Team jameda
Stress kann in verschiedensten Facetten auftreten und sich körperlich, seelisch und mental bemerkbar machen. Zumindest vorübergehend haben wir schon sämtliche dieser drei Varianten erlebt. Bei anhaltendem Stress treten nahezu immer gesundheitliche Probleme auf. So weiß man heute, dass Stress in unserer Zivilisation eine der Hauptursachen für viele Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen darstellt.
Stress ist keine Krankheit, sondern ein Zustand. Eigentlich ist er ein Ausnahmezustand, der immer wieder neu entsteht. Manchmal vorübergehend, ein anderes Mal anhaltend, aber stets mit vielfältigen Auswirkungen.
Bei Stress
Sofern Stress nur kurz auftritt, muss das nicht unbedingt ein Nachteil sein. Bei Gefahren ist Stress sehr sinnvoll. Ebenso, wenn er ein gewisses Maß nicht überschreitet. Dann ist er sogar hilfreich, da Stress in vielen Fällen den Energiefluss, die Motivation und die Produktivität verbessert.
Hält er jedoch für längere Zeit an oder tritt gar dauerhaft oder unangemessen intensiv auf, können sich kurzfristig blockierende und später sogar zerstörerische Auswirkungen einstellen.
Ein „Blackout“ aufgrund einer Prüfung oder eines Bewerbungsgesprächs ist eine solche vorübergehende Stresserscheinung, die sich für andere fast unsichtbar „im Kopf“ abspielt. Der Gedanke an Flucht, seltener auch Kampf, kommt dem Betroffenen dann sehr bekannt vor.
Es ist ein alter, aber fest verankerter Reflex aus den Ur-Bereichen unseres Stammhirns. Er kann, ähnlich wie bestimmte Schutzreflexe, nicht einfach unterdrückt werden. So können ganz individuelle gedankliche Prozesse - bewusst oder nicht - sowie Gefühle ebenfalls unmittelbaren Stress bewirken, der „objektiv“ in dieser Situation nicht berechtigt ist.
Die stressauslösende Situation wird zunächst mental oder seelisch in Form von Gefühlen wahrgenommen. Erst dann werden physiologische Prozesse in Gang gesetzt. Dabei ist es unerheblich, wie der Stressor allgemein bewertet wird. Entscheidend ist, wie ihn der Mensch erlebt und in der Folge reagiert und verarbeitet. Das Stressgeschehen selbst spielt sich dabei auf drei Ebenen ab und wirkt sich dementsprechend aus:
Angesichts manch privater oder beruflicher Situation, die meist weder Flucht noch Kampf erfordert, wird eine solche Erregung eher unerwünschte Folgen haben. Aber auch unser körperliches und seelisches Gleichgewicht - und damit auch unsere Gesundheit und Lebensqualität - werden sehr stark dadurch bestimmt, wie wir mit herausfordernden Situationen umgehen.
Ein ständig erhöhter Stresspegel hat gravierende Auswirkungen. Wir wissen heute, dass dauerhafter Stress für viele körperliche Krankheiten von Gefäßen, Organen und Körpersystemen wie dem Immunsystem oder dem Hormon- und Nervensystem verantwortlich ist.
Aber der Stress überträgt sich auch auf das persönliche Leben, beeinflusst unser Denken und Fühlen und infolgedessen auch unseren Umgang miteinander. Stress erschwert jegliche Kommunikation. Nicht umsonst wird er mittlerweile als eines der großen Grundübel der Zivilisation bezeichnet.
Nicht jeder reagiert gleich auf Stress. Wir können uns das bewusst machen, indem wir einen Mitmenschen beobachten, der ruhig und sicher eine Situation meistert, die für uns stressig ist. Was den einen also schon beim Gedanken daran innerlich zittern lässt, zum Beispiel ein Vortrag oder ein Gespräch mit dem Chef, regt einen anderen vielleicht überhaupt nicht auf. Natürlich bestehen auch Gemeinsamkeiten, denn alltäglicher, partnerschaftlicher oder beruflicher Stress ist weit verbreitet und betrifft - meistens zum Glück nur vorübergehend - mittlerweile sehr viele Menschen.
In vielen Fällen sind wir auch mitverantwortlich für so manches Stressgeschehen in oder außerhalb von uns, denn Anspannung ist natürlich oftmals Ergebnis unseres eigenen Denkens und Verhaltens. Das bedeutet, dass wir uns unnötigen Stress oft selbst einhandeln. Das macht sich bemerkbar, wenn sich zum Beispiel ein Mangel an Ordnung, Regelmäßigkeit und Ruhepausen im Ernährungsverhalten abzeichnen. Teilweise können auch Schlafdefizite eine zunehmende Anspannung, Schwäche oder Reizbarkeit bewirken.
