Artikel 27/02/2018

Was ist eine Zahnfleischentzündung? Diese Behandlungen helfen!

Team jameda
Team jameda
was-ist-eine-zahnfleischentzuendung-diese-behandlungen-helfen

Gesundes Zahnfleisch ist blass-rosa und widerstandsfähig. Alltagsbelastungen wie Essen und Zähneputzen hält es mühelos Stand. Doch was tun, wenn es rot und entzündet ist und immer wieder blutet?

So zeigt sich eine Zahnfleischentzündung

Es handelt es sich um eine oberflächliche Entzündung des Zahnfleisches, bei der untere Schichten des Zahnhalteapparates wie das Zahnbett noch nicht betroffen sind. Entzündetes Zahnfleisch ist dunkelrot und geschwollen. Es ist druckempfindlich, so dass die Zahnreinigung oder das Kauen harter Lebensmitteln Schmerzen verursacht. Auch Blutungen treten leicht auf und Mundgeruch kann vorkommen.

Finden sich weiße Stellen auf der Mundschleimhaut, deutet das eher auf andere Erkrankungen wie eine Pilzinfektion hin. Ein Abszess kann vorliegen, wenn Eiter aus dem Zahnfleisch austritt.

Akute und chronische Gingivitis

Aus einer unbehandelten, nicht heilenden akuten Zahnfleischentzündung kann sich eine chronische Form entwickeln, bei der die Symptome zunehmen und Folge-Erkrankungen wie Parodontitis auftreten. Bakteriell verursachte Zahnfleischentzündungen und Parodontitis sind ansteckend.

Eine Sonderform der Zahnfleischentzündung ist die akute nekrotisierende ulzerierende Gingivitis (ANUG). Sie tritt plötzlich und hefig auf. Die Symptome sind:

  • stark entzündetes, geschwüriges Zahnfleisch
  • Zahnschmerzen
  • Zahnfleischschwund vor allem in den Zahnzwischenräumen
  • Blutungen

Schlechte Mundhygiene als Ursache Nr. 1

Grund für eine Zahnfleischentzündung ist in den meisten Fällen mangelnde Mundhygiene. Werden die Zähne unregelmäßig und unzureichend gereinigt, lagern sich bakterienhaltiger Plaque und Zahnstein an. So wird das Zahnfleisch durch Bakterientoxine, harte Auflagerungen und körpereigene Entzündungsstoffe gereizt.

Auch eine falsche Putztechnik mit einer zu harten Zahnbürste oder unsachgemäßen Bewegung verletzt das Zahnfleisch. Schlecht sitzende Prothesen fördern Entzündungen.

Empfindliches Zahnfleisch kann auf bestimmte Inhaltsstoffe von Zahnpasten reagieren, etwa auf Natriumlaurylsulfat, das zwar gut reinigt, aber auch hautreizend ist.

Hormone als Auslöser

Hormonelle Veränderungen können Auswirkungen auf das Zahnfleisch haben. So tritt z. B. die akute nekrotisierende ulzerierende Gingivitis vor allem bei Jugendlichen, aber auch bei jungen Erwachsenen auf. Frauen haben während der Schwangerschaft, den Wechseljahren und innerhalb des Monatszyklus eine empfindlichere Mundschleimhaut, die zu Entzündungen und Blutungen neigt.

Ess- und Trinkgewohnheiten

Wer tagsüber wenig trinkt oder nachts durch den Mund atmet, begünstigt Zahnfleischentzündungen, da die Mundschleimhaut austrocknet und so die natürliche Reinigung durch den Speichel eingeschränkt ist. Auch eine einseitige Ernährung und ein Mangel an Vitamin C und B-Vitaminen lassen Schleimhäute anfällig werden.

Stark säurehaltige Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, enzymhaltige Obstsorten, z. B. Ananas, und harte Speisen wie Krusten und Nüsse reizen empfindliches Zahnfleisch. Alkohol greift die Mundschleimhaut ebenfalls an und setzt die Immunabwehr herab.

