Artikel 17/12/2017

Wenn die Speicheldrüsen weh tun: Entzündungen, Steine und Zysten im Mund richtig behandeln

Team jameda
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Haben Sie Schwellungen und Schmerzen im Mund? Das könnte eine Speicheldrüsenerkrankung sein. Lesen Sie hier, welche Speicheldrüsenerkrankungen es gibt, wie sie entstehen und wie sie erkannt und behandelt werden.

Die Mundspeicheldrüsen und ihre Funktionen

Die Mundspeicheldrüsen produzieren täglich 0,5 bis 1,5 Liter Speichel, der die Mundschleimhaut und die Zähne gegen Bakterien schützt, uns beim Sprechen und Schlucken hilft und den Verdauungsprozess beim Essen eröffnet.

Jeder Mensch hat mehrere Mundspeicheldrüsen:

  • das Ohrspeicheldrüsenpaar, das zwischen Ohr und Wange liegt
  • das Unterkieferspeicheldrüsenpaar unter dem Unterkiefer (Glandula submandibularis)
  • das Unterzungenspeicheldrüsenpaar
  • mehrere kleine Speicheldrüsen in den Lippen, im Gaumen und in den Wangen

Die größeren Speicheldrüsen gibt es jeweils auf der rechten und auf der linken Seite.

Definitionen der ,Sialo‘‘-Erkrankungen

Speicheldrüsen erkranken meistens an Entzündungen, die Sialoadenitiden genannt werden. In Zusammenhang mit einer Sialoadenitis können sich Zysten, also kleine Blasen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind, oder Abszesse bilden. Abszesse sind Eiteransammlungen.

Darüber hinaus können Speichelsteine entstehen, die die Ausführungsgänge der Speicheldrüsen blockieren. Dann sprechen Experten von einer Sialolithiasis.

Auch gutartige oder bösartige Tumoren können sich aus dem Speicheldrüsengewebe bilden. Die gutartigen Tumoren der Speicheldrüsen werden Adenome genannt, die bösartigen sind die Adenokarzinome.

Eine weitere Erkrankung der Speicheldrüsen ist die Sialoadenose, die nicht durch eine Entzündung oder einen Tumor entsteht, sondern wenn sich das Drüsengewebe verdickt.

Ursachen: von Mumps bis Sjögren

Ursachen der Entzündungen der Speicheldrüsen:

  • Viren, wie zum Beispiel Mumps-Auslöser oder Bakterien, wie Staphylokokken oder Streptokokken
  • Erkrankungen des Abwehrsystems, wie zum Beispiel bei Patienten mit AIDS oder dem Sjögren-Syndrom, bei dem alle Drüsen des Körpers, inklusive Speicheldrüsen, durch Abwehrsubstanzen langsam zerstört werden.

Ursachen der Speichelsteine:

  • Nicht ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Austrocknung des Körpers
  • Stoffwechselerkrankungen, wie zum Beispiel Gicht oder die Zuckerkrankheit
  • Ursachen, die die Speichelproduktion vermindern, wie Angst- und Stresszustände oder bestimmte Medikamente, wie zum Beispiel Antidepressiva, Antihistaminika gegen Allergien, Beruhigungsmittel, Diuretika, Neuroleptika gegen psychische Störungen und Methyldopa gegen Bluthochdruck

Ursachen für Sialoadenose:

  • Hormonstörungen, wie zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen
  • Medikamente, wie zum Beispiel das Isoproterenol, das für Herz- und Gefäßerkrankungen eingesetzt wird

Die genaue Ursache der Krebserkrankungen der Speicheldrüsen ist ungeklärt, da sie meistens spontan und ohne familiäre Vorbelastung auftreten. Allerdings ist das Risiko für Speicheldrüsenkrebs nach einer Strahlentherapie im Kopf oder Halsbereich erhöht**.
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Symptome: Schwellung, Schmerzen und Mundtrockenheit

Bei Entzündungen der Speicheldrüsen sind die Drüsen im Mund gereizt, geschwollen und schmerzen. Auch die Haut über der betroffenen Drüse ist gerötet und berührungsempfindlich. Manchmal bildet sich eine Eiteransammlung. Auch Fieber tritt oft auf.

Speichelsteine äußern sich mit einer Schwellung, die meistens beim Essen schmerzt oder brennt, weil sich der Speichelfluss automatisch anregt, insbesondere wenn etwas Saures gegessen wird. Wenn der Speichelgang von einem Stein blockiert ist, findet der Speichel keinen Ausweg in den Mund und die Drüse schwillt an und schmerzt.

Eine Speicheldrüse, die von Steinen verstopft ist, ist im Speichelabfluss behindert, was den Mund zusätzlich austrocknet und Karies sowie Schwierigkeiten beim Schmecken, Kauen, Tragen von Zahnprothesen, Sprechen und Schlucken verursacht.