Hier ist es wichtig, Eigenschaften wie beispielsweise Disziplin stärker zu entwickeln, damit wir dieses Verhalten selbstständig ändern können. Beispielsweise können wir auf manch Unnötiges oder Stressiges bewusst verzichten oder etwa früher schlafen gehen. Morgens ausgeschlafen zu sein und sich wohlzufühlen, sollte keine Ausnahme darstellen. Welches Lebewesen würde denn freiwillig auf Schlaf verzichten, wenn es nicht unbedingt muss?
Allein solch einfache Disziplinierungen können bereits den Unterschied zwischen Gelingen und Scheitern bringen, also zwischen echtem und nur bedingtem Lebenserfolg.
Wenn wir zudem unsere Umgebung stressfreier gestalten wollen, führt uns das ebenfalls zu meist einfachen, aber wirkungsvollen Maßnahmen. Es erfordert nur ein wenig Disziplin.
Genau auf die gleiche Art und Weise, wie man Daten auf einer Computer-Festplatte zu größeren Einheiten zusammenfassen kann, können wir auch uns selbst und unsere Umgebung ordnen.
Jede Sache, jede Information und jede Tätigkeit bekommt ihren Platz. Wir räumen endlich auf und schaffen eine heilvolle Ordnung. Denn alles, was wir nicht brauchen oder verdrängen, beschäftigt uns letztlich doch und raubt uns Zeit, Konzentration und Kapazität für unser eigentliches Leben, das wir durch Stress verpassen.
In uns selbst können wir Ordnung schaffen, indem wir abends vor dem Schlafengehen noch einmal über den Tag nachdenken. Wir beginnen mit dem Morgen und gehen bis zum Tagesende. Hier fragen wir uns, was gut und was weniger angenehm war. Dabei lösen wir uns vom Alltag. In der Folge schlafen wir auch besser. In der Psychologie bezeichnet man das als Psychohygiene. Tatsächlich gilt: Ordnung bedeutet Heil.
Die zweite Form wäre der seelische Stress, auch „innerer“ Stress genannt. Von hier gehen etwa 70 % des Stressgeschehens aus. Er verharrt in vielen Fällen kaum erkannt eher im Unbewussten und wird deswegen oft als verdeckter Stress bezeichnet. Ungeachtet dessen kann die Belastung enorm sein und ebenfalls entsprechende Folgen mit sich bringen.
Ein typisches Beispiel gibt der Mensch, dessen Gefühlswelt unter anhaltendem Druck steht, weil fortwährende heftige Auseinandersetzungen beispielsweise bei Trennungsprozessen stattfinden, die er nicht so einfach verarbeiten kann. Bei einem Erschöpfungssyndrom - dem viel zitierten „Burnout“ - ist fast immer ein solch innerer, anhaltender Stress beteiligt.
Zu den Topgruppen der Stressanfälligen gehören Menschen,
Sie weisen im Jahresdurchschnitt zudem mit die höchsten Stresshormonspiegel auf.
Weitere Gründe für inneren Stress sind soziale oder familiäre Spannungen, Beziehungsprobleme oder beruflichem Mobbing. Sehr aufschlussreich ist, dass zurzeit fast ein Drittel der Europäer von mindestens einer der genannten Ursachen in mindestens mittelgradiger Ausprägung und länger als zwei Monate betroffen ist. Bei der Verifizierung hilft auch ein Blick in die Patientenkartei.
Rein körperliche oder stoffliche Ursachen kann man Stresssymptomen kaum unterstellen, aber es gibt bestimmte, bei Missbrauch stressbegünstigende Alltagsstimulanzien. Dazu gehören Alkohol, Coffein, Zucker oder Nikotin. Letzteres hilft zwar manchmal beim Stressabbau. Längerfristig verschlechtert sich jedoch die Bilanz, da es sich bei Alkohol, Coffein und vor allem beim Nikotin um ein potentes Nervengift handelt, das schlichtweg nicht zum regelmäßigen Gebrauch geeignet ist.
So schwächen sie die Tragfähigkeit des Nervensystems, verringern die psychische Stabilität und begünstigen auf diese Weise wiederum das Aufkommen von Stress. Der verbreitete Gebrauch großer Mengen Zucker kann zudem gerade bei Kindern neben dem ständigen und stark schwankenden Blutzuckerspiegel auch Veränderungen der Stimmung, des Antriebs und der Gefühlslage zur Folge haben. So kann auch hier das Gleichgewicht verlorengehen.
