Team jameda
Die Geburt war anstrengend, Sie sind erschöpft und möchten sich am liebsten nur noch an Ihrem kleinen Schatz erfreuen? Ein Schritt und Sie haben es geschafft: Sie müssen die Unannehmlichkeiten des Wochenbetts überstehen. Lesen Sie hier, welche Wochenbetterkrankungen es gibt, was Sie dagegen tun können und wie lange Sie noch im Krankenhaus bleiben müssen.
Wochenbetterkrankungen sind die Komplikationen nach der Geburt, wie zum Beispiel die Brustentzündung, das Fieber der Wöchnerin, Blasenentzündungen, Blutungen und psychische Probleme.
Wochenbetterkrankungen sind auf Grund der guten Hygieneverhältnisse in Deutschland bei weitem nicht mehr so häufig wie früher, kommen aber dennoch hin und wieder vor.
In der Wochenbettphase heilen die geburtsbedingten Wunden aus, die Gebärmutter bildet sich auf ihre Normalgröße zurück, die Eierstöcke nehmen wieder ihre Funktion auf, die während der Schwangerschaft auf Eis gelegt wurde, und die Milchproduktion wird durch das Hormon Oxytokin angekurbelt.
Wundgewebe und abgestorbenes Material, das in der Gebärmutter zurückgeblieben ist, wird ausgestoßen und ausgeschwemmt, was als Wochenfluss wahrgenommen wird. Der Ausfluss ist in den ersten 3 bis 5 Tagen blutig, dann bräunlich, später gelblich und nach 3 Wochen grau-weißlich. Er dauert insgesamt 6 Wochen und hat einen faden, aber nicht übelriechenden Geruch. Schmerzhaft dagegen kann das Zusammenziehen der Gebärmutter sein.
Der Körper der jungen Mutter muss viele Veränderungen gleichzeitig bewältigen. Läuft etwas schief, kommt es zu Wochenbetterkrankungen, die den Krankenhausaufenthalt zwar meistens um eine Woche verlängern, aber eine gute Prognose haben.
Eine Brustentzündung, auch Mastitis genannt, äußert sich mit Schmerzen beim Stillen, wunden Brustwarzen, Milchstau, Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen. Die Brust ist hart, gespannt, gerötet, warm, geschwollen und berührungsempfindlich oder tut weh. Die Lymphknoten in den Achselhöhlen schwellen auch an. Milchstau entsteht, wenn mehr Milch in der Brust produziert wird, als das Kind trinkt.
Manchmal heilt die Brustentzündung in 2 bis 3 Tagen ab. Sie wird mit Quarkwickeln und kalten Umschlägen behandelt. Die Brust hochzubinden und die überflüssige Milch alle 2 bis 3 Stunden abzupumpen, ist auch sinnvoll. Vor dem Stillen regen Rotlicht und feuchtwarme Umschläge den Milchfluss an und danach helfen kühlende Wickel. Darüber hinaus gibt es Prolaktinhemmer, die die Milchbildung abschwächen, entzündungshemmende Medikamente sowie Antibiotika. Das Abstillen ist nicht nötig.
Selten entsteht ein Abszess in der Brust, wenn Bakterien in einem blockierten Milchgang stecken bleiben. Die Diagnostik ist mit einer Ultraschalluntersuchung der Brust möglich. Ist ein Abszess bestätigt, dann ist eine kleine OP nötig, um den blockierten Gang zu öffnen.
Im 19. Jahrhundert starben 30 Prozent der jungen Mütter an Wochenbettfieber. Heutzutage verläuft die Erkrankung nur in extrem seltenen Fällen tödlich, befällt aber nach wie vor die ein oder andere junge Mutter: Bei ungefähr 8 Prozent aller Wöchnerinnen ist die Temperatur in den ersten 10 Tagen nach der Geburt erhöht. Oft handelt es sich einfach um eine normale Begleiterscheinung des Milcheinschusses.
Zur Vorbeugung sind folgende Selbsthilfemaßnahmen hilfreich:
Die Behandlung des Wochenbettfiebers hängt von der Ursache ab. Der Wochenfluss, auch Lochien genannt, muss frei abfließen können. Entsteht ein Lochialstau, was sich mit der plötzlichen Verminderung des Ausflusses äußert, hilft die Gabe eines Kontraktionsmittels, wie zum Beispiel Oxytocin. Der Arzt prüft nun, ob Blut- oder Gewebeklumpen im Muttermund stecken geblieben sind, und entfernt sie.
Meistens verursacht die Entzündung der Innenwand der Gebärmutter, auch Endometritis genannt, das Wochenfieber. Die Symptome einer Endometritis sind hohes Fieber, Abgeschlagenheit, Erbrechen, Unterbauch- und Kopfschmerzen und schlecht riechender Abfluss. Die Schmerzen können zum Schambein, zum Unterleib oder in die Leiste ausstrahlen.
Unbehandelt breitet sich die Infektion auf den Gebärmuttermuskel aus und es entsteht eine Endomyometritis, wobei das Fieber anhält oder ansteigt und die Blutung und die Schmerzen stärker werden. Die Endometritis wird mit kontraktionsfördernden Medikamenten und Antibiotika behandelt, die dem Neugeborenen nicht schaden, wenn die Mutter es stillt.
Manchmal entzündet sich die Kaiserschnitt- oder die Dammschnittnaht, die gespannt, empfindlich und gerötet ist und eventuell ein Sekret abgibt. Die Nahtentzündungen müssen gereinigt und gespült werden. Es folgt eine Antibiotikatherapie. Selten müssen die Nähte geöffnet und erneut zugenäht werden.
