Team jameda
In jeder urologischen Praxis gehört die Vasektomie des Mannes zu den am häufigsten durchgeführten operativen Eingriffen, Tendenz steigend. Aus diesem Grund möchte ich hier einmal die psychologischen Aspekte dieses Eingriffes betrachten und mögliche Probleme darstellen. Als Grundlage dienen jahrelange Befragungen von Patienten: u.a. Fragen nach sexuellem Verlangen, Selbstwertgefühl, Orgasmusgefühl, sexuellem Genuss und Zufriedenheit der Partnerin.
Die überwiegende Anzahl sterilisierter Männer steht Fragen nach ihrer Sexualität sehr aufgeschlossen gegenüber. Allerdings wird die Sterilisationsvasektomie auch heute noch unter Männern als ‘Potenz gefährdender Eingriff’ empfunden, was zu falschen Erwartungen hinsichtlich der Folgen der Operation führen kann. Sexuelle Störungen nach einer Vasektomie sind meist problematische Einzelfälle, die natürlich ernst genommen werden müssen und sich teilweise extrem auf die Sexualität des Einzelnen und seiner Partnerin auswirken.
Grundsätzlich kann die Vasektomie nur sehr selten direkt als Ursache von Sexualstörungen verantwortlich gemacht werden. Zunehmende Bedeutung erlangen aber anscheinend postoperative Libidostörungen, die von Erektions- und Ejakulationsstörungen begleitet werden, bzw. diese vortäuschen. Diese Problematik tritt hauptsächlich bei Männern mit eher geringen Kenntnissen der männlichen Sexualität und Anatomie, selten bei Männern mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein auf. So berichteten nahezu 98% der über die Jahre befragten Männer im Alter zwischen 30 und 59 Jahren, dass sie die Tatsache der Zeugungsunfähigkeit nicht belaste, 65% berichteten über ein deutlich verbessertes sexuelles Verlangen, besseren Genuss des Geschlechtsverkehrs, gesteigertes sexuelles Verlangen der Partnerin (z.B. nach Absetzen von Pille o.ä.). 51% der Männer gaben an, das Orgasmusgefühl habe sich nach der Vasektomie nicht verändert, 39% berichteten über einen intensiveren Orgasmus. 10% konnten keine genaue Angabe machen, da sie mit Prostata medikamenten behandelt werden, die eine retrograde Ejakulation auslösen. 80% der Männer berichteten über eine unveränderte sexuelle Aktivität nach Vasektomie, 20% über eine gesteigerte sexuelle Aktivität. Somit scheint der Wegfall des Risikos einer ungewollten Schwangerschaft durchaus ein positiver Nebeneffekt zu sein, der die Libido insbesondere der Partnerin nicht unerheblich fördern kann.
Obgleich aufgrund dieser Erfahrungen die Vasektomie nicht als Verursacher sexueller Funktionsstörungen beschuldigt werden kann, wurden von einem kleinen Teil der befragten Männer auch Verschlechterungen angegeben. So berichten Männer vereinzelt über Auftreten von vorzeitigem Samenerguss, Verschlechterung der Beziehung zur Partnerin, psychischer Belastung durch das verminderte Selbstwertgefühl nicht mehr fruchtbar zu sein und über schwaches sexuelles Verlangen.
Als Voraussetzung für eine auch aus psychologischer Sicht erfolgreiche Sterilisationsvasektomie gilt es im Vorfeld der Operation den Mann (möglichst aber mit Partnerin) ausführlich zu beraten. Insbesondere die Aufwertung der sexuellen Beziehung zur Partnerin durch Übernahme von Verantwortung hinsichtlich unbeabsichtigter Schwangerschaft, Entlastung der Partnerin hinsichtlich Verhütung etc. spielt eine große Rolle als Prognosefaktor für einen erfolgreichen weiteren Verlauf der Sexualität des Mannes nach einer Vasektomie. Leider führt auch das Informationsdefizit vieler Frauen hinsichtlich der Vasektomie zu falschen Vorstellungen, Befürchtungen und Erwartungen. Insbesondere die Angst vor einem Seitensprung des Partners nach seiner Vasektomie scheint bei vielen Frauen zumindest unterschwellig eine Rolle zu spielen. Diesen Vorbehalten heißt es durch eine umfassende Aufklärung möglichst beider Partner entgegen zutreten, auch wenn dies manchmal einen höheren Zeitaufwand erfordert, als ursprünglich veranschlagt. Immerhin handelt es sich bei der Vasektomie um einen entscheidenden Eingriff in die weitere Lebensplanung des Paares, dieser will ausführlich und umfassend überlegt und beraten sein.
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