Team jameda
Der Klumpfuß war in früherer Zeit eine Erkrankung, die oft zu großen Gehbehinderungen und Beschwerden im Laufe des Lebens führte. Heute sind diese Langzeitprobleme dank neuer Behandlungsmethoden sehr selten geworden, wenngleich der Klumpfuß auch heute noch neben der Hüftdysplasie die häufigste angeborene Fehlbildung des Bewegungsapparates ist.
Der Klumpfuß, im englischen Sprachgebrauch „clubfoot“ genannt, ist eine Fehlbildung des Fußes, die in den meisten Fällen nach der Geburt auffällt (kongenitaler, oder angeborener Klumpfuß), oder im Verlauf einer neurologischen Erkrankung, zum Beispiel einer Spastik auftritt (neurogener Klumpfuß).
Er besteht aus einer Fehlstellung mit:
Die Fehlstellung ist kontrakt, also nicht vollständig in eine gerade, „normale“ Position zu bringen. Im Gegensatz dazu unterscheidet man die sogenannte Klumpfußhaltung, bei der die Fehlform (fast) mühelos korrigierbar ist.
In Mitteleuropa kommt der Klumpfuß bei ca. 1,2 bis 2,4 Säuglingen von 1.000 auf, bei Menschen dunkler Hautfarbe oder im asiatischen Raum variieren die Zahlen zum Teil erheblich. Die Verteilung Jungen zu Mädchen liegt bei 2:1.
Der Klumpfuß entsteht durch:
Letztlich ist der Klumpfuß nach der Geburt ohne Mühe mit dem bloßen Auge erkennbar. Er kann in den einzelnen Fehlstellungen eingeschätzt und seine Steifigkeit bei der Untersuchung überprüft werden. Durch verschiedene Einschätzungskriterien (Scores) können die Schwere der Fehlstellung und, während der Therapie, auch der Verlauf der Behandlung überprüft werden. In Einzelfällen, oder im Therapieverlauf kann auch ein Röntgenbild Aufschluss über die Stellung der Fußknochen (Sprungbein und Fersenbein) zueinander geben.
Auf kaum einem anderen Gebiet der Kinderorthopädie hat sich in den letzten Jahren so viel verändert, wie bei der Therapie des Klumpfußes. Wurde früher der Klumpfuß nach Gipsumformung aufwendig im Rahmen einer großen Operation korrigiert (konventionelle Klumpfußtherapie nach Crawford), ist es heute Standard, außer in Ausnahmefällen wie z.B. den neurogenen Klumpfüßen, die Therapie nach der Ponsetimethode durchzuführen.
Bei der Therapie nach Ponseti wird der Fuß Schritt für Schritt durch oberschenkellange Gipsverbände in seinen Fehlstellungen korrigiert. Die Gipse werden wöchentlich gewechselt und so nach und nach eine zunehmend „normale“ Stellung erreicht. Zwischen den einzelnen Gipsen erfolgen jeweils eine Untersuchung mit Kontrolle des Therapieerfolges und eine dehnende Massage der Band- und Sehnenstrukturen. So ist der Fuß im Schnitt nach 4-7 Gipsen (fast) vollständig korrigiert.
Das Einzige, was nicht durch den Gips korrigiert werden kann, ist der Spitzfuß. Dieser wird im Rahmen einer kurzen Narkose mit einer Durchtrennung der Achillessehne durch einen „Mini“- Hautschnitt therapiert. Die beiden so entstandenen Sehnenenden wachsen, ruhiggestellt in einem letzten Gipsverband, genügend verlängert wieder zusammen.
Nach der Gipstherapie und dem kleinen Eingriff wird der Fuß über eine längere Zeit zu den Schlafenszeiten in einer Schiene und speziellen Schuhen in seiner korrigierten Stellung gehalten (Orthesentherapie). Wird diese Therapie konsequent durchgeführt, ist das Wiederauftreten des Klumpfußes sehr selten.
Bei den Klumpfüßen, die durch neurologische Erkrankungen entstehen, sind recht häufig eine aufwendigere Fußoperation und eine nachfolgende Schienentherapie notwendig. Bei der Klumpfußhaltung ist lediglich eine Therapie mit Wickelverbänden und Physiotherapie auf neurophysiologischer Basis nach Vojta nötig.
Wird der Klumpfuß früh erkannt und konsequent therapiert, ist die Prognose der Erkrankung sehr gut. Der Fuß ist nahezu genauso leistungsfähig, wie ein Fuß, der „gesund“ auf die Welt gekommen ist.
Die Durchführung aller Therapiemethoden, sowohl der Gipstherapie als auch der verschiedenen operativen Eingriffe ist sehr komplex und benötigen viel und langjährige Erfahrung.
Aus diesem Grunde sollte diese, wie auch die Begleitung der Schienentherapie und die Verlaufskontrollen vorwiegend von einem speziell geschulten Arzt, einem Kinderorthopäden durchgeführt werden.
Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.
Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.