Artikel 29/04/2017

Blutung des Gebärmutterkörpers - ein Krebssymptom?

Team jameda
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Es gibt unterschiedliche Gründe, die zu ungewöhnlichen vaginalen Blutungen führen. Viele sind harmlos, aber in seltenen Fällen steckt Gebärmutterkörperkrebs dahinter. Lesen Sie hier, was es mit diesem Tumor auf sich hat, was die Erkrankung für Sie bedeutet und wie sie behandelt wird.

Heilbar oder tödlich – auf Krebsart und Stadium kommt es an

Bei Gebärmutterkörperkrebs handelt es sich um einen bösartigen Tumor, der sich entweder aus den Schleimhaut- oder aus den Muskelwandzellen des Gebärmutterkörpers entwickelt.

Die erste Variante, der Gebärmutterschleimhautkrebs, auch Endometriumkarzinom genannt, ist die häufigste Art dieses Tumors und kann entweder abhängig oder unabhängig vom Östrogen sein. Die östrogenunabhängigen Endometriumkarzinome sind seltener und aggressiver.

Die zweite Art des Gebärmutterkörperkrebses, auch Uterussarkom genannt, betriff etwa 10 Prozent der Patientinnen und ist schwer von einem Myom zu unterscheiden. Myome sind gutartige Tumoren in der Muskelschicht der Gebärmutter, die häufig auftreten.

Arten des Gebärmutterkörperkrebses

Alle Krebsarten des Gebärmutterkörpers können sich auf benachbarte Organe ausbreiten, wie die Lymphknoten, die Eileiter, die Eierstöcke, das Bauchnetz und -fell, die Scheide, die Harnblase und den Enddarm. Über Lymph- und Blutbahnen entstehen auch entfernte Metastasen in der Lunge, der Leber und den Knochen.

Bei mehr als der Hälfte der Patientinnen hat sich der Tumor bei der Diagnose nur in der Gebärmutter festgesetzt, was eine bessere Prognose, eine längere Lebensdauer und eine mögliche Heilung bedeutet. Gibt es Metastasen, ist Gebärmutterkörperkrebs tödlich.

Bei der atypischen Endometriumhyperplasie, einer Vorstufe des Endometriumkarzinoms, wird die Gebärmutterschleimhaut dicker, was zu Blutungsstörungen führt.

Häufigkeit: vierthäufigster Krebs bei Frauen

Der Gebärmutterkörperkrebs ist die vierthäufigste Krebskrankheit bei Frauen. In Deutschland gibt es jährlich ungefähr 11.300 Neuerkrankungen. Meist sind Ältere betroffen: Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 68 Jahren.

Alter zum Zeitpunkt der Diagnose

Prozent der Frauen mit Gebärmutterkörperkrebs

< 50 Jahre

10 %

50 – 69 Jahre

50 %

> 70 Jahre

40 %

Ursachen und Risikofaktoren: Veranlagung, Östrogene, Übergewicht

Die Ursachen des Gebärmutterkörperkrebses sind nicht eindeutig geklärt. Einige der Risikofaktoren lassen darauf schließen, dass eine längere Östrogenexposition die Entwicklung des Tumors begünstigt. Eine genetische Veranlagung spielt dabei auch eine wichtige Rolle.

Beim erblichen Lynch- oder HNPCC-Syndrom haben sogar junge Frauen ein erhöhtes Risiko, nicht nur an Gebärmutterkörperkrebs, sondern auch an Dickdarm-, Enddarm-, Eierstock-, Magen- oder Blasenkrebs zu erkranken.

Die Risikofaktoren für Gebärmutterkörperkrebs sind:

  • Gebärmutterkörperkrebs in der Familie
  • höheres Alter
  • frühe erste Menstruation
  • Kinderlosigkeit
  • späte Menopause
  • atypische Endometriumhyperplasie
  • langjährige Hormontherapie in den Wechseljahren mit Östrogen, aber ohne Gestagen
  • Brustkrebs, der mit Tamoxifen behandelt wird
  • Strahlentherapie im Beckenbereich
  • starkes Übergewicht
  • Zuckerkrankheit

Da die meisten Risikofaktoren nicht beeinflussbar sind, können Sie kaum vorsorgen. Ausnahmen sind Übergewicht und Diabetes, die mit der richtigen Ernährung und Therapie behandelt werden. Leider gibt es auch keine Vorsorgeuntersuchungen, um die Erkrankung frühzeitig zu erkennen, wie es beispielsweise beim Muttermundkrebs der Fall ist.

