Artikel 22/06/2018

Reizdarmsyndrom: Diese Heilpflanzen können helfen

null Anne Wanitschek Heilpraktiker
null Anne Wanitschek
Heilpraktiker
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Das Reizdarmsyndrom ist eine sehr häufige Erkrankung. Rund 15 bis 20 Prozent der Deutschen leiden darunter. Die ersten Beschwerden zeigen sich meist ab dem 30. Lebensjahr. Bei der schulmedizinischen Untersuchung mittels Ultraschall, Blutuntersuchungen und Magen-Darm-Spiegelungen wird typischerweise kein Befund erhoben.

Eine sorgfältige Diagnose ist trotzdem wichtig. Schließlich kann die Diagnose „Reizdarm“ erst dann gestellt werden, wenn andere Darmerkrankungen ausgeschlossen sind.

Welche Symptome zeigt das Reizdarmsyndrom?

Typischerweise macht sich das Reizdarmsyndrom mit unterschiedlichen Beschwerden bemerkbar. Meist klagen die Betroffenen über krampfartige Bauchschmerzen, die von Stuhlunregelmäßigkeiten wie Verstopfung oder Durchfall begleitet sind. Eine abnorme Stuhlkonsistenz und Blähungen sind ebenfalls häufig.

Ursachen für das Reizdarmsyndrom

Die Ursachen sind bis heute noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren bei der Entstehung der Erkrankung eine Rolle spielen. Auftreten und Verlauf der Krankheit werden unter anderem beeinflusst durch

  • erhöhte Schmerzempfindung
  • Bewegungsstörungen des Darms
  • erbliche Veranlagung
  • Störungen der Darmflora
  • Umwelteinflüsse
  • Medikamenteneinnahme (zum Beispiel Antibiotika)
  • psychische Belastungen wie Stress
  • Regulationsstörungen des Immunsystems

Naturheilmittel bei Reizdarm: eine sinnvolle Option

Die Naturheilkunde bietet beim Reizdarmsyndrom diverse Therapie-Optionen. Auch Ärzte greifen immer häufiger darauf zurück. Dazu zählen unter anderem Ernährungshinweise, Darmregulierungen mit Probiotika und die Pflanzenheilkunde. Diese Verfahren werden meist gut vertragen. Ihr Erfolg kann mittlerweile durch klinische Studien beurteilt werden.

Besonders aussichtsreich scheint die Pflanzenheilkunde zu sein. Dabei kommen Heilpflanzen oder ihre Inhaltsstoffe zur Anwendung. Die Heilpflanzen können in klassischer Form als Tee oder Tinktur angewandt werden. Die Betroffenen können mittlerweile auch auf eine Reihe standardisierter Präparate zurückgreifen.

Bewährte Heilpflanzen bei Reizdarm

Bei der naturheilkundlichen Behandlung des Reizdarms haben sich unterschiedliche Heilpflanzen bewährt. Welche Heilpflanze zur Anwendung kommt, sollte anhand der individuellen Beschwerden ermittelt werden. Zusätzlich sollte jeder Therapieversuch mit Heilpflanzen mit dem Arzt abgesprochen werden.

Bei krampfartigen Beschwerden kommen verschiedene Heilpflanzen in Betracht. Das aus Balsambaumgewächsen gewonnene Harz, die sogenannte Myrrhe, wird aufgrund seiner entzündungshemmenden, pilzwidrigen und krampflindernden Eigenschaften geschätzt. Myrrhe wird bei Reizdarm meist in Kombination mit Kamille und Kaffeekohle eingesetzt.

Kamille wirkt ebenfalls schmerzlindernd, krampflösend und entzündungshemmend. Die Kaffeekohle wirkt zusammenziehend. Dadurch werden die Schleimhaut geschützt und die Flüssigkeitsbildung im Darm reduziert. Zudem wirkt Kaffeekohle durch ihre absorbierenden Eigenschaften entgiftend. Sie bindet damit zum Beispiel Toxine pathogener Darmkeime.

