Artikel 14/07/2018

Gadolinium-Vergiftung - Diese Symptome können nach einer MRT-Untersuchung auftreten

Dr. Danny Couckuyt Allgemeinmediziner (Hausarzt)
Dr. Danny Couckuyt
Allgemeinmediziner (Hausarzt)
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Seit 1988 werden Gadolinium-Komplexe als Kontrastmittel bei MRT-Untersuchungen angewendet. Anfangs hat man geglaubt, dass sie absolut sicher sind. Doch heutzutage sieht die Realität anders aus. Mittlerweile gibt es viele Patienten, die an einer Gadolinium-Vergiftung erkrankt sind.

Warum Gadolinium-Komplexe gefährliche Nebenwirkungen verursachen können

Gadolinium ist ein Schwermetall, das der Gruppe der sogenannten Seltenen Erden zugeordnet wird. Es ist paramagnetisch und daher als Kontrastmittel für MRT-Untersuchungen sehr gut geeignet. In ungebundener Form ist es extrem giftig. Deshalb werden immer Gadolinium-Komplexe als Kontrastmittel verwendet.
In diesen Komplexen ist das Gadolinium durch einen Chelator gebunden. Chelatoren sind in der Lage, Metalle zu wasserlöslichen Komplexen zu binden, die letztendlich über die Nieren ausgeschieden werden.

Früher sah man den Gebrauch von Gadolinium-Komplexen nur bei Patienten mit einem Nierenversagen kritisch. Doch heutzutage gibt es überzeugende Hinweise darauf, dass sich sowohl das Gadolinium-Ion als auch die Gadolinium-Komplexe bei jedem Patienten im gesamten Körper ansammeln können. Leider fehlen immer noch die Studien, die belegen, dass diese Gadolinium-Ablagerungen auch Beschwerden hervorrufen können.

Ob sich das Gadolinium im Körper ablagert, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu gehören

  • der verwendete Gadolinium-Komplex (umso stabiler die Gadolinium-Komplexe sind, desto geringer ist die Gefahr)
  • die Anzahl der durchgeführten MRT-Untersuchungen mit Kontrastmittel
  • die Dosis an verwendeten Kontrastmitteln
  • die Belastung des Körpers mit Eisen, Kalzium, Kupfer, Magnesium oder Zink
  • die Übersäuerung des Körpers
  • die eingeschränkte Nierenfunktion

Im Körper kann das giftige Gadolinium durch körpereigene Ionen wie Kalzium, Zink, Kupfer oder Eisen ausgetauscht werden. Die freigesetzten Gadolinium-Ionen lagern sich anschließend vor allem in folgenden Arealen ab:

  • Gehirn
  • Haut
  • Knochen
  • Nerven
  • Nieren
  • Leber

Der Körper kann Gadolinium nur sehr eingeschränkt abbauen, wodurch es oft noch über Jahre hinweg nachgewiesen werden kann. Es kann sich nach jeder neuen Kontrastmittelgabe im Körper anreichern.

Problematisch ist, dass das Gadolinium die gleichen chemischen Eigenschaften wie ein Kalzium-Ion aufweist. Dadurch ist es in der Lage, alle Stoffwechselvorgänge zu blockieren, bei denen Kalzium verwendet wird.

Welche Symptome können sich zeigen?

Die Beschwerden einer Gadolinium-Vergiftung sind bei jedem Patienten unterschiedlich. Weil viele Patienten alle Kriterien einer Fibromyalgie erfüllen, wird eine Gadoliniumvergiftung als eine der vielen Auslöser dieser Erkrankung angesehen.

Die folgenden Symptome sind nach Häufigkeit aufgelistet:

  • Schmerzen: Sie sind dumpf mit Brennen, Taubheit, Kribbeln, Ameisenlaufen, Jucken, Schwellungsgefühlen und einem Gefühl von Stromschlägen. Die Schmerzen verschlimmern sich durch Kälte oder Wärme. Am häufigsten sind Gliedmaßen, Kopf und Rumpf betroffen.
  • Koordinationsprobleme
  • Schwäche und Zuckungen der Muskeln
  • Gelenke: Die Beweglichkeit ist eingeschränkt, weil die Gelenke oft steif und geschwollen sind.
  • Verschlechterung der Sehschärfe, trockene und rote Augen
  • Elastizitätsverlust an der Haut, Hautausschlag, Veränderung der Hautfarbe, Hautläsionen (Geschwüre, Papeln, Makulae und Knoten), Juckreiz, Nesselsucht, Verdickungen und Verhärtungen des Unterhautgewebes
  • Benommenheit, Konzentrationsschwierigkeiten und Müdigkeit
  • Haarausfall
  • niedrige Körpertemperatur
  • Hörverlust
  • Schwindel
  • Tinnitus
  • Schluckstörungen
  • Probleme mit der Stimme
  • Schwellung der Extremitäten

Wie wird eine Gadolinium-Vergiftung diagnostiziert?

