Artikel 08/05/2017

Gutartiger Eierstocktumor: Ursachen, Symptome und Behandlung

Team jameda
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Der Frauenarzt hat bei der Routineuntersuchung einen Eierstockgeschwulst entdeckt? Jetzt nur keine Panik, denn 75 Prozent aller Eierstocktumoren sind gutartig und heilbar! Lesen Sie hier, wie der Unterleibstumor entsteht, wie er diagnostiziert wird und welche Behandlungs- und Selbsthilfemöglichkeiten es gibt.

Häufig sind 60- bis 70-Jährige betroffen

Die Tumoren des Eierstocks, auch Ovarialtumoren genannt, können bös- oder gutartig sein. Die gutartigen Tumoren sind auf einen Eierstock begrenzt und breiten sich nicht im Körper aus. Ungefähr 75 Prozent der operativ entfernten Ovarialtumoren sind gutartig.

Die Wahrscheinlichkeit, an einem gutartigen Eierstocktumor zu erkranken, liegt zwischen 1 und 2 Prozent. Meistens leiden Frauen zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr darunter. Nur 10 Prozent der Fälle treten vor dem 40. Lebensjahr auf, wenn es eine genetische Prädisposition gibt.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen eines Eierstocktumors sind nicht geklärt. Die Risikofaktoren sind:

  • genetische Prädisposition
  • fortgeschrittenes Alter
  • fett- und fleischhaltige Ernährung
  • Rauchen
  • hohe Anzahl an Eisprüngen
  • Kinderlosigkeit oder wenige Schwangerschaften
  • frühe Menstruation und spätes Eintreten der Wechseljahre
  • das polyzystische Ovarialsyndrom, eine hormonelle Störung, die zu seltenen und unregelmäßigen Regelblutungen, Haarausfall und vermehrter Körperbehaarung führt
  • die Therapie mit Tamoxifen, ein Medikament, das zur Brustkrebs-Behandlung verwendet wird

Unterschiedliche Arten der Ovarialtumoren

Aus jedem Gewebetyp kann ein Tumor entstehen:

  • Die epithelialen Ovarialtumoren bilden sich aus dem Oberflächengewebe und veursachen Zysten. Das sind Blasen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Die können sehr groß werden und sogar einen Durchmesser von 20 cm erreichen.
  • Die Keimzelltumoren entstehen aus den Eizellen und werden auch Teratome genannt. Sie enthalten die unmöglichsten Gewebe, wie zum Beispiel Haut, Haare, Schilddrüsengewebe oder Knochen. Manchmal entstehen aus den Eizellen und ihren Hüllen einfache Folikelzysten, die sich meistens automatisch zurückbilden.
  • Die Keimstrangtumoren produzieren weibliche und männliche Geschlechtshormone.
  • Die Stromatumoren entstehen aus einer bindegewebigen Stützstruktur, dem Stroma.

Myome, gutartige Tumoren, die aus Muskelfasern entstehen, bilden sich auf den Eierstöcken nicht, weil sie kein Muskelgewebe enthalten.

Die häufigsten Tumoren des Eierstocks sind die epitheliale Tumoren, die 65 bis 75 Prozent aller gutartigen Ovarialtumoren ausmachen. Die Keimzelltumoren repräsentieren nur 15 bis 25 Prozent aller gutartigen Eierstocktumoren. Die Keimstrang- und Stroma-Tumoren sind mit 5 bis 10 Prozent noch seltener.

Symptome erst bei sehr großem Tumor

Die gutartigen Eierstocktumoren wachsen über lange Zeit, ohne Symptome zu verursachen, weil es viel Platz rund um den Eierstock gibt und die neuen Zellen nicht stören. Erst wenn der Tumor sehr groß ist, äußert er sich mit Symptomen, wie zum Beispiel:

  • Verstopfung, wenn der Tumor den Darm zusammenpresst
  • Beschwerden beim Wasserlassen, wenn der Tumor auf die Harnblase drückt
  • Vergrößerung des Bauchumfangs mit gleichzeitigem Gewichtverlust
  • plötzliche Schmerzen im Unterbauch bei körperlicher Anstrengung, wenn Zysten platzen

Die Keimstrangtumoren führen eher zu Symptomen, weil sie Hormone produzieren. Je nachdem, um welche Hormone es sich handelt, kommt es zu unterschiedlichen Beschwerden:

  • Wenn weibliche Geschlechtshormone produziert werden, kommt es zum übermäßigen Wachstum der Gebärmutterschleimhaut und zu Störungen der Regelblutung. Nach den Wechseljahren beispielsweise können menstruationsähnliche Blutungen entstehen.
  • Wenn männliche Geschlechtshormone produziert werden, führen sie zum Bartwuchs, zum Muskelaufbau oder zu einer ungewöhnlich tiefen Stimme.

Einige Keimzellentumore beinhalten funktionierendes Schilddrüsengewebe und verursachen Symptome der Schilddrüsenüberfunktion, wie Herzrasen und Gewichtsverlust.

Ein Ovarialfibrom kann mit Bauchwassersucht und einer übermäßigen Flüssigkeitsansammlung zwischen der Lunge und den Rippen einhergehen und wird dann Meigs-Syndrom genannt.