Symptome: ungewohnte vaginale Blutungen

In frühen Entwicklungsstadien verursacht der Gebärmutterkörperkrebs oft Blutungen, wie zum Beispiel vaginale Blutungen nach den Wechseljahren, Zwischen- und Regelblutungen, die länger als 7 Tage dauern. Ein Blutsturz aus der Scheide ist eher ungewöhnlich, aber nicht unmöglich.

Diese Symptome erleichtern zwar die Früherkennung des Tumors, aber bei vielen Patientinnen, die darunter leiden, stecken andere harmlosere Erkrankungen dahinter.

Weitere Beschwerden in fortgeschrittenen Stadien sind schlecht riechender Ausfluss, Schmerzen im Unterbauch und Gewichtsabnahme.

Diagnose: Ultraschall und Biopsie

Folgende Untersuchungen sind wichtig, um die Diagnose zu stellen:

  • Ultraschalluntersuchung: Der Arzt führt eine schmale Ultraschallsonde in die Scheide ein, so dass er klare Bilder der Gebärmutterschichten und der umliegenden Organe sehen kann. So kann er auch die Dicke der Gebärmutterschleimhaut messen.
  • Biopsie: Eine Schleimhautgewebeprobe aus der Gebärmutter wird im Labor unter dem Mikroskop untersucht. Wenn die Experten bösartige Zellen erkennen, ist die Diagnose gestellt. So lässt sich auch die Aggressivität des Tumors einschätzen. Je mehr sich die Krebszellen vom restlichen Gewebe unterscheiden, desto aggressiver ist der Tumor, der auf dieser Basis in 3 Stufen eingeteilt wird:
  1. G1: Die Krebszellen sind den gesunden Zellen ähnlich.
  2. G2: Es liegen deutliche Unterschiede vor.
  3. G3: Eine Ähnlichkeit kann kaum noch festgestellt werden.
  • Ausschabung: Die gesamte Schleimhaut des Gebärmutterkörpers und des -halses wird ambulant unter Voll- oder Teilnarkose entfernt und untersucht. Stehen die Wechseljahre noch an, baut sich die Schleimhaut wieder auf. Selten jedoch bilden sich Vernarbungen in der Gebärmutterhöhle.
  • Weitere Verfahren sind Ultraschalluntersuchungen des Beckens und Bauches, Röntgenbilder des Brustkorbes oder die Computer- oder Magnetresonanztomografie.
  • Selten sind eine Blasen- oder eine Darmspiegelung nötig.

Welche Krankheitsstadien gibt es?

Der Gebärmutterkörperkrebs wird anhand der FIGO-Klassifikation in vier Stadien eingeteilt. FIGO ist die ,Federation Internationale de Gynecologie et d‘ Obstetrique‘‘, die Internationale Vereinigung für Gynäkologie und Geburtshilfe. Darüber hinaus gibt es die TNM-Klassifikation.

FIGO

Beschreibung

TNM

I

Der Tumor ist auf den Gebärmutterkörper begrenzt.

T1

- IA

Nur die Gebärmutterschleimhaut oder weniger als die Hälfte der Gebärmuttermuskelschicht ist befallen.

T1a

- IB

Mehr als die Hälfte der Gebärmuttermuskelschicht ist betroffen.

T1b

II

Der Tumor hat sich auf den Gebärmutterhals, aber nicht über die Gebärmutter hinaus ausgedehnt.

T2

III

Der Tumor hat die Gebärmutter hinter sich gelassen, ist aber nicht weiter als bis zum kleinen Becken gekommen.

T3 oder N1

- IIIA

Die Gebärmutteroberfläche, die Eileiter oder die Eierstöcke sind befallen.

T3a

- IIIB

Es haben sich Metastasen in der Scheide oder im Bindegewebe gebildet.

T3b

- IIIC

Es gibt Metastasen in den Lymphknoten des Beckens oder des Bereichs der Hauptschlagader.

N1

·         IIIC1

Die Metastasen haben die Beckenlymphknoten erreicht.

·         IIIC2

Die Krebszellen haben sich in den Lymphknoten im Bereich der Hauptschlagader ausgebreitet.

IVA

Die Harnblase oder der Enddarm ist befallen.

T4

IVB

Es sind Metastasen in der Lunge, der Leber oder in den Knochen zu finden.

