Die Divertikulose ist eine gutartige Veränderung des Dickdarms. Es ist vor allem der untere Dickdarmabschnitt betroffen, das sogenannte Sigma, allerdings können Divertikel auch an anderen Stellen des Dickdarms vorkommen. Darmdivertikel entstehen als Folge einer Schwäche des Dickdarmbindegewebes und eines erhöhten Drucks im Innern des Darms. Vor allem dort, wo die Gefäße (Arterien und Venen) durch die Darmwand treten, drückt sich die Darmwand durch die Muskelschicht hindurch nach außen (Ausstülpungen der Darmwand). Der Transport des Stuhls kann durch die Divertikel behindert werden. Wird durch Bakterieneinwirkung in den Divertikeln eine Entzündung hervorgerufen, spricht man von einer akuten Divertikulitis. Als Folge der Entzündung können Narbenbildungen entstehen, die zu Engstellen führen (Stenosen), welche den Stuhltransport weiter behindern und Symptome wie zum Beispiel Verstopfung oder Blähungen erklären. Erst bei Beschwerden spricht man von einer Divertikelkrankheit.
Die Divertikulose ist ein häufiger Befund, welcher zunehmend an Bedeutung gewinnt. Rund 30 % aller über 60-Jährigen haben Divertikel, wobei Frauen etwas häufiger betroffen sind als Männer. Bei über 80-Jährigen sind Divertikel bereits bei jedem Zweiten zu finden. Bei der Mehrzahl der betroffenen Divertikelträger verursachen diese jedoch keine Beschwerden und sind lediglich ein Zufallsbefund, der zum Beispiel im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) entdeckt wird.
Risikofaktoren für eine Divertikelkrankheit sind in erster Linie Übergewicht, körperliche Inaktivität, Rauchen, Alkoholgenuss und die Einnahme von Medikamenten, vor allem die Einnahme von Opiaten sowie Steroiden. Lange Zeit wurden die Divertikulose und die Divertikulitis mit einer ballaststoffarmen Ernährung in Zusammenhang gebracht. Letztlich sind sie jedoch multifaktoriell bedingt. Neuromuskuläre Veränderungen treten in den betroffenen Dickdarmabschnitten auf, die zu einer Motilitätsstörung führen. Diese wiederum fördert die Entstehung der Divertikel, wodurch sich schicksalshaft eine schleichende oder aber auch rasante Verschlechterung der Problematik erklärt.
Mehr als 30% der Divertikelträger leiden im Sinne einer Divertikelkrankheit, welche anfänglich häufig als Reizdarmsyndrom fehlgedeutet wird. Symptome wie wechselnd lokalisierter Bauchschmerz mit Betonung der Kurven des Dickdarms, Schleimabsonderung im Stuhl, Blähungen, Wechsel zwischen dünnem Stuhl und Verstopfung sind typische Probleme der Divertikelkrankheit. Schwere Komplikationen der Divertikelkrankheit sind hohes Fieber, Blutungen und Abszessbildung (abgekapselte Entzündungsherde) in der Bauchhöhle. Hier ist ein Krankenhausaufenthalt häufig unvermeidbar.
Die Diagnose ist leicht zu stellen. Neben den benannten Beschwerden im Unterbauch kann heute durch die Darmspiegelung, durch den Ultraschall und die Computertomographie eine Schweregradeinteilung durchgeführt werden. Eine Darmspiegelung (Koloskopie) ist zwar zur Absicherung der Diagnose nicht zwingend nötig, sie sollte aber jedem operativen Verfahren vorgeschaltet sein.
Während früher eine operative Sanierung der Divertikelkrankheit zurückhaltend betrachtet wurde und zwei bis drei entzündliche Entzündungsschübe abgewartet wurden, werden heute eher die morphologischen Veränderungen als Mittel herangezogen, um die Indikation zur Operation stellen. Engstellen (Stenosen) oder zahlreiche Divertikel sind Gründe, ein Darmsegment zu entfernen. Dies geschieht in aller Regel im Intervall, wenn akut entzündliche Veränderungen abgeklungen sind. Wenn es technisch möglich ist, kann bei diesen Patienten ein minimal-invasiver chirurgischer Eingriff vorgenommen werden (Schlüssellochchirurgie).
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