Artikel 16/04/2018

Buddhistische Psychotherapie: Alles über die Behandlung

Team jameda
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In den letzten Jahrzehnten hat sich der „psychotherapeutische Markt“ enorm verändert. Neben den klassischen Verfahren haben sich mittlerweile viele neue Methoden etabliert. Dieser Artikel soll die Buddhistische Psychotherapie erläutern und eine Hilfe zur Entscheidungsfindung sein, ob dieser Ansatz der richtige sein könnte.

Was ist Buddhistische Psychotherapie?

Die Buddhistische Psychotherapie ist ein psychotherapeutisches Behandlungskonzept, das zum Einen die buddhistische Weltlehre als philosophisches Element und zum Anderen das westlich geprägte psychotherapeutische Verständnis miteinander vereint.

Diese Synthese zweier unterschiedlicher Perspektiven bringt die Lehrreden Buddhas mit den aktuellen Erkenntnissen der Neurowissenschaften zusammen. Dabei ist ausdrücklich zu betonen, dass die buddhistischen Elemente frei von religiösen Inhalten sind und sich auf empirische Betrachtungen des Menschen beziehen.

Diese Menschenbetrachtung klassifiziert dieses Verfahren als eine transpersonale Psychotherapie, da sie über das einzelne Individuum hinausgeht und ganz grundlegende Aspekte des Menschseins mit einbezieht.

Die Entstehung psychischer Erkrankungen

Eine wichtige buddhistische Grundannahme ist, dass das Leid unvermeidbar ist. Es gehört zum Leben dazu. Als Menschen erfahren wir Leid durch viele Situationen: Trennungen, Verlust eines geliebten Menschen oder des Arbeitsplatzes, Krankheit … Die Liste ist lang. Die menschlichen Reaktionen darauf sind oft nur allzu verständlich.

Beginnt sich aber das Leiden zu automatisieren, weil die Betroffenen sich mit ihm, den Situationen oder den Reaktionen identifizieren, an ihnen anhaften oder Widerstände entwickeln, entsteht unbewusstes Handeln und Denken. Diese Unbewusstheit nannte Buddha vor 2600 Jahren „Unwissenheit“.

Unwissenheit deshalb, weil der Mensch im Modus des Autopiloten nicht erkennt, was eigentlich geschieht und dass es einen Ausweg aus dem individuellen Leiden gibt. Durch beständiges Wiederholen verstärkt sich schlussendlich der Automatismus des Leidens. Die Folge davon kann die Entwicklung von Persönlichkeitstypen sein. Davon ist nicht nur der Einzelne, sondern ausnahmslos jeder Mensch betroffen.

Das Menschenbild

Die Buddhistische Psychotherapie geht davon aus, dass sich der Mensch bis ins hohe Alter in seinem Handeln, Denken und in seinen Persönlichkeitsanteilen verändern kann. Damit folgt sie der buddhistischen Sicht des ständigen Wandels aller Erscheinungen.

Die neueste Forschungslage zur Neuroplastizität des Gehirns bestätigt das eindrucksvoll. Das Gehirn hat die Fähigkeit, sich an neue Situationen anzupassen und neue neuronale Strukturen zu bilden.

Eine automatische Einteilung in „kranke“ oder „gesunde“ Menschen gibt es innerhalb der Buddhistischen Psychotherapie nicht. Der Grund dafür ist, dass wir als Menschen relativ ähnlich auf die Anforderungen des Lebens reagieren. Darin wird die Universalität der menschlichen Reaktionsmuster gesehen, die durch die Funktionsweise des Gehirns vorgegeben sind.

Da diese Muster in den meisten Fällen unbewusst sind und deshalb zu leidvollen Automatismen führen, ist eines der wichtigen und folgerichtigen Ziele, sie bewusst zu machen und aktiv Neues zu gestalten. Also unheilvolle neuronale und psychologische Bedingungen zu schwächen und heilvolle zu stärken. Dabei geht die Buddhistische Psychotherapie davon aus, dass die hilfreichen Anteile bereits angelegt sind, jedoch nicht gut ausgebildet wurden.

