Team jameda
Scheidenentzündungen können zu Juckreiz, Schwellungen oder Schmerzen führen. Erfahren Sie, welche Symptome es sonst noch gibt, welche Ursachen dahinter stecken und welche Behandlungen helfen.
Bei einer Scheidenentzündung (Vaginitis) ist die Vaginalschleimhaut betroffen, als Vulvitis wird dagegen die Entzündung der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane bezeichnet. Oftmals treten beide Erkrankungen zusammen auf (Vulvovaginitis).
‘Vulva’ bezeichnet die äußeren Geschlechtsorgane der Frau mit Venushügel, Klitoris, Schamlippen und Scheidenvorhof. An den Vorhof, den Bereich zwischen den kleinen Schamlippen, schließt sich die Vagina an. Sie verbindet als schleimhautbedecktes Hohlorgan den Scheideneingang mit der Gebärmutter und öffnet sich als Muttermund in den Gebärmutterhals.
Bestimmend für eine gesunde Scheidenflora einer gebärfähigen Frau sind die Döderlein-Bakterien. Sie sind nach ihrem Entdecker benannt, dem Frauenarzt Albert Döderlein (1860-1941), und bestehen aus verschiedenen milchsäurebildenden Bakterienarten.
Sie schaffen durch die Umwandlung von Glykogen zu Milchsäure ein saures Milieu, das krankmachende Keime abhält. Zum anderen produzieren einige Lactobacillenarten H2O2, das fremde Bakterien und Viren abtötet. Auch Stickstoffmonoxid, das im sauren Milieu gebildet und von Makrophagen sowie Zellen der Vaginalschleimhaut abgegeben wird, wirkt antimikrobiell. Zwar sind in einer gesunden Vaginalflora potenziell krankmachende Keime zu finden, sie werden jedoch durch die Schutzmechanismen in Schach gehalten.
Entzündungen der Vulva und Vagina können z. B. durch mechanische Reizung, hormonell bedingte Scheidentrockenheit sowie durch Fehlbesiedelung oder Infektion mit Bakterien, Pilzen oder Viren hervorgerufen werden.
Hautreizend im Intimbereich sind z. B. enge Kleidung, Stringunterwäsche sowie Einlagen und Slips aus Synthetik. Nimmt in den Wechseljahren der Östrogenspiegel ab, wird die Scheide trocken, was zu Reizungen und Schleimhautentzündungen führt. Fremde Erreger können sich dann ausbreiten, wenn die schützende Vaginalflora aus dem Gleichgewicht gerät.
Störend auf die bakterielle Flora wirken z. B. Antibiotika und die Antibabypille, übertriebene oder mangelnde Intimhygiene, Grunderkrankungen wie Diabetes, wiederkehrende Blasenentzündungen und Stress. Auch wiederholtes Kratzen im Intimbereich bei Wurmbefall kann zu Entzündungen der Vulva führen.
Beim Geschlechtsverkehr wird einerseits der pH-Wert durch das alkalische Sperma kurzzeitig erhöht, andererseits können Keime übertragen werden, die normalerweise nicht in der Bakterienflora zu finden sind. Erkrankungen wie eine Infektion mit HPV, Genitalherpes, Syphilis und Gonorrhoe verursachen hier u. a. lokale Symptome wie Entzündungen.
Lokale Reizungen können zunächst durch Schonung, beruhigende Pflege und aufbauende Vaginalpräparate selbst behandelt werden, auch gegen Pilzinfektionen und einfache bakterielle Vaginose gibt es in der Apotheke Medikamente für die Selbstbehandlung. Hausmittel wie in Joghurt
getränkte Tampons sind nicht wirkungsvoll. Sind die Symptome nach drei Tagen nicht verschwunden, kommen sie immer wieder oder treten starke Schmerzen und Schleimhautveränderungen auf, geht man zum Frauenarzt. In der Regel gehen ernsthafte Infektionen nicht von alleine weg.
