Team jameda
Schmerzen beim Wasserlassen, Bauchweh und Fieber können Anzeichen einer Nierenentzündung sein. Erfahren Sie alles über Symptome, Ursachen und Therapiemöglichkeiten!
Der Begriff Nephritis fasst entzündliche Erkrankungen der Niere zusammen. Bei einer Pyelonephritis ist das Nierenbecken betroffen, eine Glomerulonephritis bezeichnet die Entzündung der Nierengefäßknäule und bei einer interstitiellen Nephritis hat sich das Nierenzwischengewebe entzündet. Alle Erkrankungen können akut oder chronisch verlaufen.
Im Nierenbecken sammelt sich der Harn, den die Niere über ihr Röhrensystem aus dem Blut herausfiltert. Vom Nierenbecken fließt der Urin durch die Harnleiter in die Harnblase. Eine Entzündung wird meist durch Bakterien hervorgerufen, die entweder über den Harnleiter nach oben gewandert oder seltener über das Blut in das Nierenbecken gelangt sind.
Zu den häufigsten bakteriellen Auslösern gehört Escherichia coli, die im Darm leben und über eine Schmierinfektion in die Harnröhre gelangen. Davon sind Frauen öfter betroffen als Männer, da sie eine kürzere Harnröhre haben.
Weitere begünstigende Faktoren für eine Nierenbeckenentzündung sind:
Symptome: Schmerzen, Fieber & kleinere Harnmenge
Tritt eine Nierenbeckenentzündung plötzlich und akut auf, leiden Betroffene unter Flankenschmerzen und Schmerzen beim Wasserlassen. Die Harnmenge ist vermindert. Zusätzlich treten Fieber, Schüttelfrost, starkes Unwohlsein mit Übelkeit und Blut im Urin auf.
Eine chronische Nierenbeckenentzündung verläuft schleichend und schubweise, sie ruft unspezifische Symptome hervor, zum Beispiel:
Die Gefäßknäule der Niere (Glomeruli) sind Bestandteil der Nierenkörperchen. Diese wiederum bilden zusammen mit den Nierenröhrchen die kleinsten Funktionseinheiten der Nieren, die Nephrone. Die Glomeruli sind maßgeblich an der Filtration des Blutes beteiligt, ihre Kapillarwände lassen Abfall- und Abbauprodukte aus dem Blut in den Harn übertreten.
Eine Entzündung der Gefäßknäulchen wird durch immunologische Prozesse hervorgerufen, bei denen sich Antikörper oder Komplexe aus Antikörpern und Antigenen in den feinen Gefäßen ablagern und Entzündungsreaktionen hervorrufen. Das kann z. B. nach einer Infektion mit beta-hämolysierenden Streptokokken passieren, die häufig Auslöser für eine bakterielle Mandelentzündung sind.
Symptome: Schmerzen, Blut im Urin und Wassereinlagerungen
Symptome einer Glomerulonephritis sind Fieber, Bauch- und Kopfschmerzen. Es treten Wassereinlagerungen vor allem an den Augenlidern und Unterschenkeln auf, der Blutdruck ist erhöht und im Urin ist Blut zu sehen. Bei schnell fortschreitenden Verläufen kommt es zu Nierenschwäche, Wassereinlagerungen in Lunge und Gehirn sowie Krampfanfällen.
Eine Entzündung des Nierenzwischengewebes kann durch folgende Faktoren hervorgerufen werden:
Im Nierengewebe sammelt sich dabei entzündliches Gewebswasser, auch kann es zu knötchenförmigen Gewebeneubildungen (Granulomen) kommen. Bei chronischen Verläufen werden das Röhrensystem und die Gefäßknäulchen der Niere zunehmend geschädigt.
Symptome: Fieber, Ausschlag, Schmerzen
Eine interstitielle Nephritis kann ohne Krankheitszeichen bleiben, aber auch Symptome wie Fieber, Ausschlag, Flanken- Gelenkschmerzen hervorbringen.
Das Versagen einzelner Nierenbereiche oder der gesamten Niere ist möglich, die Harnmenge ist vermindert, der Urin ist dunkel und fühlt sich manchmal heiß an. Es kommt zu Wassereinlagerungen, z. B. in den Beinen oder der Lunge. Betroffene werden kurzatmig und leiden unter Luftnot.
Zur Beurteilung der Nierenfunktion werden Blutserum und Harn auf bestimmte Parameter untersucht. Auf eine Störung der Niere weisen Stoffe im Urin hin, die normalerweise nicht über den Harn ausgeschieden werden. Dazu gehören die Eiweißstoffe Albumin und Cystatin C, Leukozyten, Erythrozyten, Nitrit und Bakterien.
