Artikel 02/11/2018

Wie sich Zähne und Kiefer auf die allgemeine Gesundheit auswirken

Dr. med. dent. Florian Dettmer Zahnarzt
Dr. med. dent. Florian Dettmer
Zahnarzt
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Zähne wirken sich nicht nur auf die Mundgesundheit aus, sondern auf den ganzen Körper. Wie das möglich ist, erfahren Sie in diesem Artikel.

Wie können sich die Zähne auf die gesamte Gesundheit auswirken?

Spätestens wenn ein Zahn schmerzt, erfahren Sie die Auswirkung auf Ihr Wohlbefinden sprichwörtlich „am eigenen Leib“. Aber auch, wenn wir gerade nichts spüren: Zähne, Zahnhalteapparat und Kieferknochen stehen mit dem restlichen Körper in permanenter Verbindung.

So wissen wir heute, dass Probleme oder Erkrankungen durchaus starke Auswirkungen auf andere Organe und Körperregionen haben können. Falsche Materialien können dauerhaft Reizungen und Entzündungen verursachen. Häufig dauert es lange, bis die Probleme auf die Zähne zurückgeführt werden.

Wir erleben, dass beispielsweise rheumatische Beschwerden deutlich reduziert werden können, indem wurzelbehandelte Zähne entfernt werden. Woher das kommt? Ganz einfach: Die wurzelbehandelten Zähne - im Prinzip sind es tote Zähne - haben über viele Jahre Toxine freigesetzt und in den Körper gestreut.

In anderen Fällen verhalf die Zahnsanierung und Entfernung von Entzündungen dazu, dass der Körper wieder die nötige Vitalität für die Beseitigung anderer Krankheiten erhält oder das Immunsystem wieder richtig reguliert wird. Ganzheitliche Zahnmedizin, wie wir sie verstehen, setzt also nicht nur auf einen einwandfreien Mundraum, sondern leitet von Symptomen mögliche Ursachen ab.

Welche Symptome können als Folge von Zahnproblemen entstehen?

Die Symptome können vielfältiger nicht sein. Schon ein Blick darauf genügt, um zu erkennen, wie zentral Zähne und Kiefer für das allgemeine Wohlbefinden sind. Die Wissenschaft findet immer wieder neue Verbindungen und Wechselwirkungen. Bei folgenden - durchaus häufig auftretenden - Krankheiten sind Beziehungen und Wechselwirkungen zu Zähnen und Mundraum bekannt:

  • Allergien
  • Antriebslosigkeit
  • Arthritis
  • Asthma
  • Bakterienbelastung (Endotoxine)
  • Borreliose
  • Chronisches Fatigue-Syndrom (CFS)
  • chronische Schmerzen
  • chronische Entzündungen
  • Diabetes
  • Fehlbesiedlung der Darmflora
  • Konzentrationsschwäche
  • Leaky Gut
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Multiple Chemikalien-Sensibilität (MCS)
  • Multiple Sklerose
  • Multitis (vielfache Entzündungen)
  • Nasennebenhöhlenentzündung
  • oxidativer Stress
  • Reizdarmsyndrom
  • rheumatischer Formenkreis
  • Schimmelbelastung (Mykotoxine)
  • Silent Inflammation
  • Schwindel
  • Tinnitus
  • Umweltbelastungen
  • unerfüllter Kinderwunsch

Biokompatible Materialien sind ein Schlüsselfaktor

Immunsystem, Nervensystem und Hormonsystem stellen keine abgeschlossenen Systeme dar. Tatsächlich gibt es vielschichtige Wechselwirkungen. Zum Beispiel wird die Reaktion des Immunsystems (Immunantwort) nicht allein durch Zellbotenstoffe, sondern auch durch Neurotransmitter und Stresshormone reguliert. Oft ist auch ein Ungleichgewicht der neuro-endokrino-immunologischen Wechselwirkungen an der Entstehung und Entwicklung vieler Krankheiten beteiligt.

