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Tripper ist die häufigste sexuell übertragbare Krankheit. Lesen Sie hier, wie sie entsteht, wie sie sich äußert und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Tripper, auch „Gonorrhoe“ genannt, ist eine ansteckende bakterielle Infektion, die sexuell übertragen wird und somit zu den Geschlechtskrankheiten zählt.
Weltweit stecken sich jedes Jahr ungefähr 60 Millionen Menschen mit Tripper an, Männer und Frauen gleichermaßen, wobei insbesondere Erwachsene um die 30 Jahre betroffen sind. Wie viele Deutsche betroffen sind, ist unbekannt, da die Erkrankung nicht mehr meldepflichtig ist. Schätzungen zufolge gibt es ungefähr 10.000 bis 20.000 Fälle pro Jahr.
Bestimmte Bakterien, die Gonokokken, auch „Neisseria gonorrhoeae“ genannt, verursachen die Erkrankung. Der Erreger wird durch ungeschützten Geschlechtsverkehr sowie durch Anal- oder Oralverkehr übertragen. Die Inkubationszeit der Gonokokken ist kurz. Sie beträgt zwei bis zehn Tage nach der Ansteckung.
Die Gonokokken besiedeln die Schleimhäute der Harn- und Geschlechtsorgane. Menschen, die häufig ihre Sexualpartner wechseln und ungeschützten Geschlechtsverkehr haben, sind besonders gefährdet, an Tripper zu erkranken.
Tripper kann während der Geburt auch von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Die Gonokokken befallen oft die Bindehaut des Neugeborenen, was zur eitrigen Bindehautentzündung und zur Erblindung führen kann. Nicht nur während der Geburt, sondern auch während der Schwangerschaft kann die Mutter ihr Kind mit Gonokokken infizieren. Im ersten Trimester können Entzündungen des Bauchfells und der Eileiter den Fötus sogar töten. Seltener kann Tripper bei Neugeborenen auch Entzündungen der Schleimhäute der Nase, der Vagina und des Afters verursachen.
Bei ungefähr fünf bis zehn Prozent der Patienten verläuft das Anfangsstadium ohne Symptome und die Erkrankung wird unwissendlich an die Sexualpartner übertragen. Bleiben die Betroffenen unbehandelt, können schwere Entzündungen der Geschlechtsorgane und bleibende Schäden entstehen, wie zum Beispiel Unfruchtbarkeit.
Die ersten Beschwerden bei der Frau sind Schmerzen beim Wasserlassen und ein milchiger, eitriger Ausfluss aus der Scheide. Später entwickelt sich eine Gebärmutterhalsentzündung mit starken Unterbauchschmerzen, Fieber, Übelkeit und Erbrechen sowie Entzündungen des Bauchfells, der Eierstöcke und der Eileiter, die zu Verklebungen und zu Unfruchtbarkeit führen können. Breitet sich die Infektion auf die bartholinischen Drüsen aus, die Drüsen im Bereich der Schamlippen, bildet sich dort oft ein Abszess, der sehr schmerzhaft sein kann und chirurgisch geöffnet werden muss.
Beim Mann äußert sich Tripper mit einer akuten Harnröhrenentzündung, die sich mit einem eitrigen, gelblich-milchigen und übelriechenden Ausfluss aus der Harnröhre vor dem Wasserlassen insbesondere am Morgen bemerkbar macht. Weitere Symptome sind brennende Schmerzen beim Urinieren, Juckreiz und eine Rötung und Schwellung der Eichel. Bleibt die Infektion unbehandelt, kann sie sich ausbreiten und zu Entzündungen der Prostata, der Blase, der Hoden oder der Nebenhoden führen, die sich mit Unterbauch- und Hodenschmerzen sowie mit Schwellungen der Hoden äußern und zu Unfruchtbarkeit führen.
Über die Blutbahnen breiten sich die Gonokokken im ganzen Körper aus und verursachen schmerzhafte Gelenk- und Sehnenscheidenentzündungen, Fieber, Schüttelfrost und Hautveränderungen.
Nicht nur bei Neugeborenen, sondern auch bei Erwachsenen, die an Tripper erkrankt sind und sich nach dem Berühren infizierter Genitalien die Augen reiben, kann es zur Augenentzündung kommen. In diesem Fall spricht man von der sogenannten „Gonokokkeninfektion der Augen“ oder der „okularen Gonorrhoe“. Sie äußert sich mit stark geschwollenen Augenlidern, einer erhöhten Durchblutung des Auges und Eiter- sowie Geschwürbildungen an der Hornhaut.
Tripper kann auch Entzündungen der Hirnhäute und des Herzens auslösen, wenn er nicht behandelt wird. Bei schweren Verläufen kann eine Blutvergiftung durch die Gonokokken lebensbedrohlich sein.
