Artikel 03/03/2014

Bei Knochen-Nekrose im Knie (Morbus Ahlbäck) das Gelenk erhalten

Prof. Dr. med. Sven Ostermeier Orthopäde & Unfallchirurg, Chirotherapeut, Sportmediziner
Prof. Dr. med. Sven Ostermeier
Orthopäde & Unfallchirurg, Chirotherapeut, Sportmediziner
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Eine Durchblutungsstörung des Oberschenkelknochens verursacht die Knochennekrose im Kniegelenk. Meistens findet man diese „aseptische Knochnekrose” an der inneren (medialen) Femmurrolle (Femurkondyle). Das Knochengewebe wird in dem nicht mehr durchbluteten Bereich abgebaut, Kniearthrose ist die Folge.

Wer bekommt aseptische Knochen-Nekrose im Knie?
Männer sind häufiger als Frauen betroffen. Im jüngeren Lebensalter (10-20 J.) kann auch der Knorpel betroffen sein (Osteochondrosis dissecans). Im höheren Lebensalter (über 40. Lebensjahr) spricht man von Morbus Ahlbäck. Verschiedene Verläufe sind imöglich: Von leichten Knochenabbausymptomen mit kleinen Knorpelschäden bis hin zur Arthrose im Kniegelenk.

Mögliche Ursachen einer Knochennekrose im Kniegelenk
Bei einer unfallbedingten Knochennekrose kann eine Verletzung der Blutgefäße die Durchblutung des Oberschenkelknochen stören. Auch langdauernde Cortison-Einnahme (Steroid-Doping oder medikamentöse Behandlung) Alkoholmissbrauch, Nikotin, Bluterkrankungen sind Ursachen der aseptischen Knochennekrose. Ohne diese ‘Begleit- oder Vorerkrankungen’ ist die Ursache unbekannt. Im höheren Lebensalter geht man bei Fehlstellungen (Genu varum, ‘O-Bein’) von überlastungsbedingten Durchblutungsstörungen aus.

Symptome der aseptischen Knochennekrose im Knie
Der Behandlungserfolg einer Knochennekrose im Knie ist umso besser, je früher die Krankheit erkannt wird. Daher sollte bei unklaren Knieschmerzen die Abklärung durch den Kniespezialisten gesucht werden. Die Patienten verspüren plötzlich Schmerzen tief im Gewebe. Oft hinkt der Patient mit Knochennekrose. Das Knie ist nicht mehr belastbar. Alle Symptome können auch durch andere Ursachen (Knorpelläsionen oder Meniskusschäden) erklärt werden. Die tiefsitzende Flüssigkeitseinlagerung (Ödem) bei Knochen-Nekrose ist besonders schmerzhaft. Dieser Knieschmerz ist ein wichtiges Warnsignal.

Diagnose der Knochennekrose im Kniegelenk
Der Arzt wird sich nach Ihren Beschwerden erkundigen. Wie war der Verlauf der Knieschmerzen? Gab es Unfälle und Verletzungen? Im Röntgen sind krankhafte Knochenveränderungen erst im fortgeschrittenen Stadium erkennbar. Eine frühe Diagnose der aseptischem Knochennekrose am Knie erlaubt die kernspintomographische Untersuchung (MRT). Auch Kniearthroskopie (Kniespiegelung) hilft, das Stadium einer Knochennekrose im Knie richtig einzuschätzen.

Krankheitsverlauf einer Knochen-Nekrose (Morbus Ahlbäck)
Im Rahmen der Knochennekrose stirbt ein Teil des Oberschenkelknochens langsam ab, wird weich und brüchig. Der Knorpel im Kniegelenk wird später ebenfalls zerstört. Der Verlauf der Knochenenkrose ist besonders bei jungen Patienten schlecht einzuschätzen.

Knochen-Nekrose im Knie konservativ behandeln
Dem Kniespezialisten stehen mehrere Therapien des Morbus Ahlbäck (Knochennekrose im Knie) zur Auswahl. Hier ist eine genaue Analyse des Krankheitsstadiums wichtig. Der Arzt empfiehlt meistens sofort Maßnahmen wie Schonung (Unterarmgehstützen) und Bewegungstherapie. Er rät auch dazu, knochenaufbauende Mittel (z.B. Bisphosphonate) einzunehmen. Eine hyperbare Sauerstofftherapie oder eine Stoßwellenbehandlung können im Frühstadium die natürliche Heilungsreaktion stimulieren und das Wiedereinwachsen von Blutgefäßen in den Knochen fördern.

Behandlung des frühen Stadiums der Hüftkopfnekrose durch Arthroskopie des Kniegelenks
Im frühen Krankheitsstadium der Knochen-Nekrose kann der Kniespezialist eine durchblutungsfördernde „Markraum-Dekompression“ durchführen: Man bohrt den erkrankten Knochen an. Die Heilungsreaktion (Einwachsen neuer Blutgefäße) kann die Nekrose oft wieder ausheilen. Eine Auffüllung mit Knochenersatz (retrograde Spongiosatransplantation) kann ebenfalls durchgeführt werden.

Behandlung des späten Stadiums der Knochennekrose
Ist der Knochen der Femurkondyle (Oberschenkelrolle) eingebrochen, helfen nur noch Implantate. Standardprothesen sind bei jungen Patienten nicht die beste Lösung. Man richtet sich hier nach dem Ausmaß der Nekrose: Als kleinstmögliches Implantat gilt das sog. HemiCap-System. Das ist ein metallisches Implantat, das die Gelenkoberfläche wieder herstellt. Nur der beschädigte Teil des Knies muss also behandelt werden. Bei größeren Defekten kann eine Teilprothese (Schlittenprothese) helfen, wobei sich am ehesten die sog. ‘Repicci-Prothese’ eignet. Diese verursacht nur einen minimalen Knochenverlust. Große Defekte lassen sich allerdings nur durch einen Totalendoprothese versorgen.

Wie sind die Aussichten des Patienten mit Knochen-Nekrose im Knie?
Der Verlauf der Knochen-Nekrose im Knie ist sehr individuell und auch altersabhängig. Ist eine schwere Schädigung des Gelenks durch die Knochen-Nekrose eingetreten, sind häufig auch schon in jüngerem Lebensalter Inlays oder Teilprothesen notwendig. Diese prothetische Behandlung der Knochen-Nekrose wollen wir aber immer möglichst gelenkerhaltend und knochensparend durchführen.

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