Artikel 02/02/2018

Das jameda-Interview: 10 Fragen an Herrn Woo-Ttum Bittner

Dr. Woo-Ttum Bittner Zahnarzt, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie
Dr. Woo-Ttum Bittner
Zahnarzt, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie
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Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellte jameda Herrn Bittner interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Kieferorthopäde.

jameda: Herr Bittner, was hat Sie motiviert, Kieferorthopäde zu werden?

Herr Bittner: Meine eigene Behandlung im Kindesalter hat mich motiviert. Schon damals dachte ich, dass das ein interessanter Beruf sein muss. Ich war aber auch der Meinung, dass es auf jeden Fall bequemere Spangen geben sollte als die, die ich tragen musste.

jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Herr Bittner: Jeden Tag macht es mir am meisten Freude, meinen Patienten die Zahnspangen zu entfernen und gemeinsam das schöne Ergebnis zu bewundern.

Die größte Herausforderung ist es aber, aus den vielen Neuerungen am Markt genau die herauszufiltern, die unseren Patienten den größten Nutzen bringen.

jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?

Herr Bittner: Viele Erwachsene denken, dass eine Zahnkorrektur in ihrem Alter nicht mehr möglich, ja auch nicht mehr sinnvoll sei. Dabei waren meine beiden ältesten Patienten 79 Jahre alt, als wir mit der Behandlung begonnen haben. Beide haben ihren 80. Geburtstag bereits mit geraden Zähnen gefeiert.

jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?

Herr Bittner: Gerade große Kieferfehlstellungen erfordern eine etwas längere Behandlung. Hier macht es Sinn, sich regelmäßig unsere Simulation des Behandlungsergebnisses anzuschauen, um wieder motiviert zu sein. Oder einfach mal auf alte Fotos schauen, auf denen die schiefen Zähne oder die falsche Kieferstellung meist auch sehr gut zu sehen sind.

jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?

Herr Bittner: Wir bieten verschiedene Alternativen an. Es gibt auch diverse Apps, mit denen man sich motivieren kann. Oft treffen wir auch Zielvereinbarungen oder bieten engmaschigere Kontrolltermine an.

jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?

Herr Bittner: Ich würde sofort eine Zahnkorrektur bei Erwachsenen als medizinisch notwendig einstufen. Viele Erwachsene haben aufgrund ihrer Zahnfehlstellung stark beschädigte Zähne oder Zahnverlust zu beklagen. Andere trauen sich gar nicht mehr, in der Öffentlichkeit zu lächeln. Die Folgekosten für Implantate, Brücken oder Kronen sind oft um ein Vielfaches höher als die Kosten für eine kieferorthopädische Behandlung.

jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?

Herr Bittner: Wir Ärzte sollten uns Zeit nehmen, noch besser zuzuhören, um den Wunsch des Patienten besser zu erkennen. Leider wird der wirtschaftliche Druck immer größer, so dass Zuhören zu einem Luxusgut wird.

jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?

Herr Bittner: Die intraorale Scantechnologie und die 3D-Drucktechnik waren für uns der Durchbruch. Mit den Scannern können wir die unbeliebten Abdrücke komplett ersetzen. Wir sind damit schneller und genauer als mit herkömmlichen Verfahren.

jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?

Herr Bittner: Ja, es gibt viele Erlebnisse, die sich eingeprägt haben. Angefangen bei einer Familie, bei der ich zuerst die Großmutter, danach ihre Kinder und zum Schluss die Enkel mit einer Zahnspange behandelt habe. Oder die Patientin, die nach dem Entfernen der Zahnspange beim Blick in den Spiegel bitterlich geweint hat. Wir waren zuerst verunsichert, ob sie unglücklich über das Ergebnis sei. Aber das Gegenteil war der Fall. Oder der russische Oligarch, der zu jedem Termin mit dem Privatjet einflog, bis hin zum Schauspieler einer Daily Soap, bei dem ich den Behandlungsfortschritt mit seiner unsichtbaren Zahnspange jeden Tag im Fernsehen mitverfolgen konnte.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Bittner: Schauen Sie sich Ihre Zähne genauer an. Gerade Zähne sind nicht nur kosmetisch relevant. Die Natur hat es so vorgesehen, dass gerade Zähne auch am besten funktionieren.

Zur Person
Woo-Ttum Bittner ist Kieferorthopäde und Gründer und Geschäftsführer von „ADENTICS – Die Kieferorthopäden“, einem Praxisverbund mit 5 Standorten in Berlin und Brandenburg. Als Mitglied des Prüfungsausschusses der ZÄK Berlin bildet er Kieferorthopäden aus und ist als internationaler Referent tätig.

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