Unter dem Begriff „Professionelle Zahnreinigung“, häufig PZR abgekürzt, werden eine Reihe unterschiedlicher Maßnahmen zusammengefasst, die dem Erhalt der Zahn- und Mundgesundheit dienen sollen. Dabei ist die eigentliche Reinigung der Zähne durch zahnmedizinisches Fachpersonal, die diesen Präventionssitzungen den Namen gegeben hat, immer nur ein Teil des gesamten Programmes. Lange Zeit wurde in der zahnmedizinischen Literatur von der sogenannten „Prophylaxestunde“ gesprochen, womit der Zeitrahmen für die Präventionssitzung zumindest schon einmal ungefähr beschrieben wäre. Im Folgenden wollen wir uns die Ziele der Prävention und die einzelnen Maßnahmen etwas genauer anschauen.
Eine Präventionssitzung ist eine sehr individuelle Angelegenheit, bei der sich zwar ein gewisses Ablaufschema bewährt hat, die einzelnen Bausteine aber immer auf jeden Patienten mit seinen ganz persönlichen Bedürfnissen abgestimmt werden müssen. Werden diese Bedürfnisse nicht erkannt und berücksichtigt und jeder Patient nach einem stets gleichen Schema behandelt, können unter Umständen wichtige Maßnahmen ausgelassen oder auch unnötige - im Einzelfall sogar schädigende Maßnahmen - vorgenommen werden.
Am Anfang steht daher die sorgfältige Untersuchung der gesamten Mundhöhle, um auch kleine, eher unauffällige Veränderungen an den Zähnen, am Zahnfleisch und an den übrigen Schleimhäuten, z.B. an der Zunge, wahrzunehmen und entstehende krankhafte Veränderungen schon sehr früh zu erkennen (und rechtzeitig zu behandeln).
Das Ergebnis dieser Untersuchung sollte genau dokumentiert werden. Nur durch eine regelmäßige gründliche Befundaufnahme lässt sich folgende Situation verhindern: Ein Patient geht über Jahre hinweg regelmäßig zu einer sogenannten „Professionellen Zahnreinigung“ - es kann sich dennoch aus einer oberflächlichen Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis) eine fortgeschrittene Zahnfleischerkrankung mit Verlust des Zahnhalteapparates und des Knochens (Parodontitis) entwickeln, da Warnsignale nicht rechtzeitig registriert wurden.
Für einzelne Befunde wie etwa die Entzündungsneigung des Zahnfleisches haben sich Indizes bewährt, mit denen der genaue Zustand jeder einzelnen Stelle in der Zahnreihe beschrieben wird. Daraus lässt sich beispielsweise die Entzündungsneigung des Zahnfleisches im gesamten Gebiss errechnen. Häufig werden die Zahnbeläge mit speziellen Farbstoffen angefärbt.
Damit kann man Verbesserungspotential für die häusliche Pflege erkennen und hat gleichzeitig eine Kontrolle darüber, dass bei der später folgenden professionellen Reinigung keine Rückstände belassen werden. Der Vergleich dieser Indizes über einen längeren Zeitraum gibt Auskunft über die Wirksamkeit der Vorbeugungsmaßnahmen.
Nicht alle Menschen sind gleich anfällig für Zahn- und Zahnfleischerkrankungen. Auf der Basis der Untersuchungsbefunde und anhand der Vorgeschichte des Patienten wird ein individuelles Erkrankungs- und Risikoprofil bestimmt.
Hiermit kann man die sinnvollen Präventionsmaßnahmen auswählen und auch die Intervalle für die präventive Betreuung in der Zahnarztpraxis festlegen. So ist eine professionelle Betreuung zweimal jährlich bei Menschen mit einem sehr geringen Erkrankungsrisiko unnötig viel, andererseits zu wenig, um ein erneutes Aufflammen einer schweren Parodontitis zu verhindern.
Das Risikoprofil wird sich im Laufe des Lebens verändern und muss daher regelmäßig aktualisiert werden. Die Befunde, das Risikoprofil und die daraus folgenden geplanten Maßnahmen werden ausführlich mit dem Patienten besprochen.
Es ist unumstritten, dass die wichtigsten und häufigsten Erkrankungen im Mund - nämlich Karies und Zahnfleischentzündungen - von bakteriellen Zahnbelägen verursacht werden. Der regelmäßigen Reduzierung dieser Zahnbeläge, früher „Plaque“ und heute in der Fachliteratur „Biofilm“ genannt, kommt daher in der Krankheitsvorbeugung die zentrale Rolle zu. Dies geschieht täglich in der häuslichen, privaten Mundhygiene und ergänzend als professionelle Maßnahme in der zahnärztlichen Praxis.