Die extragenitale Formen des Trippers, wie die Infektionen im Bereich des Afters und des Rachens, kommen häufig vor und bleiben oft jahrelang oder für immer unerkannt, weil sie meistens unbemerkt verlaufen. Manchmal kann Tripper auch Halsschmerzen und Mandelentzündungen im Mund verursachen.
Bei Verdacht auf Tripper führt der Arzt mehrere Tests durch und untersucht Abstriche der Harnröhre, des Gebärmutterhalses, des Rachens, des Afters oder der Augenbindehaut, um mögliche Gonokokken nachzuweisen. Gleichzeitig wird mit einem Antibiogramm überprüft, ob es Resistenzen gegen Antibiotika gibt.
Die Analyse einer Urinprobe hilft auch, Gonorrhoe festzustellen, indem nach Erbmaterial der Gonokokken gesucht wird. Darüber hinaus können Blutuntersuchungen Antikörper gegen Gonokokken aufdecken.
Erkrankte haben durch den ungeschützten Geschlechtsverkehr meist weitere sexuell übertragbare Krankheiten, wie zum Beispiel Chlamydien, AIDS oder Syphilis.
Tripper wird mit Antibiotika behandelt, die als Tabletten verabreicht oder in den Muskel gespritzt werden und die Gonokokken abtöten. Das Antibiotikum der Wahl war lange Penicillin, viele Gonokokkenarten sind jedoch inzwischen resistent dagegen. Nun werden Alternativen wie Cephalosporine, Gyrasehemmer oder Ciprofloxacin angesetzt.
Die Dauer der Antibiotikatherapie reicht von einer Woche bis zu einem Monat. Nach einer Woche überprüft der Arzt, ob die Behandlung anschlägt und ob die Gonokokken noch nachweisbar sind.
Die Sexualpartner der Erkrankten, mit denen sie innerhalb der letzten 60 Tage Geschlechtsverkehr hatten, müssen sich auch auf Tripper untersuchen lassen. Der Geschlechtsverkehr sollte während der Behandlung und bis sieben Tage nach Therapie-Ende vermieden werden, damit sich die Partner nicht andauernd gegenseitig anstecken.
Bei Neugeborenen von Müttern, die an Tripper leiden, werden Augentropfen verabreicht, die antibakteriell wirken. Das Verfahren wird „Crede-Prophylaxe“ genannt.
Die Heilungschancen sind gut, wenn die Behandlung frühzeitig beginnt. Ein unbehandelter oder zu spät entdeckter Tripper jedoch führt zu Komplikationen und Spätfolgen wie Gelenkentzündungen, chronischen Entzündungen der inneren Geschlechtsorgane und Unfruchtbarkeit.
Wegen der steigenden Zahlen der Resistenzen gegen mehrere Antibiotika hat die Weltgesundheitsorganisation gemeldet, dass sich Tripper schon bald in ein unheilbares Leiden verwandeln könnte. Darüber hinaus wird in Deutschland diskutiert, die Meldepflicht wieder einzuführen. Tripper tritt in anderen Ländern wieder häufiger auf, aber hier zu Lande ist nicht klar, wie sich die Zahlen entwickeln.
Da immer mehr Medikamente gegen Gonokokken unwirksam sind, weil sie oft zu kurz oder in zu geringer Dosis eingenommen werden, müssen die Ärzte in den meisten Fällen eine Kombination mehrerer Antibiotika in hoher Dosierung verschreiben.
Forscher testen neue Antibiotika, die auch gegen Gonokokken helfen könnten, und versuchen, eine Impfung gegen Tripper zu entwickeln. Kein Experiment war bislang erfolgreich genug, um Studien am Menschen zu beginnen, denn der Erreger ist extrem wandelbar.
Es ist nicht möglich, Tripper natürlich zu heilen. Deswegen ist die Vorbeugung mit Kondomen sehr wichtig.
Tripper ist sehr ansteckend und wird während des Geschlechtsverkehrs oder von der Mutter aufs Baby übertragen. Wird Tripper früh erkannt und erfolgreich mit Antibiotika behandelt, sind die Heilungschancen gut. Ist das nicht der Fall, können die Gonokokken gefährlich werden, sich im ganzen Körper ausbreiten und bleibende Schäden verursachen. Die beste Selbsthilfe ist die Vorbeugung mit Kondomen.
Informationen des Robert Koch-Instituts über Gonorrhoe
Informationen des Robert Koch-Instituts über sexuell übertragbare Erkrankungen
[Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu den Themen Sexualaufklärung und Familienplanung
](http://www.bzga.de/?uid=3b7da9065e49d3debe0b3e5ed75b738a&id=sexualaufklaerung)
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