Die Speichelproduktion vermindert sich auch, wenn die Ursache der Erkrankung auf Medikamente, Erkrankungen des Abwehrsystems, Hormonstörungen und Stoffwechselerkrankungen zurückzuführen ist.

Tumoren der Speicheldrüsen äußern sich mit etwas härteren Schwellungen, mit oder ohne Schmerzen sowie vermindertem Speichelfluss und Mundtrockenheit, Missempfindungen und einseitiger Lähmung der Gesichtsmuskulatur.

Die meisten Tumoren befallen die Ohrspeicheldrüsen. Von allen Tumoren der Speicheldrüsen sind etwa 80 Prozent gutartig, wobei sich 5 Prozent davon in bösartige Tumoren entwickeln können, wenn sie nicht rechtzeitig entfernt werden.

Diagnose: Speichelflussmessung und Sialographie

Nachdem der Arzt die geschwollene Drüse getastet hat, sind folgende Untersuchungen hilfreich:

  • Messung des Speichelflusses
  • Sialographie

Die Sialographie ist eine Röntgenuntersuchung. Weil die Speicheldrüsen auf einem Röntgenbild normalerweise nicht zu erkennen sind, wird zuvor ein spezieller Farbstoff in die Speicheldrüsen gespritzt, damit sie sichtbar werden.

Damit der Speichelfluss gemessen werden kann, regt der Betroffene den Speichelfluss an, indem er ein Stück Paraffin kaut. Der produzierte Speichel wird 5 Minuten lang in einem kalibrierten Gefäß aufgefangen.

Speichelfließraten beim Erwachsenen:

Normal

≥ 1 ml pro Minute

Niedrig

< 0,7 ml pro Minute

Sehr niedrig

< 0,1 ml pro Minute

Weitere Untersuchungen sind:

  • Untersuchung einer Gewebeprobe der erkrankten Speicheldrüse
  • Computertomographie
  • Ultraschalluntersuchung

Darüber hinaus gibt es die Speicheldrüsenendoskopie, die die Diagnose mit der Therapie kombiniert. Die Methode erlaubt es, die Ursache einer Drüsenschwellung abzuklären und direkt im Anschluss einen therapeutischen Eingriff durchzuführen, während regelmäßige Cortison-Spülungen gemacht werden.

Behandlung: Therapie der Ursache und OP

Ein wichtiges Ziel der Behandlung ist es, die Ursachen zu bekämpfen. Abwehrsysteme und Stoffwechselerkrankungen müssen medikamentös kontrolliert werden. Stecken Bakterien dahinter, ist eine Antibiotikatherapie notwendig. Wenn Medikamente für die niedrige Speichelproduktion verantwortlich sind, müssen sie ersetzt werden.

Darüber hinaus kann der Arzt Schmerzmittel verabreichen oder Medikamente, die die Speichelproduktion erhöhen, wie zum Beispiel Cevimelin oder Pilocarpin verschreiben.

Speichelsteine oder Tumoren werden operativ entfernt, wobei Eiteransammlungen vom Arzt geöffnet werden.

Hausmittel und Selbsthilfe

Wenn Sie unter einer Speicheldrüsenerkrankung leiden, können Sie sich mit folgenden Maßnahmen helfen:

  • Trinken Sie viel Wasser.
  • Sie können den Speichelfluss anregen, indem Sie Zitronensaft trinken, Kaugummis kauen oder Lutschtabletten benutzen.
  • Legen Sie warme Kompressen auf die entzündeten Speicheldrüsen.
  • Massieren Sie die geschwollenen Speicheldrüsen.
  • Sie haben jetzt ein erhöhtes Kariesrisiko, daher ist intensive Zahnpflege wichtig.

Aus der Homöopathie sind keine Mittel speziell gegen Speicheldrüsenerkrankungen bekannt. Bei bakteriellen Speicheldrüsenentzündungen werden daher Mittel zur Behandlung des Mumps genutzt, wie zum Beispiel Bleiazetat oder Quecksilbermitratgemisch. Die Wirksamkeit der homöopathischen Mittel ist allerdings nicht wissenschaftlich nachgewiesen.

Fazit

Mundspeicheldrüsenerkrankungen sind selten, können aber jeden in Mitleidenschaft ziehen. Ob Entzündungen mit oder ohne Speichelsteine oder Tumoren der Speicheldrüsen, oft leiden die Betroffenen unter einer schmerzhaften Schwellung und Mundtrockenheit. Die Ursachen der Mundspeicheldrüsenerkrankungen sind unterschiedlich und müssen vom Arzt geklärt werden, damit er die richtige Therapie einsetzten kann.

Links

Deutscher Hausärzteverband
Berufsverband der Deutschen Hals-Nasen-Ohrenärzte
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie
Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Quellen

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