M1

Therapie: je früher, desto besser

Operation

Das Rückgrat der Therapie ist die operative Entfernung der Gebärmutter und der anderen befallenen Organe. Je nach Ausbreitung des Tumors müssen Eierstöcke und Eileiter, der Halteapparat der Gebärmutter, die benachbarten Lymphknoten, der obere Teil der Scheide, das Bauchnetz und die Lymphknoten entlang der Beckenvenen und der großen Bauchvenen und -arterien entfernt werden.

Die meisten Patientinnen werden durch einen Schnitt am Unterbauch operiert, die OP kann aber auch minimal-invasiv oder vaginal durchgeführt werden.

Die Folgen der Operation sind Verdauungsbeschwerden, Harninkontinenz und Schwellungen im Unterbauch, der Leiste oder den Beinen. Der Grund für die Schwellungen ist die gestaute Gewebeflüssigkeit, die wegen der Entfernung der Lymphknoten nicht abfließen kann.

Strahlentherapie

Ist das Rezidiv-Risiko nach der OP hoch, folgt eine gezielte, örtliche Strahlentherapie von außen oder von innen durch die Scheide. Eine Strahlentherapie eignet sich auch für Patientinnen mit fortgeschrittenen Metastasen oder für diejenigen, die aus diversen Gründen nicht operiert werden können. Die Bestrahlung von innen verursacht weniger Nebenwirkungen, wie zum Beispiel:

  • Reizungen der Harnwege, die Beschwerden beim Wasserlassen und Inkontinenz verursachen
  • Magen-Darm-Beschwerden, wie Übelkeit, Bauchkrämpfe oder Durchfall
  • Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit, falls nicht operiert wurde
  • Beeinträchtigung der Sexualität wegen Schmerzen und Lustlosigkeit

Rötungen und Reizungen der Scheidenschleimhaut, Trockenheit, Entzündungen, Pilzinfekte und Vernarbung der Scheide können auch auftreten.

Chemotherapie

Die Chemotherapie beginnt meistens 2 bis 3 Wochen nach der Operation und wird in Zyklen eingeteilt. Ist das Rezidiv-Risiko niedrig, ist auch eine Nachsorge ohne Chemo möglich. Die Medikamente verursachen folgende Nebenwirkungen:

  • Allgemeine Erschöpfung
  • Haarausfall
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Austrocknung der Schleimhäute in Mund und Scheide
  • Rötung und Schwellung der Handinnenflächen und Fußsohlen, die manchmal schmerzt
  • ansteckende Pilzinfektionen
  • Hormonstörungen
  • Nieren- und Harnwegsstörungen
  • Ohrgeräusche oder Schwerhörigkeit
  • Blutwerte, die auf ein erhöhtes Infektions- oder Blutungsrisiko hindeuten

Antihormontherapie

Eine Antihormontherapie kommt meistens in Frage, wenn eine OP und eine Bestrahlung nicht möglich sind oder wenn wieder Krebszellen auftreten. Die Antihormontherapie hat das Ziel, entweder die Bildung von Hormonen zu hemmen oder ihre Wirkung zu unterdrücken, so dass das Wachstum eines östrogenabhängigen Tumors gebremst wird. Eine Antihormontherapie dauert Monate oder auch Jahre, hat aber weniger Nebenwirkungen, die Wechseljahrsbeschwerden ähneln.

Nachsorge

Ist die Therapie abgeschlossen, folgen regelmäßige Kontrolluntersuchungen, damit ein Rezidiv frühzeitig erkannt werden kann. Darüber hinaus behandelt der Arzt Begleit- und Folgebeschwerden der Erkrankung und der Therapie und unterstützt die Patientinnen mit Selbsthilfe-Ratschlägen. Entsprechende Tipps gibt auch der Krebsinformationsdienst.

Die Kontrolluntersuchungen finden in den ersten drei Jahren alle drei Monate statt, danach einmal pro Jahr.

Fazit

Der Gebärmutterkörperkrebs verursacht in frühen Stadien seiner Entwicklung oft ungewöhnliche vaginale Blutungen. Da es kaum Vorsorgemöglichkeiten gibt, ist die Früherkennung auf die Blutungen angewiesen, was ein Segen sein kann. Denn wird der Gebärmutterkörperkrebs früh genug erkannt, kann er entfernt werden und die Patientinnen haben eine Chance auf Heilung.

Links

Frauenselbsthilfe nach Krebs
Deutsche Krebshilfe
Österreichische Krebshilfe
Krebsliga Schweiz
Deutsches Krebsforschungszentrum
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums
Deutsche Krebsgesellschaft
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin

Quellen

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