Artikel 19/09/2014

PCO und Kinderwunsch? Hilfe durch Ovarian Drilling per Fertiloskopie

Priv.-Doz. Dr.  Maximilian Franz Frauenarzt (Gynäkologe), Gynäkologische Endokrinologie & Reproduktionsmedizin
Priv.-Doz. Dr. Maximilian Franz
Frauenarzt (Gynäkologe), Gynäkologische Endokrinologie & Reproduktionsmedizin
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Das Polycystische Ovar-Syndrom (PCO-S) ist die häufigste hormonelle Dysfunktion und betrifft bis zu 7 % aller Frauen im gebärfähigen Alter. Neben einem poylcystischen Eierstock im Ultraschall (viele kleine Zysten, die eigentlich nicht gesprungene Eibläschen sind) sind sehr lange oder ausbleibende Menstruationszyklen, Zyklen ohne Eisprung und ein Überschuss männlicher Hormone die Kriterien zur Diagnose des PCO-S. Sehr oft kommt es auch zu vermehrter Körper- und Gesichtsbehaarung durch den Überschuss an männlichen Hormonen und zu Übergewicht.

Das PCO-S ist die häufigste hormonelle Ursache von unerfülltem Kinderwunsch. Nach Abklärung der Zeugungsfähigkeit des Partners ist die primäre Therapie eine Stimulation mit Clomifen, wobei hier dennoch 20 % der Patientinnen keine Ovulation bekommen und 50 % der Patientinnen nicht schwanger werden.

Falls diese Stimulation, die auch in Kombination mit einer intrauterinen Insemination durchgeführt werden kann, nicht zum Erfolg führt, wird meist eine künstlichen Befruchtung empfohlen. Die künstliche Befruchtung ist bei PCO-S aber mit einem relativ hohen Risiko eines Überstimulationssyndroms verbunden. Und beide Methoden, sowohl die Stimulation mit Clomifen als auch die künstliche Befruchtung, gehen mit einem erhöhten Risiko für Mehrlingsschwangerschaften mit allen geburtshilflichen Komplikationen einher.

Bereits kurz nach Entdeckung des PCO-S konnte gezeigt werden, dass eine Reduktion der Zysten (Follikel) durch Einstiche in den Eierstock (Ovarian Drilling) zu regelmäßigem Eisprung und damit Zyklen führen kann. Da diese Behandlung aber bisher immer mit einer Bauchspiegelung verbunden war und durch zu große Einstiche in die Eierstöcke Verwachsungen und Schäden angerichtet werden können, wurde dieser Weg in den letzten Jahren zugunsten der IVF verlassen.

Hier bietet nun eine neue Technik Abhilfe. Mittels einer durch die Scheide ambulant durchgeführten Bauchspiegelung ohne Narben (Fertiloskopie) können mit einer kleinen Nadel feine Einstiche in die Eierstöcke gemacht werden. In mehreren aktuellen Studien bei Frauen, die durch Clomifen keinen Eisprung bekamen, konnte nach dieser Behandlung in 93% der Fälle wieder ein regelmäßiger Zyklus und eine Schwangerschaftsrate von 60 % innerhalb von vier Monaten nach Behandlung beobachtet werden. In einer eigenen, noch nicht veröffentlichten Studie konnten wir eine Schwangerschaftsrate von über 50 % nach Fertiloskopie und Ovarian Drilling beobachten.

Die Vorteile der Behandlung per Fertiloskopie sind einfach erklärt und die Methode wurde bereits in einem anderen Beitrag vorgestellt. Während bei der normalen Bauchspiegelung Gas in den Bauchraum eingebracht wird, wird die Fertiloskopie mit einer speziellen Flüssigkeit durchgeführt. Diese Flüssigkeit verhindert die bei der normalen Bauchspiegelung drohenden Verwachsungen und kühlt andererseits während des Vorganges die Eierstöcke, um eine hitzebedingte Schädigung zu verhindern. Durch den Zugang am Ende der Scheide entstehen keine störenden Narben auf der Bauchdecke.

Die Operation kann ambulant durchgeführt werden und die Patientinnen können die Klinik nach wenigen Stunden wieder verlassen. Durch die Verwendung von Flüssigkeit statt Gas kommt es auch nicht zu den bei der normalen Bauchspiegelung häufig beobachteten Schmerzen in Bauch und Schulter. In der gleichen Operation kann bei Kinderwunsch auch eine Überprüfung der Eileiter inkl. einer Mikroskopie der Eileiter sowie eine Gebärmutterspiegelung zum Ausschluss einer Veränderung der Gebärmutterhöhle durchgeführt werden.

Die Fertiloskopie, auch transvaginale Hydrolaparoskopie genannt, ist eine sehr sichere Methode. Vor allem bei übergewichtigen Patientinnen, bei denen eine herkömmliche Bauchspiegelung etwas erhöhte Risiken birgt, bietet diese Methode damit einen weiteren Vorteil. Nicht alle Patientinnen profitieren allerdings von einem Ovarian Drilling und es kann bereits im Vorfeld geklärt werden, ob dieser Eingriff sinnvoll erscheint.

Mit zunehmendem Gewicht der Patientinnen als auch mit zunehmendem Testosteronwert im Blut vor der OP sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass es nach der Operation zu einem regelmäßigen Eisprung und zu einer Schwangerschaft kommt. Daher ist es auch für diese Methode unerlässlich, vor dem Eingriff eine genaue Untersuchung und Blutanalysen durchzuführen. Im Falle einer eingeschränkten Fruchtbarkeit des Mannes ist auch bei PCO-S die künstliche Befruchtung weiterhin die Methode der ersten Wahl.

Bei Patientinnen mit einem guten zu erwartenden Ergebnis kann das Ovarian Drilling per Fertiloskopie allerdings eine gute Alternative zu anderen Behandlungsmethoden darstellen, da es im Idealfall zum Eintritt einer spontanen Schwangerschaft kommt und Komplikationen wie ein Überstimulationssyndrom oder Mehrlingsschwangerschaften vermieden werden können.

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