Der Begriff „Resilienz“ bezeichnet unsere psychische und seelische Widerstands- und Selbstheilungskraft. Diese Eigenschaft ist ein Hauptgrund, warum sich Kinder später trotz manch harter Lebenserfahrungen gut entwickeln. Im günstigen Fall können sie sogar daran wachsen. Diese Fähigkeit, die im Wesentlichen trainierbar ist, ist das Immunsystem der Psyche. Es speist sich aber nur zu einem kleinen Teil aus einer robusten psychischen Grundveranlagung.
Wichtiger noch ist ein positives Vorbild der Eltern, das in der Kindheit eine sehr große Rolle spielt. Wenn es den Eltern gelingt, mit Stressoren gut umzugehen und sie ruhig und zuversichtlich zu meistern, geht diese Haltung oft wie von selbst auf die Kinder über.
Der zweite wichtige Punkt ist die Einstellung. Die subjektive Einstellung zu sich selbst und zum Ereignis ist ganz entscheidend für die Frage, ob und in welchem Ausmaß sich Stress entwickelt. Sie bestimmt in vielen Fällen, wie wir eine Situation wahrnehmen und darauf reagieren. Dass sich eine solche Einstellung auch positiv verändern kann, ist leicht zu erkennen: Manche Dinge, die uns noch vor Jahren in negative Aufregung versetzt hatten, sind heute „kein Problem“ mehr.
Es lässt sich nicht immer vermeiden, dass uns etwas doch einmal aus dem Gleichgewicht bringt - und seien es nur wir selbst. Wenn wir anhaltende Disharmonien spüren, ist es wichtig, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Es ist beispielsweise sinnvoll, sich täglich Zeit für eine kurze, aber tiefe Entspannung zu nehmen, um sich von Anspannung lösen zu können. Zudem werden wir widerstandsfähiger gegenüber Schwierigkeiten, womit sich die Stressresistenz erhöht.
Theoretisch kann das durch ein kurzes Nickerchen oder gar einen Mittagsschlaf geschehen. Aber auch, wenn weniger Zeit zur Verfügung steht, lässt sich durch die richtige Anleitung und etwas Übung eine tiefenwirksame Entspannung erzielen. Manchmal gibt es an einer Volkshochschule die Möglichkeit, Entspannungsverfahren zu erlernen. Wichtig dabei ist, dass ein entsprechender Kurs fundiert abläuft.
Bei richtiger Vermittlung und Anwendung kann das zunehmende Gleichgewicht von Anspannung und Entspannung dann immer mehr einen Regenerationsprozess anstoßen. Er kann sowohl die nervliche Funktion als auch die innere Ausgeglichenheit deutlich harmonisieren und stabilisieren.
Oft ist dann zu beobachten, dass sich angst- und stressbedingte Symptome wie Schlafstörungen, Magen- und Darmprobleme, Störungen von Organfunktionen und vieles mehr nach und nach wesentlich verbessern oder ganz verschwinden.
Auch körperlich lässt sich etwas zur Vorbeugung gegen Stress tun. So etwas wie „Nervennahrung“ gibt es möglicherweise tatsächlich, wenn wir dabei nicht an Gummibärchen oder Kuchen, sondern an hochwertige, frische Lebensmittel denken.
Vor allem sollten wir weglassen, was wir nicht vertragen. Ein maßvoll bewusster Verzicht stärkt zudem unser Selbstwertgefühl und verschafft uns eine bessere innere Basis. Auch medizinisch gesehen sind bestimmte Zubereitungen beispielsweise aus Baldrian, Hopfen oder Passionsblume und natürlich dem sehr gut wirkenden Johanniskraut denkbar.
Ein weiterer Tipp: Die ausgleichende Muskatnuss - etwa eine halbe Nuss fünf Stunden vor dem Zubettgehen - ist als hochwirksames Notfallmittel zu erwähnen. Aufgrund ihrer leichten Giftigkeit ist sie jedoch nur für eine kurzfristige Anwendung geeignet.
Kräuter können durchaus helfen, den Menschen wieder mehr zur Ruhe kommen zu lassen. Längerfristig sollte aber jeder selbst an sich arbeiten und Alltag, Partnerschaft und Berufsleben mitgestalten, sodass er in seinem Leben wieder zu mehr Balance und Freiheit findet. Und damit ganz allmählich und auf natürliche Weise Frieden und Lebensglück fühlen kann.
Dieses innere Gleichgewicht ist - nach allem, was wir über die Wirkungen von Stress bereits wissen - in unserer heutigen Welt eine ganz entscheidende Grundlage für fortdauernde Gesundheit und echte Lebensqualität.
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