Artikel 09/11/2019

Zahnimplantate ohne lange Wartezeit: Ablauf & Vorteile einer verzögerten Sofortimplantation

Dr. med. dent. M.Sc. Ralf-Werner Fichna Zahnarzt
Dr. med. dent. M.Sc. Ralf-Werner Fichna
Zahnarzt
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Geht es um die Versorgung mit Zahnimplantaten, haben viele Patienten immer wieder Bedenken wegen der Behandlungsdauer. Sie fragen sich, wann sie die Zahnarztpraxis mit dem fertigen Zahnersatz verlassen können.

Erfordern die Implantate im Vorfeld einen Knochenaufbau, verstreichen oft einige Monate, bis das Implantat eingebracht und die Versorgung mit dem endgültigen Zahnersatz erfolgen kann.

Das ist auch bei einer typischen Spätimplantation mit längerer Heilphase nach erfolgter Zahnextraktion der Fall. Es gibt aber auch deutlich kürzere Wege zu festem Zahnersatz auf Implantaten: mit einer Sofortimplantation oder einer verzögerten Sofortimplantation.

Sofortimplantation kurz erklärt

Der Begriff Sofortimplantation beschreibt das unmittelbare Einsetzen von Implantaten nach einer Zahnextraktion – im Rahmen einer einzigen Behandlung. Der größte Vorteil liegt auf der Hand: Die Belastung für die Patienten ist hier minimal.

In vielen Fällen ist zudem eine sofortige Zahnersatzversorgung möglich – zum Beispiel mit einer provisorischen Krone. Bei der Sofortimplantation gibt es aber auch eine wesentliche Einschränkung. Die Mundsituation und der Kieferknochen müssen dieses zeitsparende Implantationsverfahren erlauben.

Wann eine Sofortimplantation möglich ist

Für die Sofortimplantation gibt es drei wesentliche Voraussetzungen:

  1. Patienten dürfen keine Zahn- oder Zahnfleischerkrankungen haben. Sie gefährden den stabilen Halt der Implantate und es droht baldiger Implantatverlust. Beispielsweise eine Parodontitis verhindert aber auch jede andere Implantation und muss zunächst therapiert werden.
  2. Bei einer Sofortimplantation können nur Zähne mit einer Wurzel ersetzt werden. Ansonsten wird das Extraktionsloch zu groß für einen sicheren Halt.
  3. Und der Kiefer muss wie bei jeder anderen Implantations-Methode an der betreffenden Stelle noch genügend Knochenmasse aufweisen.

In der Praxis zeigt sich, dass nur selten alle drei Punkte erfüllt sind. Die Zahnextraktion steht hier oft am Ende schwerer Verläufe von Karies und Parodontitis. Die Erhaltungsmaßnahmen sind gescheitert oder die Schäden bereits irreparabel.

Eine direkte Versorgung mit Zahnimplantaten scheidet hier immer aus. Heilungszeiten oder notwendige Vorbehandlungen erlauben dann nur noch zeitverzögerte Implantationen, die allgemein unter dem Begriff Spätimplantation zusammengefasst werden.

Trotzdem ist die Sofortversorgung mehr als nur Theorie. Sie verhilft besonders Unfallopfern mit Zahnschäden – und ansonsten guter Mundgesundheit – schnell wieder zu intakten, belastbaren Zahnreihen. Alle anderen müssen aber nicht zwangsweise monatelang auf Zahnimplantate warten, was zusätzlich immer mit dem Risiko eines zu großen Knochenabbaus unter der Zahnlücke verbunden ist. Denn es gibt einen Mittelweg:

Die verzögerte Sofortimplantation

Bei der verzögerten Sofortimplantation werden die Implantate nicht unverzüglich, aber sehr zeitnah nach einer Zahnextraktion eingebracht. Der Knochen ist zum einen ausgekehlt, d. h. an der extrahierten Stelle befindet sich eine Vertiefung im Knochen, der Knochenrückgang des Kieferkamms ist jedoch nicht fortgeschritten.

Bei der Sofortimplantation besteht die gesamte Bandbreite der therapeutischen Möglichkeiten: Die knöcherne Alveole (Zahnfach) ist vollständig mit Weichgewebe bedeckt. Aus ihm kann der spätere Zahnfleischrand für das Implantat nun ästhetisch geformt werden.

Aus diesem Grunde ist die verzögerte Sofortimplantation im oberen Frontzahnbereich der nicht-verzögerten Sofortimplantation häufig vorzuziehen.

Ablauf und Vorteile einer verzögerten Sofortimplantation („socket preservation“)

Diese Vertiefung im Kieferknochen, in der der alte Zahn saß, lässt sich mit einer Kollagenmembran oder einem Kollagenkegel gut für eine kurzfristige Implantation vorbereiten. Kollagen als wichtiger Baustein menschlichen oder tierischen Ursprungs sorgt unter anderem für Knochenwachstum. Damit wirkt es hier dem schnellen Knochenrückgang nach einem Zahnverlust entgegen und fördert sogar knochenbildende Zellen.

Ein sogenannter Punch versiegelt das Zahnfach dabei und verhindert, dass Weichgewebe über- oder einwachsen kann. Schon nach kurzer Zeit stabilisiert sich das Zahnfach durch diese minimale Unterstützung deutlich. Sie erlaubt eine wesentlich sicherere Implantation mit außerdem weiter minimiertem Entzündungsrisiko.

Die verzögerte Implantation ist mit zusätzlichem Knochenaufbau besser durchführbar. Diese Maßnahme trägt dazu bei, das Knochenangebot im Kiefer zu bestimmen und die verzögerte Sofortimplantation möglichst schonend und exakt zu planen und durchführen zu können. Im Vorfeld werden 3D-Röntgenaufnahmen von Kieferknochen und dem umgebenden Nerven- und Weichgewebe angefertigt.

Zusammengefasst erreicht die verzögerte Sofortimplantation also einen guten Kompromiss aus einer schnellen Versorgung mit Zahnimplantaten und verringerten Risikofaktoren für einen späteren Implantatverlust.

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