Schwangere sollten alle Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen und Irritationen an Vulva und Vagina mit dem Arzt besprechen. Die rechtzeitige Behandlung mit in der Schwangerschaft geeigneten Mitteln verhindert Komplikationen wie Frühgeburten und die Übertragung von Keimen auf das Kind während der Geburt.
Bakterielle Vaginose: Fremde Bakterien in der Vagina
Die bakterielle Vaginose beschreibt eine leichte Fehlbesiedelung der Vagina mit fremden anaeroben Bakterien. Durch eine vorausgehende Störung der bakteriellen Flora (vaginale Dysbiose) können sich Bakterien wie Gardnerella vaginalis, E. coli, Klebsiellen und B-Streptokokken ausbreiten. Sie verursachen einen nassen grau-weißlichen Ausfluss, der intensiv nach fauligem Fisch riecht. Juckreiz und Rötung treten in der Regel nicht auf. Für die Diagnose bestimmt der Arzt den pH-Wert, der bei einer bakteriellen Vaginose über 4,5 liegt.
Unter dem Mikroskop erkennt der Arzt im Abstrich Schleimhautzellen, die mit Bakterien übersät sind. Liegt eine hohe Anzahl von Keimen vor, spricht man von einer Aminkolpitis. Behandelt werden bakterielle Vaginose und Aminkolpitis mit einem Antibiotikum, Mittel der Wahl ist Metronidazol, das oral eingenommen oder vaginal als Zäpfchen und Creme appliziert werden kann. Daneben sind auch Clindamycin, Nifurantel und Dequaliniumchlorid wirksam.
Kehren bakterielle Vaginosen immer wieder, hat sich ein sehr widerstandsfähiger Biofilm gebildet, der die Bakterien vor dem Zugriff der Antibiotika schützt. Als Mittel gegen diesen Bioflim gelten bisher lediglich erneute antibiotische Behandlung und ein Wiederaufbau der Vaginalflora mit milchsäure- und H2O2-bildenden Laktobazillen.
Liegt eine Infektion mit Bakterien vor, die Sauerstoff zur Vermehrung benötigen wie z. B. B-Streptokokken, spricht man von einer aeroben Vaginose. Der Ausfluss ist dabei grün-gelblich, riecht jedoch nicht fischig.
Betroffene Frauen haben Schmerzen in der Vagina und beim Geschlechtsverkehr. Der Arzt stellt einen erhöhten pH-Wert fest und kann im Abstrich einen Bakterienrasen erkennen. Zur Behandlung werden Antibiotika, Antiseptika und entzündungshemmendem Kortison eingesetzt, auch Östrogene und Lactobacillen können zur Stärkung der Vaginalschleimhaut angewandt werden.
Chlamydien-Infektionen können zu Unfruchtbarkeit führen
Das Bakterium Chlamydia trachomatis in Form seiner Serotypen D bis K löst eine Infektion im Genitalbereich, die Chlamydiose, aus. Oft verläuft die Erkrankung symptomlos, andernfalls treten eitriger schleimiger Ausfluss, Brennen beim Wasserlassen, Unterleibsschmerzen oder Blutungsstörungen auf.
Zur Therapie werden orale Antibiotika eingesetzt, z. B. Doxycyclin, Amoxicillin und Erythromycin. Da eine unbehandelte Chlamydiose aufsteigen und durch Befall der Eileiter zu Unfruchtbarkeit führen kann, sollte bei Symptomen konsequent therapiert werden. Für junge Frauen unter 25 Jahren und für Schwangere gibt es routinemäßige Kontrolluntersuchungen. Der Sexualpartner sollte sich auch untersuchen und behandeln lassen, um eine gegenseitige Wiederansteckung zu vermeiden.