Rauchen und Stress

Tabakkonsum schädigt durch krebserregende Teerprodukte, Hitze und Nikotin das Zahnfleisch. Auch über E-Zigaretten werden, abhängig von Liquid und Dampftechnik, hautreizende Zusatzstoffe wie Propylenglykol inhaliert. Daneben schränkt anhaltender Stress die Immunabwehr ein, so dass sich Erreger leichter in der Mundschleimhaut vermehren können.

Erkrankungen und Medikamente

Zahlreiche Erkrankungen begünstigen Zahnfleischentzündungen. So kann bei einer Erkältung oder bei einem drückenden Weisheitszahn die Mundschleimhaut gerötet und empfindlich sein. Auch im Zusammenhang mit DiabetesKrebserkrankungen und Abwehrschwächen wie HIV-Infektionen treten Zahnfleischentzündungen oft auf.

Nimmt die Speichelbildung wie mit fortschreitendem Alter ab oder setzt sie vollständig aus wie beim Sjögren-Syndrom, fehlen die lokal wirkenden Antikörper des Mundsekrets. Einige Medikamente drosseln nebenwirkungsbedingt die Arbeit der Speicheldrüsen und führen dadurch zu Mundtrockenheit, z. B. Diuretika, Betablocker, Antihistaminika, Parkinsonmittel, Antidepressiva und Opiate.

So wird eine Gingivitis diagnostiziert

Der Zahnarzt begutachtet zur Diagnosestellung Farbe und Struktur des Zahnfleisches. Mit einer PSI-Sonde misst er, wie weich und anfällig das Zahnfleisch ist und ob es schnell blutet. Zusätzlich prüft er auf Karies, Zahnfehlstellungen sowie den korrekten Sitz der Zahnprothese.

Ist das Zahnfleisch schwammig und weit einzudrücken, treten rasch Blutungen auf. Wenn sich bereits Zahntaschen gebildet haben, liegt bereits eine Parodontitis vor. Diese Entzündung des Zahnbettes erfordert eine intensive Behandlung. Und zwar zahnärztliche Sitzungen, gegebenenfalls unter Antibiotika-Gabe, und eine engagierte Mundhygiene des Patienten über mehrere Wochen bis Monate.

Eine unbehandelte Parodontitis ist gefährlich und betrifft den gesamten Körper, da sich die Erreger auf den Kieferknochen ausbreiten und über die Blutbahn in andere Organe wandern können. Die ständige Entzündungssituation im Körper erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und rheumatische Erkrankungen.

Natürlich behandeln mit Hausmitteln

Zur Behandlung von Zahnfleischentzündungen eignen sich entzündungshemmende und antimikrobiell wirkende Heilpflanzen wie Kamille, Ringelblume, Salbei, Eukalyptus, Pfefferminze und Ingwer. Man lässt den Tee-Aufguss abkühlen und spült mehrmals täglich damit. Propolis, eine von den Bienen hergestellte harzartige Masse, wirkt ebenfalls gegen Entzündungen und Keime. Es kann in Form von Sprays, Gurgellösungen oder Halspastillen angewendet werden.

Adstringierende Heilpflanzen wirken antientzündlich, blutstillend und abdichtend, so dass sie bei Zahnfleischentzündungen als Tinktur, Aufguss oder Mundwasser Anwendung finden. Dazu zählen z.B. Schafgarbe, Myrrhe, Eichenrinde, Rhabarber-, Rathania- und Tormentillwurzel. Nelkenöl ist lokal betäubend und antientzündlich, man kann es unverdünnt punktuell auftupfen oder tropfenweise zum Gurgelwasser zugeben. Spülungen und Lutschtabletten mit Emser Salz fördern die Befeuchtung und Wundheilung der Mundschleimhaut.

