Artikel 15/07/2022

Wie entsteht die Angst vorm Zahnarzt?

Dr. med. dent. Torsten Renneberg Zahnarzt
Dr. med. dent. Torsten Renneberg
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Viele Menschen bekommen allein schon bei dem Gedanken an einen Zahnarzttermin feuchte Hände und fangen an, nervös zu werden. Über 60 Prozent der Deutschen geht es so, damit hat kaum eine andere Fachrichtung so viel mit Angstpatienten zu tun wie Zahnärzte.

Zwischen einem flauen Gefühl im Magen und einer bzw. Dentalphobie, wie die wissenschaftliche Diagnose lautet, liegt noch mal ein großer Unterschied. Eine Dentalphobie oder Zahnbehandlungsphobie bedeutet oft eine Kombination aus verschiedenen Ängsten wie Angst vor einer Spritze, vor Schmerzen, Angst vor Atemnot während der Behandlung oder die Furcht vor Kontrollverlust durch eine Vollnarkose. Hinzu kommen die als extrem unangenehm empfundenen Geräusche des Bohrers oder das Röcheln der Absaugvorrichtung, die für Angstpatienten nochmal lauter und bedrohlicher wirken als sie sind.

Bei den Patienten machen sich typische Symptome bemerkbar, wie schweißnasse Hände, generell starkes Schwitzen, meist verbunden mit einer stark erhöhten Herz- und Pulsfrequenz. Einige Betroffene klagen zudem über Übelkeit oder andere Stresssymptome.

Ursache sind oft traumatische Erlebnisse in der Kindheit

Bei vielen Angstpatienten liegen die Ursachen in der Kindheit und den ersten Erfahrungen beim Zahnarztbesuch. Früher wurden Behandlungen nicht in Vollnarkose durchgeführt und selbst eine lokale Betäubung war bis in die späten 1980er Jahre nicht unbedingt üblich. Die Folgen waren schmerzhafte Behandlungen, die stark in Erinnerung geblieben sind. Angstpatienten haben oft traumatische Vorfälle erlebt. Der Zahnarzt sowie das Praxispersonal waren wenig emphatisch, der Eingriff sehr schmerzhaft, die Praxisräume steril und kalt gestaltet, hinzu kommt dann das belastende Geräusch des Zahnbohrers.

Sanfte Eingriffe dank moderner Verfahren

Heutzutage erleben große und kleine Patienten einen Zahnarztbesuch zum Glück ganz anders. Neue Verfahren und verschiedene Möglichkeiten der Betäubung machen den Eingriff sehr sanft und sicher. Ganz wichtig ist, dass in der Zahnarztpraxis auf eine angenehme Atmosphäre geachtet wird und das gesamte Praxisteam sehr einfühlsam und verständnisvoll mit Angstpatienten umgeht. So kann beispielsweise entspannte Musik gespielt werden oder der Zahnarzt nimmt sich besonders viel Zeit für ein aufklärendes Gespräch, denn Vertrauen bildet die Basis für eine erfolgreiche Behandlung.

Der Eingriff erfolgt dann in der Regel unter einer örtlichen Betäubung. Hier kann eine Midazolam-Sedierung eingesetzt werden. Midazolam ist ein sogenanntes Benzodiazepin und sehr gut verträglich. Benzodiazepine wirken angstlösend, beruhigend und muskelentspannend.

Wer sich selbst seinen Ängsten stellen möchte, kann durch Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenem Training bereits Erfolge erzielen. Zudem fällt es manchen Menschen leichter zum Zahnarzt zu gehen, wenn eine vertraute Person sie begleitet und sie somit nicht alleine im Behandlungszimmer sind.

Positive Erfahrungen bauen Ängste ab

Auch Angstpatienten sollten mindestens einmal im Jahr zu den regelmäßigen Kontrollterminen in die Zahnarztpraxis kommen. Dieser Termin ist unverzichtbar, um eventuelle Probleme möglichst schnell zu erkennen und erkrankte Zähne frühzeitig zu behandeln. Denn je länger gewartet wird, desto größer wird am Ende die Behandlung. Außerdem helfen positive, gewohnheitsmäßige Erfahrungen, die Angst dauerhaft zu überwinden.

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