Zehengang ist Vorfußgang
Manchmal werden Kinder in meiner Praxis vorgestellt, die nach Angaben der Eltern ständig auf den Zehenspitzen gehen würden. Bei genauer Inspektion, und dies hat bereits Weber 1978 beschrieben, gehen sie jedoch nicht auf den Zehenspitzen, sondern auf dem Vorfuß. In der Fachliteratur spricht man jedoch immer noch häufig vom Zehengang.
Oft finden sich in der Anamnese keinerlei Auffälligkeiten. Ist auch die klinische Untersuchung unauffällig, dh. der Fersengang ist problemlos möglich, die Wadenmuskulatur inklusive Achillessehne nicht verkürzt, so handelt es sich, sofern andere mögliche Ursachen, die u.g. werden, ausgeschlossen wurden, um den habituellen Zehengang.
Die orthopädischen Studien sind z.T. nicht eindeutig und werten den Zehengang meist als vorübergehendes harmloses Symptom. Einige sehen jedoch bei diesen Kindern auch Lern- und Sprachschwierigkeiten und motorische Defizite.
Zerebrale und neuromuskuläre Ursachen auschliessen
Immer sollten jedoch zerebrale oder neuromuskuläre Störungen wie spastische Zerebralprese, Verkürzung der Achillessehne, Reifungsverzögerung des Tractus corticospinalis, kindliche Psychosen und eine geistige Behinderung ausgeschlossen werden.
Bei manchen Krankheitsbildern wie der progressiven Muskeldystrophie oder vererbbaren Neuropathien, diversen Dystonien oder Rückenmarkstumoren entwickelt sich der Zehengang erst später. Meist handelt es sich um ein normales Durchgangsstadium in der Entwicklung des Gehens. Therapeutisch werden Orthesen, spezielle Schuhe, u.a. auch mit negativen Absätzen und eine physiotherapeutische Behandlung mit Dehnung der Wadenmuskulatur durchgeführt. Nur selten muß eine operative Achillessehnenverlängerung durchgeführt werden.
Proprioceptive Einlagen werden zuletzt verstärkt eingesetzt
In jüngster Zeit werden auch verstärkt proprioceptive Einlagen verwendet, die durch sensorische Reize über den sensomotorischen Regelkreis neue Bewegungsmuster und damit ein besseres Abrollverhalten initiieren.
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