Homöopathische Arzneien

Die Homöopathie empfiehlt bei Zahnfleischentzündungen Mercurius solubilis, wenn das Zahnfleisch geschwollen ist und bei der kleinsten Berührung blutet. Sind Zähne, Kieferknochen und Zahnfleisch allgemein schwach, gereizt und angegriffen, z.B. durch Karies, Implantate und Entzündungn, kann Calcium phosphoricum die Behandlung unterstützen.

Silicea ist bei entzündetem, zurückgehendem Zahnfleisch und Fisteln angezeigt, Kreosotum bei chronischen Verläufen mit Mundgeruch und Karies.

Schulmedizin bei Zahnfleischentzündung

Erste Hilfe bei einem wunden, schmerzenden Zahnfleisch bringen Mundgele, -salben und -lösungen mit lokalbetäubenden Inhaltsstoffen wie Polidocanol, Lidocain und Salicylsäure. Sie können mehrmals täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden. Desinfizierend wirken Substanzen wie Wasserstoffperoxid, Ethacridinlactat und Chlorhexidindigluconat.

Von einer dreiprozentigen Wasserstoffperoxidlösung geben Sie zwei bis drei Esslöffel in ein Glass Wasser. Ethacridinlactat lösen Sie in Form von Tabletten in Wasser auf, um damit zu gurgeln. Chlorhexidin ist in gebrauchsfertigen Lösungen und Mundgelen enthalten. Bei leichten Zahnfleischentzündungen reicht eine Spülung mit 0,1% Anteil aus. Stärkere Entzündungen und Parodontitis werden mit 0,2 % behandelt. Ein chlorhexidinhaltiges Mundgel massieren Sie in das Zahnfleisch ein oder gebrauchen es wie eine Zahncreme. Zur Regeneration des Zahnfleisches sind Präparate mit Hyaluronsäure und Dexpanthenol als Gurgellösung oder Lutschtabletten empfehlenswert.

Wann geht man zum Zahnarzt?

Bessern sich die Zahnfleischbeschwerden trotz Selbstbehandlung nicht deutlich nach fünf bis sieben Tagen, suchen Sie am besten Ihren Zahnarzt auf. Er kann bei starken Entzündungen kortisonhaltige Mundsalben oder Spüllösungen verordnen.

Mundhygiene ist das A und O

Um die Behandlung zu unterstützen und erneuten Beschwerden vorzubeugen, sollten Sie eine gründliche Mundhygiene betreiben. Begünstigende Faktoren wie Rauchen sollten vermieden werden. Außerdem sollten Sie auf eine vernünftige Ernährungsweise achten.

Zur Mundhygiene gehört zweimal tägliches Zähneputzen für jeweils zwei Minuten mit einer fluoridhaltigen Zahncreme. Einmal am Tag reinigen Sie die Zahnzwischenräume am besten mit Zahnseide und Zahnhölzern, Interdentalbürstchen oder einer Munddusche. Ein Zungenschaber entfernt Bakterienbeläge auf der Zunge. Für festes, gut durchblutetes Zahnfleisch sorgt eine Massage des Zahnfleisches mit einer weichen Zahnbürste.

Zur Vorbeugung erneuter Entzündungen können Sie leicht desinfizierende Mundwässer mit pflanzlichen Inhaltsstoffen oder 0,05-0,09 % Chlorhexidin täglich verwenden. Bei mangelnder Speichelproduktion helfen Präparate mit künstlichem Speichel oder sekretanregenden Wirkstoffen. Auch in der Mundflora vorkommende Bakterien lassen sich über Lutschtabletten zuführen.

Zahnbürsten wechseln Sie am besten alle zwei Monate, Interdentalbürstchen etwa alle zwei Wochen. Die zahnärztliche Kontrolle zweimal im Jahr und eine professionelle Zahnreinigung alle drei bis sechs Monate erhalten zudem die Mund- und Zahngesundheit.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.