Team jameda
In der Therapie des Magengeschwürs und säurebedingter Schädigung der Magenschleimhaut sind sogenannte Protonenpumpenhemmer als Säureblocker die Mittel der ersten Wahl.
Aufgrund der relativ geringen Nebenwirkungsrate haben sie auch zunehmend Einzug bei der Behandlung von funktionellen Magenbeschwerden, also Schmerzen und Druck im Oberbauch, ohne wirklichen Nachweis einer Schädigung der Magenschleimhaut genommen.
Gerade bei diesem vielschichtigem Krankheitsbild fehlt aber langfristig der Erfolg. Der Einsatz von Protonenpumpenhemmern bei funktionellen Oberbauchbeschwerden ist durch raschen Wirkungsverlust nach anfänglicher Besserung, fortbestehendem Oberbauchdruck und einhergehendem Wunsch des Patienten mit Dosissteigerung gekennzeichnet.
Die Wirkungsweise der Säurehemmer ist bei Magengeschwüren oder begleitend zu potentiell magenschleimhautschädigenden Medikamenten eindeutig positiv. Doch warum werden die funktionellen Oberbauchbeschwerden mit und ohne Reflux nicht unter dieser Therapie besser?
Bei funktionellen Oberbauchbeschwerden ist der Oberbauchdruck ein Symptom, ebenso wie der Reflux. Das Medikament lindert nur vorrübergehend ein Symptom.
Der Brustkorb wird gegen den Bauchraum durch eine sich kuppelartig ausbreitende Muskelplatte, dem Zwerchfell, abgegrenzt. Dieses unterstützt den Atemvorgang, bewirkt einen reibungslosen Schluckakt, hilft beim Husten durch krampfartige Kontraktion und entlastet den Bauchraum bei Beschwerden wie Durchfall durch Anpassung an die Darmkontraktion.
Durch das Zwerchfell müssen die großen Blutgefäße, Nervenstränge und vor allem die Speiseröhre passieren. Die Speiseröhre mündet dann unmittelbar in den Magen. Hierfür gibt es anatomische Öffnungen, deren Öffnungsgrad aber von der Zwerchfellspannung abhängig ist. So sorgt zum Beispiel ein entspanntes Zwerchfell für ein Zusammenfallen der unteren Speiseröhre, was wiederum einen Verschluß des Magens und somit ein Rückfließen von Mageninhalt (Reflux) verhindert.
Ist das Zwerchfell angespannt, wird diese Öffnung erweitert und der verschließende Effekt wird aufgehoben.
Was der Patient merkt ist der Reflux sowie das teilweise sehr schmerzhaft verkrampfte Zwerchfell, welches sich durch Reizung der Speiseröhrenwand durch die Magensäure zusätzlich verspannt. Dieser Krampfschmerz wird auf den Magenbereich projeziert. Hält die Verkrampfung länger an, kommt es zu einer Anpassungsreaktion im Körper, um die Spannung zu kompensieren.
Regelhaft finden sich Blockierung in den korrespondierenden Brustwirbelsäulenabschnitten sowie Fehlsteuerungen im autonomen Nervensystem, welche die Ausschüttung von Magensäure vermehren können. In der Orthopädie und Osteopathie ist seit längerem bekannt, dass Muskulatur nicht nur Kontraktionsarbeit verrichtet, sondern als ein sensorisches Organ anzusehen ist. Nervenendigungen geben Spannungsänderungen unmittelbar an das Rückenmark weiter.
Als Arzt muß ich diese Zusammenhänge erkennen und multimodal behandeln. Die fortgeführte Einnahmne von Säureblockern ist anfänglich sinnvoll. Um den Kreislauf aber zu durchbrechen, kommen manualmedizinische und osteopathische Techniken zum Einsatz. Über Handgriffe zum punktuellen und flächigen Dehnen des verspannten Zwerchfells mit Lösen von Verklebung in den Muskelhäuten (Faszien) erfährt der Patient erste wirkliche Erleichterung.
Atemtechniken helfen die Synchronisation in beiden Zerchfellhälften wieder herzustellen. Begleitende Wirbelsäulenblockierungen der Brustwirbelsäule werden chirotherapeutisch mobilisiert. Zur Regulation des entgleisten, vegetativen Nervensystems kommen craniosacrale Techniken der Osteopathie zum Einsatz. Ebenso kann die Mitbehandlung der Bauchoragne, die sich ebenfalls der Spannung anpassen können, beseitigt.
Insgesamt erfolgt hierdurch eine Neuprogrammierung der Körperregulation. Innerhalb weniger Behandlungseinheiten kann der Patient eine Reduktion der Protonenpumpenhemmer vornehmen, ohne den häufig erlebten ‘Rebound’ zu erleben. Die Säureblocker sind und bleiben ein wichtiger Bestandteil der Therapie säurebedingter Magenschleimhautschädigung. Ihr Einsatz sollte aber bei fehlendem Nachweis von Schädigungen in der Magenspiegelung sehr kritisch bewertet werden.
Eine ganzheitliche Behandlung von Magenschmerzen ist vielversprechend. Die Lebensqualität steigt hierdurch deutlich.
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