Eine Pilzinfektion der Scheide ist auf Pilze der Gattung Candida zurückzuführen, in den meisten Fällen auf die Art Candida albicans. Etwa Dreiviertel aller Menschen haben diesen Pilz, z. B. im Rachen-, Genital- und Darmbereich, ohne dass Krankheitssymptome auftreten. Erst wenn die Immunabwehr eingeschränkt ist, kann sich der Pilz stark vermehren.
Zeichen einer Vaginalpilzinfektion sind Juckreiz, Rötungen und Schwellungen an Vulva und Vagina und ein weißlicher geruchloser Ausfluss. Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind ebenfalls möglich.
Ein Scheidenpilz kann mit antimykotischen Medikamenten aus der Apotheke zunächst über ein bis drei Tage selbst behandelt werden. Die Zäpfchen und Cremes enthalten beispielsweise Clotrimazol oder Nystatin. Sind die Symptome danach immer noch nicht abgeklungen, sollte der Arzt aufgesucht werden.
Immer wiederkehrende Pilzinfektionen können mit oralen Antimykotika gegebenenfalls über Monate behandelt werden. Lokal sind milchsäure- und lactobacillenhaltige Präparate zum Wiederaufbau anzuwenden.
Genitalherpes: Übertragung beim Geschlechtsverkehr
Die Infektion mit Herpesviren im Genitalbereich führt ebenfalls zu einer Entzündung an Scheide und Schamlippen. Vorwiegend wird Genitalherpes durch den Herpes simplex Virus vom Typ 2 ausgelöst, seltener durch den für Lippenherpes verantwortliche Typ 1.
Die Viren werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Sie besiedeln vor allem Schleimhäute und Übergänge von Haut zu Schleimhaut. Ihre Vermehrung zerstört die obersten Hautzellen, schließlich entsteht eine Entzündung mit Juckreiz, Rötung und flüssigkeitsgefüllten Bläschen.
Der Ausschlag kann schmerzen, auch Allgemeinsymptome wie geschwollene Lymphknoten, erhöhte Temperatur und Fieber sind möglich. Der Arzt erkennt einen Genitalherpes anhand der Hautveränderung und verordnet orale Virusstatika wie Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir.
Vaginitis senilis: Scheidenentzündung in den Wechseljahren
Als Vaginitis senilis wird eine Entzündung der Scheide im Zuge der Wechseljahre bezeichnet. Der sinkende Östrogenspiegel verringert die Durchblutung und Befeuchtung der Vaginalschleimhaut sowie die Neubildung von Schleimhautzellen. Die dünne Schleimhaut wird trocken, Juckreiz und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr treten auf und blutiger Ausfluss ist möglich.
Durch die reduzierte Vaginalflora treten v. a. bakterielle Infektionen leichter auf. Neben befeuchtenden Vaginalcremes helfen östrogenhaltige Zäpfchen und Salben, die lokal in die Scheide appliziert werden.
Bartholinitis – eine Drüsenentzündung
Die Bartholin-Drüsen liegen paarig im Gewebe des Scheidenvorhofs, sie münden im Bereich der hinteren Schamlippen nahe des Scheideneingangs. Auslöser der Entzündung sind meist Bakterien wie E. coli, Streptokokken und Staphylokokken. Entstehender Eiter sammelt sich im Drüsengang. Schwellung, Rötung und Schmerzen entwickeln sich. Selten bildet sich auch ein Abszess, bei dem sich Eiter in neu gebildeten Hohlräumen staut.
Da das Bartholin-Sekret nicht abfließen kann, bildet sich eine Zyste (Bartholin-Zyste). Eine beginnende Bartholinitis kann mit desinfizierenden Sitzbädern behandelt werden, bei Fortschreiten werden entzündungshemmende und schmerzstillende Mitteln eingesetzt. Ein Abszess wird geöffnet und gesäubert und die Wundränder werden so vernäht, dass das Abszessinnere austrocknen kann. Störende wiederkehrende Zysten können durch eine Operation entfernt werden.
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
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