Ein einziges Wort reicht manchmal aus, um Patienten in der Praxis die Farbe aus dem Gesicht zu treiben: „Wurzelkanalbehandlung“. Zugegeben, nach einer zahnärztlichen Wellnesskur klingt es nicht. Und die ein oder andere Schauergeschichte, die im Internet die Runde macht, trägt auch nicht gerade zur Beruhigung der Patienten bei. Deshalb an dieser Stelle: Fakten statt Spekulationen! Eine Wurzelbehandlung muss weder kompliziert noch schmerzhaft sein. Das ist Punkt 1. Punkt 2 ist: Sie kann einen Zahn retten, der ohne diese Behandlung endgültig verloren wäre - was in den meisten Fällen einen kostspieligen Zahnersatz (Implantat oder Brücke) erforderlich macht.
Zähne zu erhalten statt zu ziehen, liegt im Interesse des Patienten wie auch des Zahnarztes. Aus dieser gemeinsamen Überzeugung heraus sind in den letzten Jahrzehnten große Erfolge im Zahnerhalt erzielt worden. Zwischen 1991 und 2009 sei die Zahl der Zahnextraktionen um fast 20 Prozent gefallen, verkündete die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) zum „Tag der Zahngesundheit“, der alljährlich am 25. September stattfindet. Andere Quellen sprechen von 17 Millionen gezogenen Zähnen im Jahre 1970 und „nur noch“ 11 Millionen im Jahre 1994. Der Rückgang ist signifikant und zweifelsohne ein Erfolg der präventionsorientierten Zahnmedizin - aber nicht nur: Immer fortschrittlichere Behandlungsmethoden ermöglichen heute, selbst schwer erkrankte Zähne zu retten. Eines der probaten Rettungsmittel und eine der wichtigsten zahnerhaltenden Therapiemöglichkeiten ist die Wurzelkanalbehandlung.
Wann wird eine Behandlung nötig und wie läuft sie ab?
Zähne haben in ihrem Inneren einen Hohlraum, der lebendes Gewebe enthält: die sogenannte Pulpa. Sie setzt sich aus feinen Blutgefäßen, Nerven und Bindegewebe zusammen. In einem gesunden Zahn ist die Pulpa perfekt geschützt. Erkrankt der Zahn jedoch an Karies, können Bakterien in den Hohlraum vordringen und zu einer Entzündung der Pulpa führen. Bleibt die Entzündung unbehandelt, können die Bakterien die gesamte Pulpa zerstören und sogar in den Kieferknochen eindringen. Im Zuge einer Wurzelkanalbehandlung kann der Zahnarzt das entzündete Gewebe entfernen. Dadurch lässt sich der Zahn (der früher gezogen werden musste) heute in aller Regel erhalten.
Mit Hilfe einer Röntgenaufnahme stellt der Zahnarzt fest, ob eine Wurzelkanalbehandlung nötig und durchführbar ist. Wenn ja, wird der Zahn mit einem sog. Kofferdam (Gummituch) isoliert, sodass keine weiteren Bakterien aus dem Speichel in die Zahnhöhle gelangen können. Eine Betäubung sorgt dafür, dass die Behandlung ohne Schmerzen abläuft. Dann wird der Zahn vorsichtig geöffnet, um den Zahninnenraum für den behandelnden Arzt zugänglich zu machen. Mit kleinen Feilen, die in die Kanäle eingeführt werden, und einem weiteren Röntgenbild kann sich der Zahnarzt ein exaktes Bild von der Länge und Lage der Wurzelkanäle machen. Nun kann er mit feinen, biegsamen Instrumenten die Kanäle säubern und erweitern. Diese Arbeit braucht viel Sorgfalt und Zeit und kann sich über mehrere Termine erstrecken. Um auch letzte verbliebene Bakterien abzutöten, werden die Kanäle zwischendurch mit einem antibakteriellen Mittel gespült. Bei der letzten Sitzung werden die Wurzelkanäle mit einer zementähnlichen Masse gefüllt und dicht verschlossen. Eine abschließende Röntgenaufnahme gibt Aufschluss über den Erfolg der Behandlung. Auch regelmäßige Nachkontrollen sind angeraten, um auszuschließen bzw. frühzeitig zu erkennen, ob Bakterien aus winzigen Seitenkanälen zum Knochen vordringen konnten und dort eine Entzündung hervorrufen.
Die Erfolgsquote einer Wurzelkanalbehandlung ist in der Regel sehr hoch. Nach dem erfolgreichen Eingriff kann der natürliche Zahn noch viele Jahre seine Funktion erfüllen.
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