Artikel 25/01/2015

Der Einsatz von Acrylatkleber in der Gefäßmedizin

Team jameda
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Der Acrylatkleber ist seit einiger Zeit als neue Therapiemöglichkeit bei der Behandlung von Krampfadern in aller Munde. Man spricht dabei oft vom ‘Venen kleben’. Doch ist der Einsatz des Bioklebers wirklich so neu und welche Einsatzgebiete gibt es in der Gefäßmedizin?

Seit 1949 ist das Cyanoacrylat chemisch bekannt, 10 Jahre später konnte die sehr gute Klebeeigenschaft erstmals auch in biologischen Geweben nachgewiesen werden. Seit 1960 wird der Acrylatkleber in der Medizin in fast allen Fachrichtungen vielfach eingesetzt. Zunächst nur als Wundkleber (als Ersatz von Wundnähten) auf dem Körper verwandt, kamen bald auch Anwendungen im Inneren des Körpers hinzu. Nahezu alle operativen Disziplinen benutzen das Cyanoacrylat seither zur Blutstillung und auch zum Verschluss blutender Gefäße. Auch wird es zum Befestigen von Prothesen und anderem körperfremden Organersatz eingesetzt.

Ab 1981 fand der Superkleber dann Eingang in die Katheter gestützte Gefäßmedizin. Neuroradiologen begannen mittels im Gefäß positionierter Katheter, erweiterte Gehirnschlagadern als Prophylaxe vor einem Schlaganfall zu verkleben. Diese Methode blieb weitgehend ohne Komplikationen. Abstoßung des biologisch abbaubaren Materials oder einen permanenten Verbleib im Körper sahen die Mediziner nicht. Auch Embolien und andere schwerwiegende Komplikationen wurden nicht beschrieben.

Derart ermutigt wurde der Einsatz des Cyanoacrylat-Klebers und chemisch verwandter Bioklebstoffe immer weiter ausgedehnt. Mittels Kleber werden heute Arterien und Venen von Milz, Niere und Leber, Kurzschlussverbindungen zwischen Vene und Arterie (sog. arteriovenöse Fisteln) in allen Gefäßregionen, Krampfadern an der Gebärmutter und im kleinen Becken verschlossen. Auch in der Behandlung bösartiger Tumoren spielen diese Verfahren inzwischen eine sehr große Rolle, kann man doch mit dem Verkleben von Tumor versorgenden Arterien den Krebs selbst zum Absterben bringen.

Seit ca. 4 Jahren wird der Kleber auch eingesetzt um komplizierte Lecks an Gefäßprothesen, die z.B. in der erweiterten Bauchaorta eingesetzt werden, sicher zu verschließen.

Wichtig war in diesem Zusammenhang auch, dass es in experimentellen Versuchen gelang, die Wirkung des Klebers auf die einzelnen Gefäße darzustellen. So weiß man heute, dass die Arterienwand beim Einsatz des Acrylatklebers nicht zerstört wird, bei der Venenwand jedoch genau dies geschieht. Die Venenwand wird irreversibel geschädigt.

Genau diese Erkenntnis war es, die dann auch der Entwicklung von Klebekathetern zur Therapie der Stammkrampfadern einen weiteren Auftrieb gab. Die bisher auf dem Markt befindlichen Laser- und Radiofrequenzkatheter erreichen durch eine sehr starke Hitzeeinwirkung auf die Venenwand (120-1000°C) genau die Zerstörung der Venenwand - sie verkohlen diese komplett.

So liegt die Vermutung nahe, dass durch den Einsatz des Klebers in der Krampfader ein sicherer und endgültiger Verschluss zu erreichen ist und die defekte Vene auf Dauer ausgeschaltet bleibt. Der Vorteil des Klebers liegt neben der hohen Effektivität, die identisch der des Radiofrequenzkatheters ist, bei aber deutlich geringerem Auftreten von Nebenwirkungen. Das Fehlen der hohen thermischen Belastung des Gewebes führt letztlich zu einem deutlich schmerz- und nebenwirkungsärmeren Therapieeffekt.

Seit 2011 ist ein System zum Kleben der Stammkrampfadern europaweit zugelassen. In Deutschland wird dieses System gegenwärtig in 15 Zentren zur Behandlung der Stammvarikosis (Krampfaderbildung in einer der größeren Venen) erfolgreich eingesetzt.

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