Die nächste Aufgabe in der Präventionssitzung ist daher die Auswahl der für den Patienten optimalen Produkte zur häuslichen Mundhygiene aus einem ständig größer und unüberschaubarer werdenden Angebot und das Einüben der richtigen Anwendung: mit einer richtig ausgesuchten Zahnbürste kann man ein hervorragendes Ergebnis erzielen, bei falscher Technik aber vielleicht gerade die schädlichsten Zahnbeläge nicht entfernen oder Zähne und Zahnfleisch verletzen!
Danach folgen die Entfernung der Zahnbeläge auf den Zahn- und Wurzeloberflächen und die Beseitigung des Zahnsteins und optisch unschöner Verfärbungen, die beispielsweise durch Kaffee, Tee, Rotwein oder auch das Rauchen entstanden sind.
Dazu sollten in der Praxis eine Vielzahl unterschiedlicher Instrumente und Hilfsmittel zu Verfügung stehen: maschinell betriebene Schall- und Ultraschallinstrumente, speziell geformte Handinstrumente, rotierende Polierkörper und Polierpasten in verschiedenen Körnungen und sogenannte Pulver-Wasserstrahlgeräte. Auch hier ist wieder eine individuelle Auswahl notwendig.
Der Grundsatz für die Auswahl der geeigneten Methoden lautet, dass eine gründliche Reinigung möglichst schonend erfolgen soll, das heißt, ohne unnötig Zahnsubstanz abzutragen. Dies ist besonders wichtig, da die professionelle Zahnreinigung ja eine über viele Jahre ständig wiederkehrende Maßnahme ist und auf keinen Fall ihrerseits Schäden hervorrufen soll!
Nach der Reinigung sollen die Oberflächen möglichst glatt sein. Das fühlt sich beim Abtasten mit der Zunge natürlich besser an und vermeidet auch die rasche Neuanlagerung von Belägen.
Der Aufwand für die Reinigung kann sehr unterschiedlich ausfallen: Bei einem Jugendlichen mit einer hervorragenden häuslichen Zahnpflege bleiben vielleicht nur einige wenige schwer erreichbare Stellen, an denen professionell unterstützend gereinigt werden muss.
Dagegen wird man viel Zeit einplanen müssen, wenn z.B. umfangreiche und hartnäckige Verfärbungen bei intensivem Nikotinkonsum zu beseitigen sind. Eine erhöhte Schwierigkeit besteht beispielsweise auch nach einer ausgeheilten Zahnfleischentzündung (Parodontitis), wenn Biofilm aus noch vorhandenen, aber entzündungsfreien Zahnfleischtaschen entfernt werden muss.
Durch Einsatz gröberer und invasiverer Verfahren kann Zeit eingespart werden, wenn zum Beispiel Ultraschallgeräte mit unnötig hoher Leistung betrieben werden oder grobe Strahlkörper in einem Pulver-Wasserstrahl-Gerät zur Politur der Zähne zum Einsatz kommen. Es resultiert ein schnelles, auf den ersten Blick vielleicht eindrucksvolles Reinigungsergebnis, gleichzeitig aber auch eine Schädigung der Zähne durch zu hohen Substanzabtrag und eine Aufrauhung der Oberfläche, unter Umständen zusätzlich eine Verletzung des Zahnfleisches.
Nach der Reinigung werden die Zahnoberflächen mit fluoridhaltigen Lacken oder Gels zur Härtung des Zahnschmelzes und Verringerung von Zahnüberempfindlichkeiten bestrichen. Die Zungenreinigung zur Reduzierung der gerade in den Zungengrübchen und -falten zahlreich vorkommenden Bakterien ist ein weiterer wichtiger Bestandteil, auch um einen frischen Geschmack und Atem zu erzielen.
Die Sitzung endet mit der abschließenden Kontrolle durch den Zahnarzt/ die Zahnärztin sowie mit der Besprechung der vielleicht noch offenen Fragen seitens des Patienten und der Planung und Terminvergabe für die weitere Prävention.
Aus der kurzen Zusammenstellung wird deutlich:
Das Behandlungsziel heißt immer: ein schönes, ästhetisches Ergebnis mit makellos sauberen Zähnen und darüber hinaus ein effektiver Beitrag zum langfristigen, lebenslangen Zahnerhalt.
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