Team jameda
Bauchschmerzen, blutig-schleimiger Durchfall und ungewollter Gewichtsverlust können Symptome einer Colitis ulcerosa sein. Lesen Sie hier, wie diese Krankheit entsteht, wie sie sich äußert und welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Die Colitis ulcerosa ist eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut und der darunterliegenden lockeren Bindegewebsschicht. In schweren Fällen bilden sich auch Darmgeschwüre. Meistens ist nur der Dickdarm betroffen, selten auch der unterste Abschnitt des Dünndarms. Die Entzündung führt zur Zerstörung der Schleimhaut des Dickdarms, der schließlich wie ein glatter Schlauch aussieht.
In Deutschland erkranken 3 bis 4 von 100.000 Einwohnern pro Jahr an Colitis ulcerosa. Betroffen sind Männer und Frauen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr.
Die Ursachen der Erkrankung sind nicht geklärt, aber man vermutet, dass genetische, infektiöse und immunologische Faktoren zusammenspielen. Die körperliche Abwehr ist übermäßig aktiv, so dass Antikörper die eigene Darmflora angreifen. Darüber hinaus spielen der Hygienestandard, die Ernährung und der Stress auch eine wichtige Rolle beim Ausbruch der Erkrankung.
Es gibt unterschiedliche Formen der Colitis ulcerosa:
Der chronisch rezidivierende Verlauf kommt am häufigsten vor. Nur 5 bis 10 Prozent der Betroffenen bleiben nach einem Schub jahrelang symptomfrei.
Die Intensität der Colitis ulcerosa unterscheidet sich von Patient zu Patient:
Die erhöhte Blutkörpersenkungsgeschwindigkeit ist ein Hinweis auf eine chronische Entzündung im Körper. Niedrige Hämoglobin-Werte weisen auf Blutarmut hin.
Je nach Lokalisation der Entzündung wird sie gemäß der Montreal-Klassifikation wie folgt eingeteilt:
Das Krankheitsbild der Colitis ulcerosa äußert sich mit vielen blutig-schleimigen Durchfällen pro Tag, krampfartigen Bauchschmerzen, ständigem, schmerzhaften Stuhldrang, vielen kleinen, oftmals unvollständigen Stuhlentleerungen, Blähungen, Müdigkeit, Krankheitsgefühl und Appetitlosigkeit. Die Schubdauer ist nicht vorhersehbar.
Entzündungen können auch außerhalb des Darms auftreten, wie zum Beispiel Haut-, Gelenk-, Augen- und Leberentzündungen. Selten sind auch Herz, Lunge, Nieren, Bauchspeicheldrüse und das zentrale Nervensystem betroffen. Im Vergleich zur Normalbevölkerung treten auch Gallensteine, Nierensteine und Blutgerinnungsstörungen häufiger auf.
Komplikationen, wie Gewichtsverlust oder Wachstumsstörungen bei Jugendlichen, sind auf Blut-, Wasser- und Eiweißverluste zurückzuführen. Bei zwei Drittel der Patienten ist der Knochenabbau stärker als normal und 7 bis 18 Prozent entwickeln Osteoporose. Selten kommt es zum sogenannten ,toxischen Megakolon‘‘ mit Überblähung des Dickdarms, starken Bauchschmerzen, hohem Fieber, Erbrechen, Darmdurchbruch, Entzündung des Bauchfells und Blutvergiftung.
Das Dickdarm- oder Mastdarmkrebsrisiko ist bei Colitis ulcerosa erhöht, insbesondere wenn die Erkrankung lang andauert und ein großer Teil der Darmschleimhaut entzündet ist. Deswegen ist es wichtig, regelmäßige Kontrolluntersuchungen zur Früherkennung wahrzunehmen.
Bei schwerem Verlauf und Entzündungen des gesamten Dickdarms sterben 5 bis 10 Prozent der Patienten innerhalb von zehn Jahren. Aber die meisten haben eine gute Prognose und eine normale Lebenserwartung.
Zur Diagnostik der Colitis ulcerosa sind folgende Untersuchungen hilfreich:
Die Diagnose der Colitis ulcerosa ist ziemlich aufwändig, weil die Symptome anderen Erkrankungen ähnlich sind, wie zum Beispiel:
Bei einem akuten Schub werden entzündungshemmende Medikamente verabreicht. Zwischen den Schüben sollten die Patienten ebenfalls Arzneimittel einnehmen, damit der nächste Schub verhindert wird oder später eintritt. Folgende Medikamente sind hilfreich bei Colitis ulcerosa:
Wenn sich der Zustand des Betroffenen trotzt medikamentöser Therapie verschlechtert oder wenn Darmkrebs im Frühstadium entdeckt wird, kann der gesamte Dickdarm und der untere Abschnitt des Dünndarms entfernt werden. Der Dünndarm wird anschließend mit dem After verbunden, dessen Verschlussapparat erhalten bleibt. Dieses operative Verfahren kann die Erkrankung heilen, dennoch treten bei manchen Patienten Stuhlinkontinenz oder Entzündungen auf, die erneut eine medikamentöse Therapie notwendig machen.
Die Colitis ulcerosa belastet die Betroffenen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch, und wirkt sich negativ auf die Lebensqualität aus. Zur psychischen Entlastung sind Entspannungsverfahren und psychotherapeutische Maßnahmen hilfreich.
Der Verzicht auf rotes Fleisch und Alkohol kann das Risiko eines erneuten Schubes vermindern. Kaffee ist aber kein Tabu, solange ihn die Patienten gut vertragen.
Eine Studie, die im Jahr 2002 veröffentlich wurde, hat eine Debatte über die Rolle des Rauchens bei der Colitis ulcerosa ausgelöst. Die Autoren führten eine umfangreiche Analyse, die zeigte, dass Rauchen keinen Risikofaktor darstellt.
Darüber hinaus sollten die Betroffenen bestimmte Zuckerarten wie Laktose und Fruktose vermeiden, wenn sie nicht verträglich sind. Oft ist die zusätzliche Einnahme von Eisen, Vitaminen, Eiweiß und anderen Spurenelementen sinnvoll. Patienten mit starkem Untergewicht können außerdem mit Trinknahrung oder einer Ernährung mittels Nasen-Magen-Sonde aufgepäppelt werden.
Die Colitis ulcerosa ist eine entzündliche Darmerkrankung, die sich typischerweise in Schüben mit zahlreichen blutig-schleimigen Durchfällen äußert. Die Ursachen bleiben unklar, wobei eine Vererbung möglich ist, die zur Überreaktion des Abwehrsystems führt, das sich gegen die eigene Darmflora wendet.
Die Betroffenen sind meist junge Männer und Frauen, die oftmals sehr unter der Erkrankung leiden. Stress und eine ungeeignete Ernährung verschlimmern die Situation noch mehr.
Die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten helfen den meisten Betroffenen, ihre Schübe zu überstehen und verlängern die symptomfreien Lebensabschnitte. Darüber hinaus ist die operative Entfernung des Dickdarms möglich, ein Verfahren, das die Erkrankung eventuell heilen kann. Meist ist die Prognose gut und mit einer normalen Lebenserwartung zu rechnen.
Kompetenznetz Darmerkrankungen
Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung
Österreichische Morbus Crohn-Colitis ulcerosa Vereinigung
Schweizer Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung
Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland
Bundesverband Gastroenterologie Deutschland
Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
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