Patienten, die Symptome einer Gadolinium-Vergiftung haben, zeigen über Jahre hinweg eine erhöhte Gadolinium-Ausscheidung im Urin an. Möchte man die Diagnose einer Gadolinium-vergiftung bestätigen, soll man die Gesamtmenge an Gadolinium, die in 24 Stunden im Urin ausgeschieden wird, bestimmen. Im Anschluss einer MRT-Untersuchung mit Gadolinium ist dieser Wert leider in den ersten drei Monaten nicht zu bewerten. Daher kann man diesen Test erst drei Monate nach der letzten MRT-Untersuchung mit Gadolinium zur Diagnose verwenden. Ist die Gesamtmenge an Gadolinium im 24 Stunden Urin erhöht, kann dies auf eine Gadolinium-Vergiftung hinweisen.

Durchführung des Testes

Wichtig ist, dass Sie den gesamten Urin auffangen, den Sie innerhalb von 24 Stunden ausscheiden. Entleeren Sie vor Beginn der Sammlung Ihre Blase vollständig. Bitte behalten Sie ihre normale Trinkgewohnheit bei. Sammeln Sie innerhalb der folgenden 24 Stunden den gesamten Urin in einem sauberen Gefäß. Bewahren Sie das Gefäß kühl auf. Entleeren Sie nach Ablauf der 24 Stunden Ihre Blase nochmals. Am Ende notieren sie die Gesamtmenge. Anschließend entnehmen Sie minimal 10 ml der Menge und schicken diese zur Bestimmung ins Labor. Anhand der Gadolinium-Konzentration kann man anschließend die Gesamtmenge an Gadolinium im Urin berechnen. (= Konzentration(µg/Liter) x Menge(Liter))

Referenz-Werte für Gadolinium im 24 Stunden Urin

Zwischen 3-4 Monaten: < 0.4 µg

Zwischen 4-5 Monaten: < 0.3 µg

Zwischen 5-6 Monaten: < 0.2 µg

Ab 6 Monaten: < 0.1 µg

Wenn man mehrere MRT-Untersuchungen mit Gadolinium bekommen hat, kann man die einzelnen Referenzwerte einfach addieren. Hat man zum Beispiel eine MRT-Untersuchung mit Gadolinium vor 3, 8 und 16 Monaten bekommen, muss der Gadolinium-Wert im 24 Stunden Urin unter 0.4 + 0.1 + 0.1 = 0.6 µg liegen.

Die Referenzwerte basieren auf Erfahrungen aus der Praxis. Sie sind nicht mittels Studien belegt worden.

So funktioniert die Ausleitung und Entgiftung

Nur mit einer sogenannten Chelat-Therapie kann man das Gadolinum aus dem Körper entfernen. Dabei wird dem Patienten ein Chelator intravenös verabreicht, der das Gadolinium im Gewebe zu wasserlöslichen Komplexen bindet. Anschließend wird es über die Nieren ausgeschieden. Von allen zurzeit verfügbaren Chelatoren ist Diethylentriaminpentaessigsäure (DTPA) dafür am besten geeignet.

DTPA bindet im Körper neben Gadolinium auch vermehrt Zink und in geringeren Maßen Eisen, wodurch es besser über den Urin ausgeschieden werden kann. Um einen Zinkmangel zu vermeiden, ist es daher besser, immer das Zink-DTPA statt das Kalzium-DTPA zu verwenden.

Schon nach zwei bis drei DTPA-Infusionen bessern sich die Beschwerden. Insgesamt sind mindestens 15-20 DTPA-Infusionen erforderlich. Sie können theoretisch auch jeden Tag verabreicht werden.

Weil eine Gadoliniumvergiftung eine der vielen Auslöser einer Fibromyalgie ist, sind alle therapeutischen Maßnahmen für die Behandlung dieser Krankheit oft auch hier sinnvoll.

Auf einen Blick

Behandlungsdauer

Die Behandlung dauert meistens sechs bis zwölf Wochen, kann aber im Einzelfall auch sehr langwierig sein.

Nebenwirkungen

  • Vor allem, wenn die Intervalle zwischen den DTPA-Gaben zu kurz sind oder die Dosis zu hoch ist, können folgende Nebenwirkungen auftreten: Durchfall, Erbrechen, Fieber, Frösteln, Hautjucken, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe und Übelkeit.
  • Seltene Nebenwirkungen sind: Blutdrucksenkung, allergische Hautreaktionen, Kribbeln (Parästhesien) und Nasenschleimhautentzündungen.
  • Bei Patienten mit Niereninsuffizienz ist Vorsicht geboten, weil DTPA die Nierenfunktion weiter einschränken kann!

Arbeitsunfähigkeit

Die Arbeitsfähigkeit wird von der Behandlung selbst kaum beeinträgtigt.

Verhaltenstipps nach der Behandlung

Im Anschluss nach der Behandlung soll man viel trinken und körperliche Anstrengungen meiden.

Folgen bei ausbleibender Behandlung

Zurzeit fehlen die Daten, um die Folgen einer ausbleibenden Behandlung vorherzusagen. Erfahrungsgemäß geht es vielen Patienten nach einer Therapie deutlich besser.

Behandlungsalternativen

Zur Zeit ist die DTPA-Chelat-Therapie die einzige Behandlung einer Gadolinium-Vergiftung.

Kostendeckung der Krankenkasse

Die Behandlungskosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse nicht erstattet.

Studien

Zur Zeit gibt es keine Studien, die belegen, dass das Gadolinium bei gesunden Menschen Beschwerden hervorrufen kann. Daher gibt es auch keine Studien, die beweisen, dass eine DTPA-Chelat-Therapie ihren Zustand verbessert.

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