Artikel 23/06/2022

Was ist ein Hormonstäbchen und wie wirkt es?

Dr. med. Matthias Stroth Frauenarzt (Gynäkologe)
Dr. med. Matthias Stroth
Frauenarzt (Gynäkologe)
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Das Hormonstäbchen ist eine hormonelle Langzeitverhütung. Es besteht aus einem 40 mm langen und 2 mm breiten weichen Kunststoffstäbchen, das mittels einer Kanüle an der Innenseite des Oberarms unter die Haut gelegt wird. Dort gibt es den Wirkstoff Etonogestrel – ein Gelbkörperhormon – ab, das für 3 Jahre vor ungewollten Schwangerschaften schützt.

Wie wirkt das Hormonstäbchen?

Durch die kontinuierliche Abgabe des Wirkstoffes ähnelt es in seiner Wirkungsweise einer im Langzeitzyklus eingenommenen Minipille. Durch die Gestagenwirkung wird einerseits der Eisprung unterdrückt. Andererseits wird der Schleim am Gebärmutterhals verdickt, wodurch Spermien nicht so leicht in die Gebärmutterhöhle gelangen können. Letztlich wird der Aufbau der Schleimhaut in der Gebärmutter unterdrückt, sodass sich eine ggf. doch befruchtete Eizelle nicht einnisten kann.

Für wen ist das Hormonstäbchen geeignet?

Viele Patientinnen wünschen sich eine Verhütungsmethode, an die sie – wie etwa bei der Einnahme der Antibabypille – nicht täglich denken müssen. Hier ist das Hormonstäbchen eine geeignete Alternative. Das Gleiche gilt, wenn längerfristig kein Kinderwunsch vorliegt bzw. die Familienplanung abgeschlossen ist. Auch wünschen manche Frauen keine Einlage von Spiralen in die Gebärmutter. Ferner sind Barrieremethoden (z. B. Kondome) in festen Partnerschaften auch häufig nicht erwünscht.

Wie wird das Verhütungsstäbchen eingelegt bzw. entfernt?

Die Einlage erfolgt üblicherweise innerhalb der ersten fünf Zyklustage. Das Stäbchen kann auch außerhalb dieser Zeitspanne eingelegt werden. Dann ist jedoch zuvor eine Schwangerschaft durch Test auszuschließen und für die ersten 7 Tage nach Einlage noch zusätzlich eine Barrieremethode (zum Beispiel Kondom) zu verwenden.

Nach einer örtlichen Betäubung – ähnlich der Betäubungsspritze beim Zahnarzt – wird das Verhütungsstäbchen mittels einer Kanüle an der Innenseite des Oberarms unter die Haut geschoben. Bei Rechtshänderinnen wird die Einlage am linken Oberarm, bei Linkshänderinnen am rechten Oberarm bevorzugt. Nach der Einlage wird die Einstichstelle mit einem Pflaster versorgt.

Das Stäbchen kann sofort nach der Einlage von Patientin und Arzt unter der Haut getastet werden. Nach der Einlage sollte mit den Armen für 24h kein Sport betrieben werden. Die Entfernung nach 3 Jahren – oder vorher, zum Beispiel bei Kinderwunsch – erfolgt in gleicher Weise: Nach einer Lokalanästhesie wird die alte Einstichstelle eröffnet und das Verhütungsstäbchen einfach herausgezogen. Gleichzeitig kann aber auch bei entsprechendem Patientinnenwunsch ein neues Stäbchen eingelegt werden.

Welche Vorteile bietet das Hormonstäbchen?

Das Hormonstäbchen ist ein sehr sicheres Verhütungsmittel: der Pearl-Index liegt bei <0,1. Einnahmefehler, wie etwa das Vergessen bei der Antibabypille, sind ausgeschlossen. Im Alltag und insbesondere bei sportlichen Betätigungen gibt es für die gesamte Liegezeit keinerlei Einschränkungen, insbesondere ist das weiche Stäbchen nicht unter der Haut spürbar.

Da die kontinuierliche Wirkstofffreisetzung auch den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut unterdrückt, werden die Menstruationsblutungen geringer bzw. bleiben gänzlich aus und Menstruationsschmerzen verschwinden oft komplett. Ferner kann das Verhütungstäbchen auch schon während der Stillzeit benutzt werden.

Welche Risiken oder Komplikationen kann es geben?

Wie bei allen reinen gestagenbasierten Verhütungsmaßnahmen können Blutungsunregelmäßigkeiten und insbesondere Schmierblutungen auftreten. Das kann auch dazu führen, dass Patientinnen sich das Stäbchen vor Ablauf der 3 Jahre entfernen lassen. In seltenen Fällen treten Kopfschmerzen, Brustspannen, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust und Hautunreinheiten auf. In Einzelfällen wurde auch eine Wanderung des Stäbchens von der Einlagestelle weg in den Körper beschrieben; dies ist bei regelhafter Einlage jedoch praktisch ausgeschlossen.

Welche Alternativen gibt es?

Neben der klassischen Antibabypille bieten insbesondere Hormonspiralen ähnlich wie das Verhütungsstäbchen den Vorteil, nicht täglich an die Einnahme denken zu müssen. Wird eine hormonfreie Langzeitverhütung gewünscht, kommen goldhaltige oder kupferhaltige Intrauterinspiralen, wie etwa die Kupferkette, der Intrauterinball oder die Kupferspirale in Betracht. Besteht dauerhaft kein Kinderwunsch mehr, ist auch die Sterilisation möglich, wobei diese sowohl beim Mann als auch bei der Frau durchgeführt werden kann.

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