Keilentnahme aus der Fußwurzel bei Hohlfuß

Eine weitere Operation beim Hohlfuß ist die Keilentnahme aus der Fußwurzel. Das Fußgewölbe wird dadurch flacher. Bei der Operationsplanung kann die gewünschte Höhe des Fußgewölbes durch die Keilentnahme genau eingestellt werden. Dadurch wird vor allem der Vorfuß entlastet. Das Fußgewölbe ist dann nicht mehr so steil. Die Gewichtsverteilung auf Ferse und Vorfuß wird durch eine ausgeglichene Gewichtsverteilung über die gesamte Fußsohle ersetzt. Fußschmerzen und Spreizfuß werden dadurch günstig beeinflusst.

Triple Arthrodese fixiert das Längsgewölbe

Zum Teil sind auch korrigierende Versteifungen mit Stellungskorrektur in drei Ebenen sinnvoll, besonders bei begleitenden neurologischen Erkrankungen. Auch straffe Fehlstellungen lassen sich durch Sehnen- oder reine Knocheneingriffe außerhalb der Gelenke nicht beeinflussen. Auch hier ist ein Knocheneingriff notwendig.

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