Die Blasenentzündung ist die häufigste Harnwegentzündung des Menschen und wird von Bakterien der Darmflora ausgelöst, den sogenannten E-coli. Die Erkrankung äußert sich mit Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, häufigem Harndrang und Inkontinenz, Schmerzen im Unterleib und blutigem Urin. Wird die Blasenentzündung nicht behandelt, besteht das Risiko einer Nierenbeckenentzündung, die zur Blutvergiftung führen kann.
In der Schwangerschaft und im Wochenbett sind Blasenentzündungen besonders häufig, weil sie vom Hormon Progesteron begünstigt werden. Es entspannt die glatte Muskulatur der Harnwege, so dass Bakterien leichter in die Blase gelangen. Darüber hinaus enthält der Urin jetzt weniger infektionshemmende Substanzen.
Achten Sie während der Schwangerschaft und im Wochenbett sorgfältig auf Hygiene. Sollten Sie trotzdem verdächtige Beschwerden bekommen, wird der Arzt eine Urinprobe untersuchen. Ist eine Blasenentzündung bestätigt, bekommen Sie Antibiotika, die dem Baby nicht schaden.
Im Wochenbett kann es zu starken Nachblutungen kommen. Normalerweise verliert eine Frau nach der Entbindung bis zu 0,5 Liter Blut. Ist der Blutverlust höher, verschlechtert sich der Allgemeinzustand der Frau und sie wird blass, die Herzfrequenz beschleunigt sich, der Blutdruck sinkt und die Atmung ist flach und schnell. Im schlimmsten Fall kann es zum Kreislaufkollaps kommen.
Die Ursache ist meistens das Erschlaffen der Gebärmutter nach der Entbindung, die mit der Gabe von Medikamenten behandelt wird, die die Gebärmutter zwingen, sich zusammenzuziehen. Wirken die Medikamente nicht, ist ein invasiver Eingriff möglich.
Wochenbettdepression
Ungefähr 10 bis 15 Prozent der Wöchnerinnen leiden unter einer Wochenbettdepression, auch postnatale Depression genannt. Sie entwickelt sich schleichend und äußert sich 6 bis 12 Wochen nach der Entbindung mit häufigem Weinen, Minderwertigkeits- und Schuldgefühlen, Unruhe, Antriebslosigkeit und einer relativen Gefühllosigkeit. Die jungen Mütter schämen sich oft darüber und reden nicht gern über ihre Symptome.
Dabei handelt sich um eine Erkrankung, die mit professioneller Hilfe, die psychotherapeutische und medikamentöse Therapien kombiniert, gut behandelbar ist. Ohne Therapie treten weitere körperliche Erscheinungen auf, wie zum Beispiel Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen. Langfristig beeinträchtig die Depression die Beziehungen zwischen Mutter und Kind, zum Partner und dem unmittelbaren Umfeld. Langfristig können Kinder betroffener Mütter sogar Entwicklungsstörungen aufweisen.
Baby-Blues
Die Wochenbettdepression ist vom sogenannten ,Baby-Blues‘‘ zu unterscheiden, bei dem schlechte Laune auftritt und nach ein paar Tagen automatisch verschwindet. Die Hälfte der Wöchnerinnen ist davon betroffen. Hormonschwankungen verursachen den Baby-Blues, wobei die Konzentrationen des Progesterons und des Östrogens nach der Entbindung steil abstürzen. Konkrete Beschwerden des Baby-Blues sind Energielosigkeit, Konzentrationsschwäche und depressive Verstimmungen.
Wochenbettpsychose
Viel seltener als die Wochenbettdepression ist die Wochenbettpsychose, die bei ungefähr 1 bis 2 von 1000 Geburten innerhalb der ersten 8 Wochen nach der Entbindung auftritt.
Sie äußert sich mit Symptomen, die der Wochenbettdepression ähnlich sind, aber ausgeprägter erscheinen. Zusätzliche psychotische Symptome fallen auf, wie zum Beispiel Störungen des Gedankengangs, Verfolgungs- und Beeinträchtigungswahn und optische oder akustische Halluzinationen. Die Betroffenen sind davon überzeugt, dass ihre Gedanken oder Bewegungen von außen beeinflusst werden. Sie glauben, dass ihr Kind vertauscht wurde oder ihnen weggenommen wird oder dass das Kind diabolisch oder heilig ist. Ohne Behandlung besteht die Gefahr einer dramatischen Entwicklung, wie zum Beispiel Selbstmordgefahr oder Kindestötung.
Unmittelbar nach der Entbindung hat der Körper der Mutter viele wichtige Aufgaben, die gleichzeitig erledigt werden müssen. Die Wunden heilen ab, das abgestorbene Material wird ausgeschwemmt, die Gebärmutter bildet sich zurück, die Eierstöcke funktionieren wieder und natürlich muss das Baby gefüttert werden. Das ist alles so anstrengend, dass es in der Vergangenheit 30 Prozent der jungen Mütter nicht überlebten! Heutzutage haben Mütter dank modernen medizinischen Maßnahmen und guter Hygiene alles im Griff. Nur sehr selten kommt es zu gefährlichen Komplikationen, für die es aber auch Lösungen gibt.
Wochenbettdepression-Hotline
Deutsche Gesellschaft für psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Gesellschaft für Geburtsvorbereitung - Familienbildung und Frauengesundheit
Berufsverband deutscher Psychologinnen und Psychologen
[Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde
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