Der Effekt der Kombination von Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle wurde unter anderem in einer 2014 veröffentlichten Studie nachgewiesen, bei der 131 deutsche Arztpraxen teilnahmen.

Ballaststoffreiche Heilpflanzen können ebenfalls hilfreich bei Reizdarm sein. Ballaststoffe fördern die Darmtätigkeit und schützen die Darmschleimhaut. Besonders aussichtsreich scheint Studien zufolge die Anwendung ballaststoffreicher Flohsamenschalen zu sein.

Bei wiederkehrenden Blähungen hat sich die Anwendung mit Kümmel-, Anis- und Fenchelfrüchten bewährt, die alle als Tee eingenommen werden können.

Cannabidiol (CBD) bei Reizdarm

Ein etwas neuerer und weniger gut erforschter Ansatz ist die Anwendung des freiverkäuflichen Cannabinoids Cannabidiol (CBD). CBD wird aus Cannabissorten gewonnen, ist aber - im Gegensatz zu THC - nicht psychoaktiv und daher nicht verschreibungspflichtig. Die Anwendung von CBD bei Reizdarm geht auf die Untersuchungen des amerikanischen Cannabis-Forschers Ethan Russo zurück.

Russo vermutet hinter der Reizdarmerkrankung einen Mangel an sogenannten Endocannabinoiden. Endocannabinoide sind Botenstoffe, die unter anderem für die Verarbeitung von Schmerzen, des psychischen Wohlergehens, der Regulierung von Entzündungen und der Stressantwort eine Rolle spielen. Gibt es nicht genug Endocannabinoide, stellen sich laut Russo Schmerzen ein, für die typischerweise keine Ursache gefunden werden kann. Neben dem Reizdarmsyndrom soll der Endocannabinoidmangel auch bei Migräne und Fibromyalgie helfen.

CBD kann die Aktivität des körpereigenen Endocannabinoids Anandamid steigern und damit bei einem Endocannabinoidmangel hilfreich sein. Daneben können die entzündungshemmenden, schlaffördernden und antidepressiven Eigenschaften von CBD lindernd wirken.

Fazit

Heilpflanzen sind eine interessante Therapie-Option beim Reizdarmsyndrom. Sie werden meist gut vertragen und ihre Wirkung konnte bereits in einzelnen Studien beurteilt werden. Wer eine Behandlung mit Heilpflanzen beabsichtigt, sollte sich fachkundig beraten lassen. Dafür kommen Apotheker, Ärzte und Heilpraktiker in Betracht.

Quellenangaben:

  • Vissiennon C, Goos KH, Arnhold J, Nieber K. Mechanisms on spasmolytic and anti-inflammatory effects of a herbal medicinal product consisting of myrrh, chamomile flower, and coffee charcoal. Wien Med Wochenschr. 2017 May;167(7-8):169-176
  • Albrecht U, Müller V, Schneider B, Stange R. Efficacy and safety of a herbal medicinal product containing myrrh, chamomile and coffee charcoal for the treatment of gastrointestinal disorders: a non-interventional study. BMJ Open Gastroenterol. 2015 Feb 6;1(1):e000015
  • Ford AC, Talley NJ, Spiegel BM, Foxx-Orenstein AE, Schiller L, Quigley EM, Moayyedi P. Effect of fibre, antispasmodics, and peppermint oil in the treatment of irritable bowel syndrome: systematic review and meta-analysis. BMJ. 2008 Nov 13;337:a2313
  • Russo EB. Clinical Endocannabinoid Deficiency Reconsidered: Current Research Supports the Theory in Migraine, Fibromyalgia, Irritable Bowel, and Other Treatment-Resistant Syndromes. Cannabis Cannabinoid Res. 2016 Jul 1;1(1):154-165

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