Team jameda
Seit etwa drei Jahren sind Impfstoffe gegen HPV auf dem Markt, seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung für alle Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren. Doch seitdem werden immer wieder Stimmen von Kritikern laut, die die Wirksamkeitsbelege der Impfstoffe bemängeln und vor allem das Verhältnis von Nutzen und Kosten der Impfung in Frage stellen. Was ist eigentlich der Hintergrund dieser Debatte und für wen ist die Impfung sinnvoll?
Im Jahr 2008 hat der Wissenschaftler Harald von Hausen den Nobelpreis für seine Entdeckung erhalten, dass das Humane Papilloma-Virus (HPV) Gebärmutterhalskrebs auslösen kann. Bei dieser Krebsart, auch Zervixkarzinom genannt, ist der untere Teil der Gebärmutter befallen. Bei etwa 95% aller Zervixkarzinome kann eine HPV-Infektion nachgewiesen werden. Werden Krebszellen am Gebärmutterhals bzw. ihre Vorstufen gefunden, wird üblicherweise ein Teil des Gebärmutterhalses entfernt. Für die betroffenen Frauen bedeutet das beispielsweise ein erhöhtes Risiko für schwere Komplikationen in nachfolgenden Schwangerschaften - ein nicht unbedeutendes Problem, wenn man bedenkt, dass Frühformen und Vorstufen des Zervixkarzinoms vor allem bei Frauen im Alter von 20 bis 40 Jahren festgestellt werden.
In den letzten Jahren sind die Erkrankungs- und Todesfälle durch das Zervixkarzinom deutlich zurückgegangen. Nicht nur durch verbesserte Therapiemöglichkeiten, sondern auch durch die Früherkennungsuntersuchung, auf die jede Frau ab dem 20. Lebensjahr einmal jährlich Anspruch hat. Dabei wird während einer gynäkologischen Untersuchung ein Abstrich des Gebärmutterhalses entnommen. Mit Hilfe des sogenannten Pap-Tests, einer speziellen Anfärbemethode, lassen sich veränderte Zellen erkennen, die als Krebsvorstufen gelten.
Doch trotz dieser Vorsorgeuntersuchung ist das Zervixkarzinom die zehnthäufigste Krebserkrankung bei Frauen. Bei etwa 6.200 neudiagnostizierten Fällen im Jahr verzeichnete das Statistische Bundesamt 2007 etwa 1.700 Todesfälle durch den Gebärmutterhalskrebs. Untersuchungen haben gezeigt, dass nur 50% aller Frauen die Früherkennung in Anspruch nehmen und mit Hilfe des Pap-Tests nur etwa die Hälfte aller Krebsvorstufen (oder Karzinomzellen?) erkannt werden können. Zwar entstehen nicht automatisch aus allen veränderten Zellen auch tatsächlich Krebszellen, doch lässt sich das Krebsrisiko deutlich reduzieren, wenn man eine Infektion mit HPV verhindern kann.
An dieser Stelle setzen die Impfstoffe ein: Sie helfen dem Körper, dass er sich gegen die Humanen Papilloma-Viren zur Wehr setzen und einen Befall verhindern kann. Klinische Studien haben gezeigt, dass die Impfstoffe bei Frauen, die noch nicht mit HPV in Kontakt waren, mehr als 90% aller Krebsvorstufen verhindern können, die durch die beiden häufigsten Unterarten des Virus verursacht werden. Allerdings nimmt die Wirksamkeit deutlich ab, wenn bereits eine HPV-Infektion stattgefunden hat. Das hat die STIKO zu der Empfehlung veranlasst, dass die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr stattfinden soll, denn HPV wird über sexuelle Kontakte übertragen.
Weiterhin hat die STIKO bei der Analyse der klinischen Untersuchungen festgestellt, dass der Nutzen das Risiko einer Impfung bei weitem übersteigt, und deshalb die Impfung empfohlen. Damit übernehmen auch die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. Die HPV-Impfung sollte aber immer mit den Früherkennungsuntersuchungen kombiniert werden, um einen größtmöglichen Schutzeffekt zu erzielen.
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