Das sind die Anwendungsgebiete

Da der Behandlungsverlauf immer an der aktuellen Situation und die individuelle Zielsetzung der Patienten orientiert ist und der Idee folgt, stark belastete Menschen erst einmal aufzubauen, gibt es keine Gegenanzeigen für diese Therapie.

Die Menschen werden so angeleitet, dass sie statt Hilflosigkeit Selbstwirksamkeit erfahren. Das ist eine gute Grundlage für eine positive Veränderung. Damit ist sie für alle Menschen geeignet, was unter Umständen eine fachärztliche Behandlung ausdrücklich nicht ausschließt, wenn erforderlich.

Im weiteren Verlauf - oder schon zu Beginn bei Klienten, die nicht so hoch belastet sind und eine gute innere Struktur besitzen - geht es dann um eine schrittweise Ich-Linderung. An dieser Stelle wird es möglich, „geliebte“ Automatismen, also anhaftende Denk- und Handlungsstrukturen loszulassen, ohne dass ein Widerstand aufkommt. Gleichzeitig können bereits vorhandene Potenziale, die allen Menschen innewohnen, gestärkt werden. Dazu gehören:

  • (Selbst-)Mitgefühl
  • Freude
  • Gleichmut
  • Liebesfähigkeit

So funktioniert die Therapie

Am Beginn einer Behandlung stehen neben einer Zielfestlegung psychoedukative Elemente. Patienten werden in Selbststeuerungsübungen sowie Atem- und Körperübungen eingewiesen und trainieren sie gemeinsam mit dem Behandler. Das ist die Grundlage für ein weiteres wichtiges Instrument der Buddhistischen Psychotherapie: Achtsamkeit.

Der Patient lernt, was Achtsamkeit ist, wie sie funktioniert und wie sie sich in den Alltag einfügen lässt. Mit diesen beiden Handwerkszeugen ist der Patient nun in der Lage, achtsame Selbststeuerung in seiner Lebenswirklichkeit umzusetzen. Durch die regelmäßige Praxis zu Hause verändern sich die maßgeblichen Hirnstrukturen im Verlauf der Behandlung.

Außerdem wird zu Beginn einer Behandlung über neurophysiologische Grundlagen gesprochen, so dass sich dem Patienten die Zusammenhänge erschließen. Das fördert die Eigenverantwortung und erhöht die Bereitschaft der Hilfesuchenden, aktiv an den eigenen Zielen mitzuarbeiten. Die therapeutischen Schritte dienen bis hierhin in erster Linie der Entlastung und Stabilisierung.

Abhängig von der Vorqualifikation des Therapeuten können unproblematisch Techniken anderer Psychotherapie-Verfahren, z.B. aus der Verhaltenstherapie, den tiefenpsychologisch orientierten Verfahren, der Psychosynthese und weiterer Schulen integriert werden. Während durch die achtsame Selbststeuerung Ressourcen erschlossen und das Stressniveau reduziert werden, kann mit weiteren Methoden an den Zielen gearbeitet werden.

Nach der Phase der Stabilisierung kommt es zur sogenannten Ich-Linderung. Die Ich-Linderung zielt darauf ab, unheilsame und belastende Ego-Anteile zurückzunehmen und heilvolle zu stärken. In einer Ego-Analyse wird eingehend besprochen, welche dieser Anteile zu Problemen führen und welche bewusst zum Tragen gebracht werden sollen.

In Übungen, Meditationen und Imaginationen wird neben der bewussten Seite auch eine unbewusste angesprochen, so dass verschiedene Ebenen miteinander in Verbindung gebracht werden. Diese Herangehensweise fördert einerseits die Stabilisierung der Persönlichkeit, andererseits stellt sie auch Aspekte davon in Frage. Die Ego-Linderung dient schlussendlich dazu, die drei Ursachen für das Leiden

  1. Anhaftung – „ich will!“
  2. Widerstand – „ich will nicht!“
  3. Unwissenheit – „was treibe ich hier eigentlich?“

zurückzunehmen und sich selbst durch Selbsterkenntnis und bewusstem Perspektivwechsel zu hinterfragen. Dadurch kommt es zu einer Gesamtveränderung - im Handeln, im Denken und im Fühlen.

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