Team jameda
EMDR ist eine relativ neue Methode, die in der Psychotherapie immer häufiger eingesetzt wird. Viele sehen sie als reine Traumatherapie-Methode an. Es gibt aber immer mehr Therapeuten, die EMDR breiter einsetzen. Sie nutzen das Verfahren auch zum Lösen emotionaler ‘Knoten’ im Allgemeinen, bei Ängsten und Suchtdruck, aber auch beim Coaching und bei Essstörungen. Wie funktioniert EMDR?
Bei posttraumatischen Störungen tragen die gesetzlichen Versicherungen die Kosten für die EMDR-Therapie, denn die Methode hat sich bewährt. Sie wurde vielfach wissenschaftlich untersucht und in ihrer Wirksamkeit bestätigt. Deshalb hat sie der ‘wissenschaftliche Beirat Psychotherapie’ anerkannt.
EMDR nutzt körpereigene Selbstheilungsprozesse und ist dadurch reiner Gesprächstherapie und sogar Hypnose überlegen.
Dieses neue Verfahren wird nur langsam in der Öffentlichkeit bekannter. Das ist bedauerlich, denn EMDR ist eine wirklich effektive und sanfte Methode, um belastende Erinnerungen und Gefühle abzubauen.
Schwierige Erfahrungen, die wir als Kind erlebt haben, haben wir manchmal völlig verdrängt. Oder wir bagatellisieren sie - es war ja alles gar nicht so schlimm. Da Kinder noch nicht die gleichen Ressourcen zur Verfügung haben wie Erwachsene, können sie Situationen als bedrohlich erleben, die Erwachsene nur ‘schwierig’ finden würden. Die Folgen dieser ‘unverdauten’ Erfahrungen tragen häufig zu ‘unverständlichen’ Reaktionen im Erwachsenenalter bei.
Man kann sich das bildhaft so vorstellen: Es ist, als ob dieses alte Material irgendwo im Gehirn gespeichert ist und viele Reaktionen beeinflusst. Aber es ist nicht zugänglich für das Bewusstsein und für weitere Verarbeitung. Es wird nur immer wieder durch neue Auslöser aktiviert und führt zur heutigen Symptomatik.
EMDR bringt den natürlichen Selbstheilungsprozess wieder in Gang und löst den Stress. Das Verfahren bewirkt eine psychische Neuverarbeitung von Erinnerungen, häufig ohne Zutun des Bewusstseins. Auch bei Phobien und Panik mit ihren starken körperlichen Komponenten kann EMDR helfen. Ebenso können psychosomatische Leiden in Richtung Bewusstwerdung und Heilung beeinflusst werden. EMDR nutzt anscheinend körpereigene Mechanismen der Informationsverarbeitung und Heilung.
EMDR wurde um 1990 durch Francine Shapiro, eine amerikanische Psychotherapeutin, entdeckt, ausgearbeitet und an traumatisierten Patienten erprobt. Heute wird die Methode in vielen Praxen und Kliniken weltweit in der Traumabearbeitung eingesetzt. Es ist die Methode der Psychotherapie, die am häufigsten überprüft und ausgewertet wurde.
Der Patient konzentriert sich auf eine belastende Erfahrung, während gleichzeitig Augenbewegungen stimuliert werden. Dadurch wird das Gehirn angeregt, diese Erfahrung neu zu verarbeiten und im Bewusstsein der Bewältigungsmöglichkeiten des Erwachsenen neu zu interpretieren. Durch bildgebende Verfahren wie PET weiß man, dass dadurch die Hirnströme verändert werden. EMDR besteht aber nicht nur aus den Augenbewegungen.
Eine weitere wichtige Zutat ist es auch, die schwierigen Erlebnisse zu erkunden, z.B. was man über sich selbst in der Situation denkt und wie sich das im Körper anfühlt. Denn meist sind das prägende einschränkende Reaktionsmuster. Ebenfalls sehr wichtig ist die Zukunftsvision. Im weiteren Ablauf wird schon einmal erkundet, wo es hingehen soll, welche neue Einstellung die alte ablösen soll - ein wichtiger Schritt in allen Therapieformen.
Sie können sich selbst vom Zusammenhang zwischen Augenbewegungen und Gehirnaktivitäten überzeugen, indem Sie folgende Übung ausprobieren: Erinnern Sie sich daran, was Sie gestern Mittag gegessen haben. Ihre Augen wandern dabei normalerweise (bei Rechtshändern) nach links. Wenn Sie dann versuchen, sich Ihr Traumhaus vorzustellen, werden die Augen wahrscheinlich nach rechts wandern, weil diese Richtung mit dem ‘Erfinden’ zu tun hat.
Anscheinend stimuliert also die Links-Rechts-Bewegung beim EMDR eine neue Lösungsfindung für alte problematische Erinnerungen. Anders gesagt werden alte einschränkende Glaubenssätze und körperliche Stressreaktionen neu bearbeitet, verändert und an die aktuellen Ressourcen angepasst. Etwas Ähnliches geschieht wahrscheinlich im Traum, im REM-Schlaf, in dem Erlebtes ebenfalls verarbeitet wird. Auch hier gibt es diese schnellen Augenbewegungen.
Statt der Augenbewegungen können auch akustische oder taktile Reize verwendet werden, z.B. falls Augenerkrankungen vorliegen. Anscheinend ist es der Rhythmus der Stimulation, der dem Gehirn hilft, ins Gleichgewicht zu kommen.
In abgeschwächter Form kann man die positive Wirkung nämlich auch beim Gehen, Trommeln oder Tanzen erleben. Viele Menschen erleben dabei Entlastung und positive Stimulation, z.B. kommt man dabei manchmal auf kreative Ideen.
Es wäre sehr wünschenswert, dass EMDR noch sehr viel bekannter wird, um Menschen von behindernden Reaktionen und Verhaltensmustern zu befreien. Viele Leiden und Störungen im seelischen, zwischenmenschlichen und körperlichen Bereich könnten dadurch positiv beeinflusst werden.
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