Der Schweregrade der Venenerkrankung wird mit dem CEAP Score angegeben. C steht für clinic (klinisch, welche Venen sind erkrankt), E für Ätiologie (congenital, primär, sekundär), A für Anatomie (oberfl., tief, Perforans) und P für Pathophysiologie (Reflux (Rückfluss) und/oder Obstruktion (Verschluss)). Mit diesem Score und weiteren speziellen Venenscores lassen sich die Ergebnisse der verschiedenen Therapiemöglichkeiten besser vergleichen.
Die medikamentöse Behandlung mit venenaktiven Medikamenten zielt auf eine Verbesserung des venösen Tonus und der Kapillarpermeabilität. Dazu stehen eine Reihe von natürlichen Wirkstoffen zur Verfügung. Flavonoide, wie z. B. das Aescin (Kastanienextrakt), Diosmin, Hesperdin, Rutoside oder das chemisch hergestellte Calzium-Dobesilat können zur Behandlung von Entzündung, Ödem, Restless-Leg-Syndrom, Krämpfe, Hautveränderungen, Schmerzen und Juckreiz eingesetzt werden. In der Kombination Diosmin + Hesperdin (MPFF) mit Kompressionsbehandlung wurden die Heilung eines venösen Ulcus und der Beschwerden der chronisch-venösen Schwäche verbessert.
Die Kompressionsbehandlung (elastische Kompressionsverbände, Intermittierende Kompressionsbehandlung, Kompressionsstrümpfe) wird bei Krampfadern, venösem Ödem, Hautveränderungen und Ulcus cruris eingesetzt. Kompression verbessert die Wadenmuskelpumpe und stärkt den venösen Rückfluss aus dem Bein zum Herz und zur Lunge.
Kompressionsstrümpfe wirken gut bei venösen Beinschmerzen, Beinschwellung, Hyperpigmentierung im Falle der chronisch-venösen Insuffizienz. Ältere und übergewichtige Patienten haben es nicht immer leicht, die Strümpfe anzuziehen (Compliance). Bei ungenauer Abmessung - wenn die Strümpfe zu eng sind - kann es zu Defekten der Haut kommen.
Im Vergleich zur alleinigen konservativen Behandlung durch Kompression und Änderung der Lebensweise ist die chirurgische Behandlung bei der Besserung der Beschwerden und der Lebensqualität überlegen. Zu beachten ist, dass bei einem venösen Ulcus ein ausreichender Druck von 30-40 mmHg erreicht werden muss, um einen Heilungserfolg erzielen zu können. Dabei darf man nicht vergessen, dass es auch schon ausreichte, die erkrankte Stammvene (Vena saphena magna) zu entfernen, um das Ulcus zur Heilung zu bringen. Die Primärbehandlung des Ulcus cruris ist nach wie vor die Kompression.
Interventionelle und operative Behandlung der Krampfadern
Neue Methoden haben die Behandlungsmöglichkeiten der Krampfadern erweitert, aber nicht in jedem Fall verbessert. Allen Methoden ist gemeinsam, dass es eine Behandlung ohne geringere Nebenwirkungen wie Hautveränderungen, Verhärtungen (Induration) des Venenkanals, Hämatom, Serom (Wundflüssigkeit) und Wundbrennen nicht gibt.
Die Methoden unterscheiden sich, wenn man sich die Studien ansieht, hinsichtlich der geringeren Nebenwirkungen kaum. Der Erfolg der Methode ist von der Erfahrung des behandelnden Arztes abhängig. Die Beurteilung einer Methode ist nicht immer leicht, Veränderungen treten nicht nur unmittelbar nach der Operation auf, sondern auch in den Tagen bis Wochen nach dem Eingriff - also auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, sodass es uns wichtig erscheint, dass der behandelnde Arzt selbst sich das Ergebnis immer wieder ansieht und nicht auf andere delegiert.
Die operative Venenbehandlung mit Krossektomie und Venenstripping (Unterbindung der Mündung der Stammvene und Entfernung des erkrankten Teils der Stammvene) ist das Verfahren mit den meisten Langzeitergebnissen; zu allen anderen Verfahren liegen erst kurz- und mittelfristige Ergebnisse vor.
Das Strippingverfahren heute kann nicht mehr mit dem Verfahren vor mehr als zehn bis 15 Jahren verglichen werden. Meist wird nur die erkrankte große Stammvene (Vena saphena magna) bis unterhalb des Knies entfernt, um so die Schädigung des Nervus saphenus im Unterschenkel zu vermeiden, oder der erkrankte Teil der Vena saphena parva (kleine Rosenvene in der Wade).
Die Technik hat sich geändert, es wird invers, d. h. die Außenwand der Vene nach innen gezogen, und somit schonender entfernt. Die um die Vene gesetzte Tumeszenzanalgesie - es wird ein Flüssigkeitsdepot mit Lokalanästhesie um die Vene gespritzt - vermindert Schmerzen und verringert zusammen mit einem speziellen mehrschichtigen elastischen Verband die Hämatombildung. Die Kompressionsstrümpfe müssen nicht mehr wie früher sechs Wochen getragen werden; es reichen in der Regel sieben bis zehn Tage nach der Operation, wobei der Kompressionsstrumpf nur in der ersten zwei bis drei Nächten getragen wird.
Das Ergebnis lässt sich sehen; die früher gefürchteten dunkel verfärbten Beine gibt es in der Regel nicht mehr! Wenn die Stammvene in großen Teilen intakt ist und nur die Venenseitenäste insuffizient sind, kann man durch Phlebektomie (Venenseitenastentfernung in örtliche Betäubung über gut heilende Miniinzisionen) oder CHIVA-Methode (Schonung der Stammvene) ein gutes Ergebnis erzielen.
Endovenöse thermale Venenablation: invasive endovenöse Verfahren wie Laser (EVLA) oder Radiofrequenzwellenbehandlung (RFA) sind alternative Verfahren zur Behandlung der Krampfadererkrankung. Unterhalb des Knies wird meist die Vena saphena magna sondiert und über eine Schleuse eine spezielle Behandlungssonde bis in den Leistenbereich vorgeschoben. Es wird reichlich Lokalanästhesie im Tumeszenzverfahren um die Vene gespritzt gegen Schmerzen und als Hitzeschutz.
Die Seitenäste im Bereich der Einmündung der Vena saphena magna werden nicht in jedem Fall behandelt. Manche Autoren halten dies auch nicht für erforderlich. Beiden Verfahren ist gemeinsam, dass empfohlen wird, einen Kompressionsstrumpf mindestens eine Woche Tag und Nacht zu tragen. Die Verschlussrate wird im Laserverfahren mit 76-100 % angegeben. Langzeitergebnisse liegen nicht vor. Als Komplikationen werden Parästhesien, Hautverbrennung, Thrombophlebitis, Thrombose und Nervenverletzung beschrieben.
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