Artikel 09/03/2017

Wurzelbehandlung am Schneidezahn: Das sollten Sie über Ablauf, Schmerzen und Erfolgsraten wissen!

Dr. Michael R. Schütz Zahnarzt
Dr. Michael R. Schütz
Zahnarzt
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Ihnen steht eine Wurzelbehandlung am Schneidezahn bevor? Erfahren Sie alles Wissenswerte über den Ablauf der Behandlung, die Dauer des Eingriffs, Erfolgsraten, Schmerzen, Schwellungen und Kosten.

Mögliche Ursachen für Schmerzen am Schneidezahn

Die häufigste Ursache von Zahnschmerzen an den Schneidezähnen ist ein entzündeter Zahnnerv. In den meisten Fällen wird die Entzündung durch ein tiefes Loch (Karies) hervorgerufen. Gelegentlich können aber auch Folgen von Überlastung durch starkes Knirschen oder Zähnepressen sowie Unfälle mit starker Gewalteinwirkung die Ursache der Schmerzen sein.

Als Folge treten dann zum Teil starke Schmerzen am betroffenen Zahn auf, die auch in umliegende Bereiche ausstrahlen können. Die Schmerzen werden durch den akuten Entzündungsprozess hervorgerufen. Im Akutfall ist die Einnahme eines Schmerzmittels bis zur Schmerzbehandlung anzuraten.

Gelegentlich kann ein Entzündungsprozess eines Zahnnervens aber auch unbemerkt und schmerzfrei verlaufen. Meist kommt es dann im Rahmen einer Röntgenuntersuchung zur Diagnose eines abgestorbenen Nervs.

Ablauf einer Wurzelkanalbehandlung

Bei der Schmerzbehandlung muss der betroffene Zahn zunächst einmal sicher identifiziert werden. Bei ausstrahlenden Schmerzen kann es durchaus schwierig sein, den „Verursacher“ ausfindig zu machen - hier kann aber die Betäubung des vermuteten Zahns schnelle Aufklärung bieten.

Danach bekommt der Patient in aller Regel eine Spritze zur örtlichen Schmerzausschaltung (Lokalanästhesie). Der Zahn wird nach der Betäubung mit einem Gummispanntuch (Kofferdam) „eingepackt“, sodass nur noch der betroffene Zahn sichtbar ist. Dieses spezielle Verfahren dient der keimfreien Behandlung des Zahnes und dem Schutz des Patienten. So können keine Bakterien aus der Mundhöhle in den Kanal gelangen und der Patient kann keine Spüllösungen oder Instrumente verschlucken.

Der Zahn wird anschließend von der Rückseite her aufgebohrt, um an den Wurzelkanal zu gelangen. Nach der Freilegung des Kanaleingangs kann er mit speziellen Instrumenten gesäubert werden. Dabei wird vorher die genaue Kanallänge elektronisch bestimmt, denn so können unnötige Röntgenstrahlen vermieden und gleichzeitig kann ein genaues Messergebnis erreicht werden. Röntgenbilder können zudem häufig nicht die genaue Kanallänge zeigen, sodass die ausreichende Reinigung der Kanalbereiche nicht gewährleistet wäre.

Mit Hilfe von kleinen Feilen und speziellen Desinfektionsmitteln wird der Kanal anschließend gereinigt. Die Säuberung des Wurzelkanals sollte mit äußerster Genauigkeit unter Einsatz aller zur Verfügung stehenden Mittel durchgeführt werden. Der Einsatz von ultraschallaktivierten Spüllösungen hat sich dabei sehr bewährt. Dabei wird ein „Sturm im Wasserglas“ im Kanalsystem freigesetzt, um auch schwer erreichbare Kanalbereiche zu desinfizieren.

Auch die Anwendung verschiedener Desinfektionsmittel, die sowohl Bakterien töten als auch den Abrieb aus den Kanalwänden sicher entfernen, ist sehr bedeutend.