Auch im Blutserum dienen bestimmte Substanzen als Marker für eine veränderte Tätigkeit der Niere. So zeigen erhöhte Konzentrationen von Kreatinin, Harnstoff, Chlorid, Kalium und Phosphat sowie ein niedriger Spiegel an Natrium an, dass die Arbeit der Niere eingeschränkt ist. Ein gängiger Wert für die Filterleistung der Niere ist die Kreatinin-Clearance. Er wird aus den Kreatininkonzentrationen in Blutserum und 24-Stunden-Sammelurin berechnet.
Abhängig von Alter, Geschlecht und Körperoberfläche ergeben sich spezielle Normbereiche für die Filterleistung der Niere. Auch der Antikörper-Titer im Blut wird untersucht, um die Ursache für die Nierenentzündung festzustellen. So zeigt Antistreptolysin eine Infektion mit betahämolysierenden Streptokokken an, Anti-Neutrophilen-Zytoplasma-Antikörper (ANCA) sind ein Hinweis auf nierenschädigende Autoimmunerkrankungen.
Typisch für Entzündungen im Nierenbereich sind Druck- und Klopfschmerzen, die der Patient spürt, wenn der Arzt die Flanken abtastet und abklopft. Im Ultraschallbild sind entzündete Nieren groß und geschwollen zu sehen.
Zur weiteren Diagnosestellung gehört eine Blutdruckmessung: Sie liefert erhöhte Werte, wenn die Nierenfunktion stark eingeschränkt ist. Von der Niere nicht ausgeschiedenes Wasser sammelt sich im Gewebe an, es tritt als Ödem in den Beinen oder im Gesicht, in schweren Fällen auch in der Lunge auf. Eine Wasserlunge kann der Arzt durch Abhören und mittels Röntgen feststellen.
Akute Nierenentzündungen müssen behandelt werden, auch um chronische Verläufe abzuwenden. Ist Nierengewebe erst einmal unwiderruflich zerstört, kann eine chronische Nierenschwäche zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen. Zum Beispiel:
Zunächst müssen Grunderkrankungen wie Nierensteine, Gicht, Diabetes und Prostataerkrankungen therapiert und schädigende Faktoren wie Medikamentenmissbrauch und andere Gifte ausgeschaltet werden. Patienten mit akuter Nierenbeckenentzündung brauchen Bettruhe, sie dürfen sich körperlich nicht anstrengen.
Eine bakterielle Infektion wird mit Antibiotika über 7-14 Tage behandelt, bei Bedarf sind Schmerzmittel und entkrampfende Arzneien angezeigt.
Die tägliche Trinkmenge sollte 2-3 Liter betragen, um die Nieren gut durchzuspülen. Zusätzlich regen Tees mit Birkenblättern, Schachtelhalmkraut, Brennnessel- und Ortosiphonblättern die Harnbildung an. Die Homöopathie bietet an Einzelmitteln außerdem Solidago und Berberis.
Man verzichtet auf gesalzene und scharf gewürzte Speisen sowie Alkohol. Wärmende Auflagen in der Nierengegend, z. B. Wickel, Wärmflasche oder Heizkissen, wirken durchblutungsfördernd und entkrampfend. Bei Autoimmunprozessen, wie sie z. B. bei einer Glomerulonephritis vorliegen, wird auch Kortison verabreicht, Immunsuppressiva und Zytostatika kommen ebenfalls zum Einsatz.
Ödeme und Bluthochdruck können Folgen einer Niereneinschränkung sein und werden therapiert, um Herz und Gefäße zu entlasten. Zur Ausschwemmung von Wassereinlagerungen werden Diuretika eingesetzt. Gleichzeitig schränkt der Patient seinen Salzkonsum deutlich auf 4-5g/Tag ein, die tägliche Trinkmenge sollte 1,5 Liter nicht überschreiten. Lässt sich ein erhöhter Blutdruck nicht alleine durch Diuretika senken, werden weitere Antihypertonika eingesetzt.
Scheidet die Niere zu viel Eiweiß aus, sollte der Patient auf eine proteinreiche Nahrung achten. Grundsätzlich lassen Patienten mit chronischen Niereneinschränkungen ihre Nierenfunktion regelmäßig beim Arzt überprüfen, um Medikation und Ernährungsweise gegebenenfalls anzupassen.
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Klinische Nephrologie
Gesellschaft für Nephrologie
Bundesverband Niere
Deutsche Nierenstiftung
Verband der Nierenpatienten der Schweiz
www.urologenportal.de - Website des Berufsverbands der Deutschen Urologen und der Deutschen Gesellschaft für Urologie
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