Artikel 27/06/2015

Brauchen wir Nahrungsergänzungsmittel?

Team jameda
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Jeder Mensch hat seinen “individuellen“ Stoffwechsel. Die „Verzehrsempfehlungen“ der Ernährungsgesellschaften gelten für gesunde Menschen. Entsprechende ärztliche Beratung erscheint hier unabdingbar.

Nahrungsempfehlungen werden nur selten eingehalten

Fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag sind notwendig, um unseren Körper ausreichend mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen zu versorgen. So lautet die einhellige Empfehlung der Experten. Doch die Realität ist erschreckend, wie das Ergebnis einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Potsdam zeigt: Nur 20% unserer Bevölkerung halten diese Empfehlung ein. Wird der Verzehr von Kartoffeln ausgeklammert, sind es sogar nur 15%. Dabei ist die Notwendigkeit einer ausreichenden Vitaminzufuhr unbestritten. Nicht umsonst wurde z.B. die Zufuhrempfehlung von Vitamin C von 75 mg auf 110 mg pro Tag für Männer und 95 mg für Frauen heraufgesetzt, für Raucher empfiehlt man wegen der zusätzlichen Radikalenbelastung sogar 150 mg (D.A.CH.). Eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse ist wichtig und ist die Basis jeglicher vernünftigen Prävention. Wer aber „Five a day“ nicht schafft, und das sind immerhin 80 bis 85 Prozent unserer Bevölkerung, der kommt um eine vernünftige, die individuelle Belastung und Nährstoffzufuhr berücksichtigende Nahrungsergänzung (nicht Nahrungsersatz!) mit Vitaminen, Mineralien oder Spurenelementen nicht herum.

Benötigen wir überhaupt Nahrungs-Ergänzungen?

Wie der Name sagt, handelt es sich um eine Ergänzung der Nahrung, nicht um deren Ersatz.
Folgende Fakten sollen zeigen, dass eine gezielte Ergänzung der täglichen Nahrung zumindest überlegenswert ist. In den letzten Jahrzehnten haben sich unsere Nahrung und unser Lebensstil erheblich verändert.
Fastfood-„Nahrung’ ist in den meisten Fällen eine Zumutung für unseren Organismus. Sie enthält zu viel ‘leere Kalorien’ (viele Kalorien, aber kaum Mikronährstoffe wie z.B. Vitamine). Obst und Gemüse stammen zu selten aus der näheren Umgebung, sind gespritzt, zu lange gelagert und oft noch nicht genügend gereift, wodurch zu wenig Vitamine und zu viele Säuren enthalten sind. Außerdem wird Gesundes oft zu lange gekocht und zur falschen Zeit gegessen. Wir essen zu viel, zu oft und kauen schlechter als früher. Zudem bewegen wir uns viel weniger.

Was leistet die orthomolekulare Medizin?

Die orthomolekulare Medizin arbeitet mit Substanzen, die in unserer natürlichen gesunden Nahrung vorkommen und die unserem Körper daher bekannt sind. Orthomolekular leitet sich vom griechischen orthos (= richtig, gut) und molekular (Molekül = Baustein) ab. Den Begriff selbst prägte der Wissenschaftler und zweifache Nobelpreisträger Professor Linus Pauling, für ihn ist orthomolekulare Medizin die Erhaltung der Gesundheit durch Veränderung der Konzentration von förderlichen Substanzen im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorhanden sind. Hierzu gehören Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren, Fettsäuren und sekundäre Pflanzenstoffe. Für Personen, deren Ernährung nicht ausgewogen ist, oder die einen erhöhten Nährstoffbedarf haben, kann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln durchaus sinnvoll sein. Vitamine und Mineralstoffe sowie Spurenelemente werden in der Schulmedizin schon lange erfolgreich eingesetzt. So raten z.B. die Richtlinien des Berufsverbandes Osteologie DVO (Osteoporose), Calcium und Vitamin D ggfs. zuzuführen.

Weitere Beispiele für anerkannte orthomolekulare Indikationen:

  • Magnesium bei Wadenkrämpfen
  • Magnesium bei Herzrhythmusstörungen
  • Vitamin B- Komplexe bei Nervenschäden
  • Vitamin K bei Blutgerinnungsstörungen
  • Vitamin C zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten
  • Vitamin D zur Verhinderung der Rachitis
  • Eisen bei Eisenmangelanämie
  • Selenium in der Krebstherapie
  • Folsäure in der Gynäkologie zur Verhinderung von Neuralrohrdefekten beim Embryo
  • Vitamin B12 bei Z.n. Magenoperation (Resektion)
  • Jod zur Vorbeugung der Schilddrüsenunterfunktion (Kropfbildung).

Die vielfach empfohlene gesunde Ernährung reicht heutzutage nicht mehr aus, um den täglichen Bedarf an Vitalstoffen abzudecken. Vor allem im Krankheitsfall steigt der Bedarf, die Mängel verzögern den Genesungsprozess oder lassen die Erkrankung chronisch werden.

Großes Interesse an orthomolekularer Medizin

Eine Verbesserung der Jodversorgung wird deshalb durch die Jodierung von Kochsalz angestrebt. Verschiedene Maßnahmen zur Kariesprophylaxe wurden eingeführt, um der unzureichenden Fluoridzufuhr zu begegnen. Zur Verbesserung der Folatversorgung (Vitamin B9) gibt es mittlerweile in Deutschland Initiativen, die auf eine freiwillige Anreicherung ausgewählter Grundnahrungsmittel (Kochsalz, Mehl) hinwirken, wie sie bereits in anderen Ländern praktiziert wird. BSE-Krise, Hormonskandale sowie überbordende Kosten im Gesundheitswesen hatten auch positive Aspekte, denn sie sensibilisieren den Menschen zunehmend. Das Angebot an orthomolekularen Substanzen in Deutschland findet ein immer größeres Interesse. Viele Patienten besorgen sich inzwischen Präparate übers Internet oder ausländische Versandhäuser. Gerade hier besteht aber auch eine große Gefahr. Vor einer unkontrollierten Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte gewarnt werden, da in seltenen schweren Fällen bei Überdosierung Vergiftungserscheinungen auftreten.

Achtung:

  • Magnesium: Vorsicht bei Nierenschäden geboten
  • Zu viel Magnesium kann zu Herzrhythmusstörungen führen
  • Zu viel Vitamin C führt zu Durchfall
  • Zu viel Vitamin D bewirkt eine Erhöhung des Calciumspiegel und kann zu Herzrhythmusstörungen führen
  • Zu viel Vitamin A kann zu gesundheitsschädigenden Wirkungen bei Rauchern führen
  • Zu viel Eisen: Vorsicht bei Magen- Darm- Störungen insbes. bei Eisenspeicherkrankheiten

Richtig eingesetzt gilt die orthomolekulare Medizin als risikoarme Methode zur Vorbeugung bei Krankheiten, aber auch in deren Therapie. Mitunter sind Labortests notwendig oder zumindest ratsam, besonders bei längerfristiger Einnahme. Jeder Mensch hat seinen individuellen Stoffwechsel. Therapieempfehlungen für Kranke, Sportler, Genesende, Senioren, Schwangere, Zuckerkranke, Übergewichtige und Menschen in besonderen Lebenssituationen müssen immer individuell betrachtet werden.

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