Wenn man das im Blick hat, kann man besser verstehen, wie Krankheiten entstehen. Zugleich liefert es weitreichende Erkenntnisse für Diagnostik und Therapie, die ganz praktisch genutzt werden können.

Die im nachfolgenden Schaubild rot markierten Bereiche betreffen die Zahnmedizin - sie wirken permanent auf den Körper ein.

Warum chronische Entzündungen zunehmen

Auch wenn eine Entzündung natürlich belastet, ist sie doch ein äußerst wichtiger Prozess, um Erreger abzuwehren und Verletzungen zu heilen. Orchestriert wird die Entzündung letztlich durch das Immunsystem, indem entsprechend hoch- und herunterreguliert wird.

Wenn diese Regulierung nicht mehr richtig funktioniert, kommt es häufig zu einem dauerhaft überaktiven Immunsystem, das sich dann gegen den Körper wendet. Chronische Entzündungen sind häufig die Folge.

Chronisch-entzündliche Krankheiten können von Bakterien, Viren, Pilzen, Umweltallergenen oder -schadstoffen, Autoantigenen und Nahrungsmitteln ausgelöst werden. Auch hier hängt es von der Immunkompetenz des Körpers ab, ob eine Entzündung lokal und akut bleibt oder ob sie sich systematisch auswirkt und chronifiziert.

Chronische Entzündungen gehören heute leider fast schon zum Alltagsbild. Allergien, Diabetes, Magen-Darm- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma in seinen Varianten und Parodontitis - für Millionen Deutsche sind sie unliebsame Begleiter.

Und es werden immer mehr: In den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl der Menschen verdoppelt, die unter Allergien, Morbus Crohn oder Multipler Sklerose leiden. Selbst bei der Parodontitis, bei der eine deutlich verbesserte Prophylaxe zu weniger schweren und schnellen Verläufen geführt hat, hat die Anzahl der Erkrankten erstaunlicherweise deutlich zugenommen.

Ein gestörtes Immunsystem?

Da mögliche Trigger und Stressoren ständig auf den Organismus einwirken, muss unser Immunsystem sie bekämpfen und gleichzeitig eher Unwichtiges tolerieren. Das bedeutet, dass die sogenannte „Immunantwort“ recht flexibel gehalten werden muss. Das Immunsystem kann einwandfrei hochfahren und sich wieder beruhigen.

Auslöser chronischer Entzündungen und eines fehlregulierten Immunsystems ist ein Zusammenspiel von Belastungen und der Kompetenz des Immunsystems. Die Wissenschaft forscht in diesem Bereich und viele Fragen sind noch nicht ausreichend beantwortet. Die Gene spielen eine wichtige Rolle - sowohl vererbte als auch die Aktivität der Faktoren, die die Gene beeinflussen, wie Umwelteinflüsse und Belastungen.

Was wir aber sicher wissen: Der Regelkreislauf der Immunaktivierung und vor allem der Immunsupprimierung – sie regelt eine Entzündungsreaktion herunter - kann nachhaltig gestört sein. Das passiert häufig als Folge des Zusammenspiels und gegenseitigen Verstärkens von unzureichender Energiebereitstellung in den Zellen, zellschädigendem Stress durch freie Radikale und chronischen Entzündungsreaktionen.

So wird die Immuntoleranz weiter gestört und vermindert. Als Folge neigt das Immunsystem zu übermäßigen und chronischen Entzündungen, Unverträglichkeiten und Allergien.

Somit ist klar, dass die vielen Reize, denen der Mensch in einer modernen Gesellschaft ausgesetzt ist, als Ursache der chronisch-entzündlichen Multisystemerkrankungen betrachtet werden können.

Die ganzheitliche Zahnmedizin kann nicht alle Ursachen beseitigen, aber doch einige. In vielen Fällen sind die Veränderungen für eine deutliche Verbesserung des individuellen Wohlbefindens ausreichend.

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