Artikel 22/02/2012

Gibt es Sportarten, die den Venen schaden?

Dr. med. Florian Netzer Facharzt für Allgemeinchirurgie, Notfallmediziner
Dr. med. Florian Netzer
Facharzt für Allgemeinchirurgie, Notfallmediziner
sportarten-venenschaden

Da bei uns sehr viele Leistungssportler und Berufsathleten aller Sparten Patienten sind, werden wir häufig gefragt, welchen Einfluss bestimmte Sportarten auf die Entstehung von Krampfadern hätten. Diese Frage verwundert schon deshalb nicht, weil es sehr viele Veröffentlichungen von ‘Experten’ jeder Art zu diesem Thema gibt und die Sportwelt zur Zeit diesbezüglich völlig verunsichert ist.

Zunächst ist eine Tatsache festzustellen: Es existiert keine einzige wissenschaftliche Erkenntnis zu diesem Thema, die aufgrund einer validen Studie gewonnen worden wäre.

Eine zweite Tatsache ist festzustellen, deren Bewertung nur den gesunden Menschenverstand braucht: Wenn es tatsächlich Sportarten gäbe, die besonders schlecht für die Venen wären, müsste man folglich unter diesen Sportlern besonders häufig Krampfaderpatienten finden. Das ist nicht der Fall.

Schlussfolgerung:
Es gibt keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen dem Betreiben bestimmter Sportarten und dem vermehrten Auftreten von Venenschäden.

Warum, fragen Sie sich jetzt, gibt es dann so viele Ratschläge, die eine oder andere Sportart (Squash, Tennis, Joggen werden besonders oft genannt) nicht zu intensiv zu betreiben, um die Venen nicht zu schädigen? Das ist den Fachleuten selbst ein Rätsel, weil es eben keinerlei Erkenntnis in dieser Richtung gibt, die dem modernen wissenschaftlichen Standard der „Evidence Based Medicine“ genügt (also der Medizin, die auf wissenschaftlich beweisbaren Grundlagen basiert).

Natürlich kennen alle die Theorie (wohlgemerkt: Theorie), wonach hartes Aufkommen der Beine auf dem Boden (z. B. eben beim Squash) oder extremes Abbremsen einen kurzfristigen Druck auf die Venenklappen auslösen könnten.
Das ist aber eine nicht bewiesene Theorie und gegen diese spricht ganz klar, dass es eben nicht vermehrt zu Varizen bei Tennisspielern und Squashspielern kommt. Das müsste sonst der Fall sein.

Was ist denn nun mit Sport und Venenerkrankungen? Nach dem heutigen Kenntnisstand der „Evidence Based Medicine“ – und nur diese ist anerkannter Standard in der Behandlung und Prävention – schadet keine Sportart den Venen.
Im Gegenteil: Jede Art der sportlichen Betätigung ist – aufgrund der Aktivierung der wichtigen „Muskelpumpe“, die hilft, das Blut in Richtung Herz zu bringen – wichtig und besser als Untätigkeit.

Soweit wir heute wissen, sind Venenerkrankungen (wie die Krampfadern) in erster Linie genetisch bedingt: das heißt, der genetisch unbelastete Proband wird wahrscheinlich nie Krampfadern bekommen, egal ob und welchen Sport er treibt. Umgekehrt wird der genetisch belastete Patient ebenso wahrscheinlich irgendwann Krampfadern bekommen – unabhängig vom Sport.

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