Eine Wurzelkanalbehandlung - mit Fachausdruck als endodontische Behandlung oder auch kurz als „Endo“ bezeichnet - ist eine Maßnahme, die ergriffen werden muss, wenn der Zahnnerv („Pulpa“) im Inneren eines erhaltungswürdigen Zahnes irreversibel entzündet oder abgestorben ist. Diese Entzündung kann durch bakterielle, chemische oder physikalische Reize hervorgerufen werden, meistens jedoch ist ein bakterieller Reiz im Sinne einer fortgeschrittenen Karies ausschlaggebend.
Liegt eine irreversible Pulpitis oder bereits eine Pulpanekrose vor, ist eine Wurzelkanalbehandlung notwendig, um bestehende oder bevorstehende Schmerzen zu beseitigen.
Die mitunter sehr extremen Beschwerden des Patienten kommen daher, dass durch die entzündlichen und nekrotischen Prozesse einerseits Entzündungsmediatoren wie Interleukine, Prostaglandine oder Kinine freigesetzt werden, andererseits aber auch saure Gase wie Kohlenstoffdioxid, Ammoniak und Schwefelwasserstoff gebildet werden, die sowohl den pH-Wert des umgebenden Gewebes senken als auch den Gewebedruck erhöhen. Ist der Zahn intakt, können die Gase nicht entweichen und führen so zu den teilweise extremen Schmerzsensationen.
Verläuft die Pulpitis chronisch und wird der Patient folglich nicht sofort durch Schmerzen auf die bakterielle Infektion aufmerksam, kann es zu einer Ausbreitung der Entzündung auf den umgebenden Knochen im Bereich der Wurzelspitze kommen („apikale Ostitis“).
Nach einer örtlichen Betäubung wird die Pulpa zunächst von der Kaufläche geöffnet, sodass sowohl sämtliche drucksteigernden Gase entweichen als auch die Strukturen des Wurzelkanalsystems der Reinigung zugänglich gemacht werden können.
Anschließend entfernt der Behandler vorsichtig mit Bohrern und dünnen Feilen das Nervengewebe und alle infizierten Teile des Zahninneren. Um ein Höchstmaß an Desinfektion zu erreichen, wird das Wurzelkanalsystem anschließend mithilfe von desinfizierenden Lösungen, Ultraschall und Laser gereinigt. Danach wird ein basisches, antibakterielles Medikament in Form einer Paste eingebracht und der Zahn schließlich provisorisch verschlossen.
Bleibt der Zahn in den darauf folgenden Tagen komplett beschwerdefrei, kann in der nächsten Sitzung die definitive Wurzelkanalfüllung durchgeführt werden.
Hat der Patient allerdings noch Beschwerden, geht man in der Regel dazu über, zwischen Initialbehandlung und Wurzelfüllung im 7-10-Tage-Rhythmus einen Medikamentenwechsel durchzuführen, bis der Patient komplett beschwerdefrei ist. Die Behandlung nimmt dementsprechend mindestens zwei Sitzungen in Anspruch.
Bei der finalen Wurzelkanalfüllung wird das Kanallumen bis zur Wurzelspitze mit Guttapercha, einem tropischen Harz, gefüllt. Es wird in erwärmten, plastischen Zustand in die Wurzelkanäle eingebracht, erstarrt dort, versiegelt die Kanäle hermetisch und soll so eine wiederholte Ausbreitung der Bakterien verhindern.
Um eine Reinfektion zu vermeiden, werden alle Behandlungen, bei denen das Wurzelkanalsystem offen zugänglich gemacht wird, mit Kofferdam durchgeführt.
Die Erfolgsaussichten einer Wurzelkanalbehandlung im Hinblick auf die Langlebigkeit des behandelten Zahnes sind bei ordnungsgemäßer, komplikationsloser Durchführung und penibler Desinfektion gut.
Da der Zahn durch die Infektion und die darauf folgende Behandlung allerdings instabilisiert wird, herrscht Bruchgefahr, weswegen jeder lasttragende, wurzelkanalbehandelte Zahn nach einer Kontrollfrist von 3 - 6 Monaten mit einer Krone versorgt werde sollte.
Nicht jeder Patient steht einer endodontologischen Behandlung wohlgesinnt gegenüber. Das liegt meist daran, dass Betroffene einen „toten“ Zahn im Mund vermeiden möchten.
In solch einem Fall bleibt nur die Extraktion. Wer die entstehende Zahnlücke danach geschlossen haben will, kann aus den vier Alternativen wählen: Implantat, Brücke, herausnehmbare Teilprothese oder kieferorthopädischer Lückenschluss.
Preislich ist lediglich die Teilprothese unterhalb der Wurzelkanalbehandlung angesiedelt, sodass die Endo - unter normalen Voraussetzungen - eine kostengünstige und gleichsam komfortable Lösung darstellt.
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