Eine seltene, aber gefährliche Komplikation ist die Stieldrehung des Eierstocks mit Unterbrechung der Blutversorgung, die plötzliche, starke Bauchschmerzen verursacht und dringend operiert werden muss. Weitere Komplikationen sind Blutungen, das Platzen einer Zyste und Unfruchtbarkeit. Darüber hinaus entwickelt sich aus einem gutartigen Tumor manchmal ein bösartiger.

Diagnose: Ultraschall und Biopsie

Die wichtigste Methode für die Diagnostik eines Eierstocktumors ist die Ultraschalluntersuchung.

Es gibt bestimmte Ultraschallbefunde, die dem Arzt bei der groben Einschätzung helfen.

eher gutartig

eher bösartig

Innere Gewebestruktur

gleichmäßig

unregelmäßige Verdickungen

Randstruktur

glatt begrenzt

unscharf begrenzt

Größe

< 5 cm

> 5 cm

Anteile

nur zystische Anteile

zystische und solide Anteile

Gefäße

unauffällig

zentrale Gefäßneubildung

Douglasraum(*)

keine Flüssigkeit

freie Flüssigkeit

(*) Der Douglasraum ist eine taschenförmige Aussackung des Bauchfells zwischen dem Mastdarm und der Gebärmutter.

Zur Kalkulation des Bösartigkeitsrisikoindexes werden folgende Ultraschallbefunde mit jeweils einem Punkt bewertet: solide Anteile, Metastasen, falls vorhanden, freie Flüssigkeit im Douglasraum, die Existenz mehrerer Zysten und Befunde in beiden Eierstöcken.

CA 125 ist ein Tumormarker, der nicht nur bei Eierstock- und Eileiterkrebs zu hoch ist, sondern auch bei anderen Krankheiten, wie zum Beispiel bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung, einer Leberzirrhose oder während der Schwangerschaft. Deswegen ist CA-125 selbst nicht hilfreich zur Differenzierung des Tumors. Ärzte nutzen den Tumormarker jedoch, um festzustellen, ob die Therapie anschlägt. Er wird auch zusammen mit anderen Faktoren zur Kalkulation des Bösartigkeitsrisikoindexes genutzt.

Der ,Risk of Malignancy Index‘‘ (RMI) hilft zu erkennen, ob es sich um einen bösartigen Tumor handelt. Medizinische Leitlinien empfehlen die Anwendung des RMI bei Frauen nach den Wechseljahren. Der RMI ist eine Kombination von 3 Faktoren:

  • Ultraschallwert von 1 bis 5
  • CA-125-Werte
  • Status der Menopause

Eine sichere Diagnose ist aber nur mit einer Biopsie und feingeweblichen Untersuchung des Eierstocktumors möglich.

Therapie: Kontrolle bei kleinen Zysten, OP bei gutartigen Tumoren

Frauen mit kleinen Eierstockzysten müssen meistens nichts unternehmen, weil sie sich oft nach 2 bis 3 Monaten von selbst zurückbilden. Sind die Zysten größer, müssen sie einmal pro Jahr mit einer Ultraschalluntersuchung kontrolliert werden. Verändern sie sich, müssen sie operativ entfernt werden.

Solide Ovarialtumoren müssen operativ entfernt werden, auch wenn sie gutartig sind, weil es immer das Risiko gibt, dass sich ein gutartiger Eierstocktumor sich in einen bösartigen Eierstockkrebs verwandelt.

Bei Frauen mit einer genetischen Prädisposition, d.h. wenn mehrere Familienmitglieder bereits an Eierstocktumoren erkrankt sind, ist eine präventive, operative Entfernung der Eierstöcke und -leiter möglich.

Obwohl die Anti-Baby-Pille das Risiko für einen Ovarialtumor zu mindern scheint, wird sie von den medizinischen Leitlinien zu diesem Zweck nicht empfohlen, weil es keine überzeugenden und wissenschaftlich belegten Daten über Effektivität und Sicherheit gibt.

Empfehlenswert ist dagegen eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, naturbelassenem Getreide, Natriumbikarbonat und Gelbwurz. Zu vermeiden sind Fleisch, Eier, Milch und Milchprodukte, frittierte Speisen und Zucker.

Die Prognose eines gutartigen Eierstocktumors ist günstig. Die 5-Jahresüberlebensrate liegt bei 80 bis 90 Prozent und hängt von Typ und Größe des Tumors, auftretenden Komplikationen und dem Alter der Patientin ab.

Fazit

Die meisten Eierstocktumore sind gutartig und können erfolgreich behandelt werden oder bilden sich sogar von selbst zurück. Gutartige Ovarialtumoren können sehr groß  werdenund symptomlos sein, deswegen werden sie meistens bei einer Routineultraschalluntersuchung entdeckt. Dennoch sind gutartige Eierstocktumoren nicht immer ganz harmlos: Selten können sie bösartig werden, Blutungen verursachen oder zu einer Stieldrehung des Eierstocks führen, die dringend operiert werden muss oder für Unfruchtbarkeit verantwortlich sein kann.

Links

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie
Berufsverband der Frauenärzte
Frauenärzte im Netz

Quellen

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