Die Galle wird in der Leber produziert und ist ein wichtiger Bestandteil des Verdauungssaftes. Wenn sich die Zusammensetzung der Galle verändert, kann die Flüssigkeit lithogen werden, d.h., sie bildet Kristalle, sogenannte „Steine“. Dies passiert da, wo die Gallenflüssigkeit nicht fließt, sondern ruhig steht: in der Gallenblase.
Gallensteine werden praktisch immer im Ultraschall festgestellt. Was tun, wenn Gallensteine diagnostiziert werden?
Die erste Frage, die man sich hier stellen muss: Machen die Gallensteine Probleme oder wurden sie rein zufällig entdeckt?
Gallensteine mit Symptomen
Die Beschwerden bei Gallensteinen können variieren. Die leichterste Form ist ein Unwohlsein und Druckgefühl im Oberbauch nach dem Essen. Die klassischen Symptome sind Schmerzen unter dem rechten Rippenbogen mit Ausstrahlung in den Rücken bis hin zu schweren Koliken. Wenn ein Steinchen durch den Gallengang abwandert, kann es zusätzlich zur Gelbsucht (Haut, Augen) und zur Dunkelverfärbung des Urins kommen.
Symptomatische Gallensteine (Anzahl und Größe der Steine egal) können zu schweren, bis zu lebensgefährlichen Komplikationen wie Gallenblasenentzündung, Absterben oder Durchbruch der Gallenblase, Sepsis, Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) führen. Hier ist eine Operation erforderlich.
Gallensteine ohne Symptome
Wenn Gallensteine zufällig entdeckt werden und keinerlei Beschwerden vorliegen, muss man die Entscheidung zu einer Operation abwägen.
Grundsätzlich kann man erst einmal abwarten und beobachten. Bei der Hälfte der Patienten werden in den nächsten Monaten oder Jahren Probleme auftreten. Wichtig ist eine genaue sonographische Beurteilung der Gallenblase.
Wenn Zeichen einer chronischen Entzündung der Gallenblasenwand vorliegen, ggf. auch mit einer Schrumpfung der Gallenblase, empfehle ich eine Operation. Eine sogenannte Schrumpf- bzw. Porzellangallenblase ist ein chronischer Entzündungsprozess, der völlig schmerzfrei verlaufen kann, an dessen Ende sogar eine bösartige Entartung zum Gallenblasen Carcinom (Krebs) stehen kann.
Die Größe der Steine spielt hier eine Rolle. Kleine Steinchen können sehr leicht über das Gallenwegsystem abwandern und an der Einmündung in den Zwölffingerdarm stecken bleiben. Die Folge kann eine schwere Bauchspeicheldrüsenentzündung sein. Bei Patienten mit kleinen Steinchen empfehle ich eine Operation.
Ein weiterer Faktor sind die persönlichen Lebensumstände des Patienten. Einem Patienten, der viel auf Reisen in exotischen Gebieten unterwegs ist, wird man eher zu einer elektiven Entfernung der Gallenblase raten, auch wenn noch keine Symptome vorhanden sind.
Wieso wird bei der Operation die ganze Gallenblase entfernt und nicht nur die Steine?
Versuche, die Gallensteine zu zertrümmern (wie bei Nierensteinen), sie aufzulösen oder durch Eröffnung der Gallenblase zu entfernen, wurden in den 80er Jahren unternommen und dann wegen hohen Komplikationen eingestellt. Auch in den Fällen, wo es gelungen war, die Steine unter Erhaltung der Gallenblase zu entfernen, kam es fast immer zu Problemen. Die Steine hatten sich nach kurzer Zeit wieder gebildet. Der zugrunde liegende metabolische Schaden, der zur Steinbildungsneigung der Gallenflüssigkeit geführt hatte, war ja immer noch vorhanden. Auch Versuche, die Neubildung der Steine medikamentös zu verhindern, wurde wegen schwerer Nebenwirkungen bald wieder eingestellt.
Die operative Entfernung der Gallenblase mit den Steinen behebt zwar nicht die Steinbildungsneigung der Galle, aber der ruhige Pool, wo die Galle auskristallisieren kann, ist entfernt. Dieses Behandlungsprinzip der Gallenblasenentfernung wird seit 1986 angewandt und wir wissen heute aufgrund von langjährigen Nachuntersuchungen zigtausender operierter Patienten, dass die korrekte Entfernung der Gallenblase keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und das weitere Leben hat. Im Tierreich gibt es viele Arten, die keine Gallenblase besitzen (z.B. Hirsche, Rehe).
Wie wird operiert?
An der eigentlichen Operation, nämlich der Durchtrennung des Verbindungsganges zum Hauptgallengang und der Gefäße sowie der Ausschälung der Gallenblase aus dem Leberbett hat sich seit den ersten Operationen Ende des 19. Jahrhunderts nichts geändert. Allerdings wurde Ende der 80er Jahre die laparoskopische Operation der Gallenblase entwickelt und standardisiert. Über kleine Schnittchen werden eine Kamera und Instrumente in den Bauch eingeführt. Die Galleblase wird darüber entfernt und aus dem Bauch geborgen. Heute ist die laparoskopische (minimal invasive) Operation der Goldstandard. Eine offene Gallenblasenoperation ist bei erfahrenen Chirurgen nur noch eine seltene Ausnahme. Gründe für ein offenes Vorgehen können sein: schwerste Entzündung der Gallenblase, unkontrollierbare Blutung während der Operation oder schwere Verwachsungen im Oberbauch nach vorangegangenen Operationen.
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