Nach dieser aufwendigen Reinigung wird der Kanal zuerst getrocknet und kann häufig schnell wieder verschlossen werden. Die Wurzelkanalfüllung wird quasi wie eine „Gummidichtung“ passgenau in den Kanal platziert. Dazu wird in der Regel das kautschukähnliche Guttaperchamaterial in Kombination mit einer speziellen Paste eingebracht. So kann der Zahn in der Regel dauerhaft erhalten bleiben.

Ist eine Wurzelkanalbehandlung schmerzhaft?

Der Eingriff verläuft in aller Regel ohne Schmerzen und ohne Schwellungen. Es kann jedoch gelegentlich für einen Zeitraum von 7 - 10 Tagen zu leichten Aufbissbeschwerden kommen. Bei Bedarf kann der Patient mit einer einfachen Schmerztablette Abhilfe schaffen.

Bei einer Schmerzbehandlung wird häufig der Kanal zunächst provisorisch gereinigt und desinfiziert. Ein schmerz- und entzündungshemmendes Medikament, das in den Kanal eingebracht wird, sorgt danach meist schon für Erleichterung. Die Wurzelkanalfüllung findet zu einem späteren Zeitpunkt statt.

Ist die Wurzelkanalbehandlung auch unter einer Krone möglich?

Ist ein Zahn bereits mit einer Krone versorgt und wird eine Wurzelkanalbehandlung notwendig, kann die Krone vorsichtig vom Zahn entfernt werden. Dies ist allerdings oftmals sehr schwierig, da eine gut eingesetzte Krone häufig nicht unversehrt entfernt werden kann.

Es bietet sich in den meisten Fällen an, die Krone zu durchbohren. Die Wurzelkanalbehandlung verläuft dann genauso wie bei einem nicht überkronten Zahn.

Das Loch kann nach der Wurzelkanalbehandlung provisorisch wieder verschlossen werden. Sollte der Zahn danach wieder „ruhig“ sein, ist eine Neuanfertigung der Krone anzuraten, da sich das Füllungsmaterial meist nicht bakteriendicht mit der Krone verbindet - Bakterien können so über die Zeit wieder in die gereinigten Kanäle vordringen.

Wie hoch ist die Erfolgsrate?

Die Erfolgsrate ist bei Anwendung der modernen Methoden sehr hoch. Der Einsatz eines Kofferdams in Verbindung mit der elektronischen Längenmessung und der ultraschallaktivierten Spülung steigert die Erfolgschancen deutlich.

Wichtig zu wissen, ist, dass nicht die Wurzelkanalbehandlung allein einen Erfolg garantiert.

Nach einer erfolgreichen Wurzelkanalfüllung muss der Zahn mit einer Krone versorgt werden, um einen bakteriendichten Verschluss gegen die Keime in der Mundhöhle zu gewährleisten – so wirkt der Zahnarzt einem Abbruch des meist substanzgeschwächten Zahnes entgegen.

Was tun gegen Verfärbungen nach einer Wurzelkanalbehandlung?

Früher wurden teilweise färbende Substanzen eingesetzt oder es blieben Blutreste im Kanal, die eine Verfärbung auslösen konnten. Die modernen Wurzelfüllmaterialien führen jedoch nicht mehr zu Farbänderungen.

Sollte es dennoch zu „dunklen“ Zähnen kommen, ist die Wurzelfüllung unbedingt zu kontrollieren. Der Patient sollte auch dringend über eine Krone nachdenken, denn nur ein überkronter Zahn kann nach einer Wurzelkanalbehandlung lange seinen Dienst tun.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Die gesetzliche Krankenkasse kommt in vielen Fällen für die Behandlung nach Kassenrichtlinien auf. Weitergehende Maßnahmen, wie die elektronische Längenmessung oder die ultraschallaktivierte Spülung, sind hingegen keine Kassenleistungen und müssen selbst vom Patienten getragen werden.

Aufwendige Behandlungen an Zähnen mit einer unsicheren Prognose oder rein kosmetisch bedingte Eingriffe sind keine Kassenleistungen. Patienten sollten sich im Einzelfall von Ihrem Zahnarzt über die Möglichkeiten und die eventuellen Eigenanteile einer Behandlung aufklären lassen.

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