Team jameda
Nach Einschätzung führender Orthopäden in Deutschland leiden etwa 4,8 Millionen Menschen in der Bundesrepublik an Osteoporose (Knochenerweichung). Meist sind Frauen während und nach den Wechseljahren betroffen. Neben den hormonellen Umstellungen können aber auch andere Ursachen eine Osteoporose begünstigen: Falsche Ernährung mit Verzicht auf kalziumhaltige Nahrungsmittel (Milch, Gemüse, Mineralwasser) kann den Verlust von Kalzium aus den Knochen begünstigen.
Glücklicherweise zeigt sich eine Osteoporose im Kieferknochen erst sehr spät. Die vom Orthopäden durchzuführende Knochendichtemessung macht unserer Erfahrung nach keine treffende Aussage über die Knochenqualität des Kieferknochens. Hier scheinen andere Gesetzmäßigkeiten zu gelten, d. h. der Kieferknochen ist noch lange stark und kräftig, selbst wenn andere Knochen im Körper bereits schwächer geworden sind.
In Fällen schwerster Osteoporose lassen sich Implantate zwar einsetzten, deren Belastbarkeit ist allerdings meist deutlich herabgesetzt. Erfahrungsgemäß zeigt der Knochen dann auch eine geringere Widerstandskraft gegen Entzündungen. Kommt eine Neigung zu einer parodontalen Erkrankung (entzündlich verursachte Taschenbildung des Zahnfleisches) hinzu, so kann die Prognose schwierig werden. Im Extremfall sind auch über Jahre hinweg gut osseointegrierte (eingewachsene) Implantate schon bei kleineren unphysiologischen Belastungen (z. B. Abdrucknahme) verloren gegangen.
Der erfahrene Implantologe wird schon bei der Anamneseerhebung nach Osteoporose fragen. Spätestens bei der ersten Bohrung wird der Spezialist die Knochenqualität einschätzen können. Gute Vorhersagen bezüglich der Qualität des Kieferknochens fallen schwer. Mit bildgebenden Verfahren (Computertomographie=CT, Digitale Volumentomographie=DVT) lassen sich Dichtewerte in größeren Knochenarealen bestimmen. Leider zeigen die dort zu messenden Dichtewerte nicht immer die wirkliche Situation. Neuere Forschungen (z. B. mit Ultraschall) laufen diesbezüglich, sind aber noch nicht zur klinischen Reife gelangt. Derzeit ist also die Erfahrung des Implantologen noch unersetzbar.
Besonderes Augenmerk verdient eine inzwischen weit verbreitete Behandlungsform der Osteoporose mit so genannten Bisphosphonaten. Diese Substanzen reduzieren den Knochenstoffwechsel anhaltend. Die implantologischen und chirurgischen Fachgesellschaften sind sich derzeit in Ermangelung einer guten Datenlage noch sehr uneinig, in wieweit in solchen Fällen auf Implantationen verzichtet werden muss.
Die medizinischen Zusammenhänge sind sehr komplex. Deshalb ist in Fällen von Osteoporose eine Implantatversorgung durch den Facharzt für MKG-Chirurgie empfehlenswert, da dieser durch sein Doppelstudium (Medizin und Zahnmedizin) über einen sehr guten allgemeinmedizinischen Hintergrund verfügt.
Fazit: In leichten und mittleren Fällen von Osteoporose kann implantiert werden. In jedem Fall sollte fachkundiger Rat eingeholt werden.
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